34 Birken in Hopferstadt erhitzen die Gemüter. Auch nach der jüngsten Diskussion im Stadtrat am Dienstag reißt der Ärger darüber, dass die Bäume nach und nach gefällt werden, nicht ab. „Das ist eine Sauerei. Birken sind so schöne Bäume. Der Mensch rottet alles aus. Da können Sie nachpflanzen was sie wollen – das Ortsbild ist kaputt“, schreibt ein Nutzer auf der Facebook-Seite der Main-Post, Lokalredaktion Ochsenfurt.
„Das Leben besteht eben aus Kompromissen.“
Viel Unverständnis gibt es auch dafür, dass den Interessen von 23 Anwohnern, die sich über die Bäume beschwert hatten, nachgegeben wird. Vor allem das Argument, die Pollen der Birken würden bei manchen zu massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen und deshalb gefällt werden, können viele nicht nachvollziehen. „Allergien und Verschmutzungen werden auch durch andere Dinge hervorgerufen und diese werden nicht im Handumdrehen beseitigt“, schreibt ein Facebook-Nutzer. „Mit einem Bürgerentscheid könnte man diesen Stadtratsbeschluss noch kippen“, so seine Hoffnung.
SPD: Gesundheit geht vor Naturschutz
Ihre Hoffnung hatten viele auch in die SPD-Fraktion des Stadtrates gesetzt. In einem Eilantrag hob deren Sprecher Bert Eitschberger noch den ökologischen Wert der Bäume hervor und sprach sich gegen ihre Fällung aus. In der entscheidenden Sitzung allerdings stimmte nur SPD-Stadträtin Ingrid Stryjski gegen eine Fällung der Bäume. In einer Stellungnahme rechtfertigt Eitschberger nun das Verhalten seiner Fraktion.
„Was die Birken anbetrifft ist es wie immer im Leben: Es gibt ein Für und Wider, es gibt kein Schwarz und Weiß“, schreibt er. Wenn es nur um den Schmutz ginge, für den die Bäume verantwortlich sind, wäre das für die SPD kein Grund gewesen, die Bäume zu fällen.
„Wenn es aber um den Gesundheitsschutz geht – und Birkenpollen sind als Allergene besonders aggressiv und Birkenpollenallergien weit verbreitet – so geht im Zweifel der Schutz der Bevölkerung vor dem Naturschutz“, betont Eitschberger.
Den Antrag seiner Fraktion rechtfertigt er damit,

„In dem Beschlussvorschlag, der vorab verschickten Tischvorlage, ist von einer Nachbepflanzung nicht die Rede, geschweige denn ein denkbares Ersatzbepflanzungskonzept bereits beigelegt. „Ein Beschlussvorschlag, den wir als SPD-Fraktion nicht mittragen konnten und der uns nach dessen Annahme veranlasste, den Beschluss durch den Stadtrat überprüfen zu lassen.“ Laut Bürgermeister Peter Juks wurde im Bauausschuss wohl auch eine Nachbepflanzung beschlossen.
Beschluss komme den Allergikern entgegen
„Der nun erwirkte Beschluss, der möglich wurde, weil die SPD-Fraktion diesen Sachverhalt per Antrag im Stadtrat beraten haben wollte, ist aus unserer mehrheitlichen Sicht ein Kompromiss“, schreibt Eitschberger. Er komme den Allergikern entgegen und stelle gleichzeitig sicher, dass wieder eine Grünzone entlang der Staatsstraße entsteht. „Das Leben besteht eben aus Kompromissen.“
Auch die beiden Grünen im Ochsenfurter Stadtrat haben dafür gestimmt, dass die Bäume gefällt werden. In einer Stellungnahme erklären sie jetzt ihre Haltung: „Den Grünen im Ochsenfurter Stadtrat sind die 34 Birken in Hopferstadt durchaus nicht egal“, schreibt Josef Meixner. So sei das entschiedene Auftreten seiner Fraktionskollegin Britta Huber im Bau- und Umweltausschuss zum Erhalt der Baumreihe ein Grund, dass dieses Thema solch eine mediale Beachtung erfahren hab. „Politik ist kein Wunschkonzert, sondern ein Ringen um Kompromisse und Mehrheiten“, so Meixner.
Grüne können mit dem Ergebnis leben
Der nun beschlossene Kompromiss würde zwei wichtige Verbesserungen beinhalten: „Erstens, findet kein Kahlschlag statt, das bedeutet die Birken werden abschnittsweise und nicht auf einmal gefällt, und zweitens muss zuvor ein schlüssiges Konzept zur standortgerechten Nachpflanzung erarbeitet und noch einmal dem Stadtrat vorgelegt werden.“ Die Grünen haben für diesen Kompromiss gestimmt. „Wir sind zwar nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis, aber können damit leben“, so Meixner. Wichtig sei seiner Fraktion, dass keine Präzedenzfälle für das einfache Beseitigen „lästiger“ Bäume geschaffen würden – mit dem schnellen Nachgeben auf Beschwerdebriefen von Anwohnern.
„Allerdings müssen ernste gesundheitliche Probleme der Anwohner auch berücksichtigt werden, ebenso deren bereitwillige Beteiligung an der Neuanpflanzung.“ Besser wäre natürlich der Erhalt der gesunden Bäume gewesen. Das war aber nicht durchsetzbar. Und mit einer Ablehnung des Beschlusses hätten wir keinen einzigen Baum gerettet, schreibt Meixner in seiner Stellungnahme.