Im Mai 2011 trafen sich über 3000 Menschen beim Denkmal am ehemaligen Platz'schen Garten und gingen zum ersten Mal den "Weg der Erinnerung" an die Deportation der unterfränkischen Juden zum ehemaligen Güter- und Verladebahnhof in der Aumühle. Knapp zehn Jahre später ist der Erinnerungsweg fast vollendet: Unmittelbar hinter der Unterführung in der Schweinfurter Straße wurde die inzwischen fünfte Gedenkstele mit einem historischen Foto aufgestellt.

2100 Juden aus Unterfranken deportiert
"Für mich ist das das Ende des Erinnerungswegs", betonte Rotraud Ries vom Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Wo seit Dienstagvormittag die neue Stele steht, ist auch fast 80 Jahre später noch der breite unbefestigte Weg zu erkennen, auf dem die jüdischen Kinder, Frauen und Männer die letzten Meter zu den Transportzügen in der Aumühle zurücklegten. Zwischen November 1941 und Januar 1944 wurden fast 2100 Juden aus Unterfranken von Würzburg aus in die osteuropäischen Vernichtungslager der Nationalsozialisten transportiert. Überlebt haben nur 63 von ihnen.
Zum Abtransport versammeln mussten sie sich an der Schrannenhalle am heutigen Kardinal-Faulhaber-Platz oder im damaligen Tanzlokal Platz'scher Garten am Friedrich-Ebert-Ring, wo ein von Pater Meinrad Dufner entworfenes Denkmal seit November 2010 den Ausgangspunkt des Erinnerungswegs bildet. Der Künstler aus dem Kloster Münsterschwarzach hat auch die Gedenkstelen aus Metall entworfen, die zusammen mit den im Boden eingelassenen Schwellen – hergestellt von Schülern der Josef-Greising-Schule – den rund 1,8 Kilometer oder gut 2000 Schritte langen "Weg der Erinnerung" markieren.
Kurze Texte erläutern, worum es auf den Fotos geht
Aussparungen im oberen Teil der Stelen, die von Pater Zacharias Heyes im Kloster Münsterschwarzach hergestellt werden, symbolisieren die Steine, die Juden traditionell auf die Grabsteine ihrer Verstorbenen legen. Unter den Fotos erläutern kurze Texte auf deutsch und englisch, worum es auf den Fotos geht. In Personenzügen 3. Klasse waren die Deportierten von Würzburg aus "auf dem Weg nach Riga, Krasniczyn oder Theresienstadt bis zu drei Tage unterwegs", steht auf der neuesten Stele.

Es soll nicht die letzte sein: An dem kleinen Durchgang von der Nürnberger Straße auf das ehemalige Gelände des Güterbahnhofs soll künftig eine weitere Stele "erklären, was es mit dem Ort auf sich hat", so Ries. An diesem Standort hat der ehemalige Oberbürgermeister Georg Rosenthal dafür eine Grunddienstbarkeit eintragen lassen, wie Benita Stolz von der Projektgruppe "Wir wollen erinnern" berichtet. Dort sollte ursprünglich der vom Architekten Matthias Braun entworfene "DenkOrt Deportation" mit seinen zahlreichen Gepäckstücken entstehen, der im vergangenen Jahr am Bahnhofsvorplatz eingeweiht wurde.