Das Chloren zeigt Wirkung. Nach aktuellen Auswertungen der mikrobiologischen Proben hat das Landratsamt Würzbug am Wochenende in fünf Gemeinden das Abkochgebot für Trinkwasser aufgehoben: in Zellingen (Lkr. Main-Spessart) sowie in Leinach, Höchberg, Hettstadt und Waldbüttelbrunn (beide Lkr. Würzburg), jedoch nicht für die Ortsteile Roßbrunn und Mädelhofen.
Seit über zwei Wochen schon müssen mehr als 50.000 Menschen in der Region das Wasser aus der Leitung abkochen, weil es mit Enterokokken (Fäkalkeimen) verunreinigt ist. Wie und warum die Keime ins Wasser gelangt sind, ist immer noch unbekannt. In der Affäre standen in den vergangenen 14 Tagen der Wasserversorger, Behörden und Gemeinden in der Kritik. Vor allem die Informationspolitik hatte viele Bürger verärgert.
Wasser wird täglich untersucht, auch am Wochenende
Das Abkochgebot bleibt weiter bestehen für die Gemeinden Eisingen, Erlabrunn, Helmstadt mit Holzkirchhausen, Kist, Neubrunn mit Böttigheim, Roßbrunn und Mädelhofen (Ortsteile von Waldbüttelbrunn), Thüngersheim, Uettingen (alle Landkreis Würzburg) und Retzbach (Landkreis Main-Spessart). „Das Abkochgebot für die noch betroffenen Gemeinden kann erst bei konstantem Vorliegen eines ausreichenden Chlorgehaltes sowie unauffälligen mikrobiologischen Befunden aufgehoben werden“, erklärte Eva-Maria Schorno, Pressesprecherin des Landratsamts Würzburg, am Sonntag. Sie gehe aber davon aus, dass am Montag, 1. Oktober, das Abkochgebot auch für die übrigen Gemeinden aufgehoben wird.
Täglich in den frühen Morgenstunden werden aus allen Hochbehältern der betroffenen Gemeinden Proben genommen und ins Labor des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen geschickt, so Schorno. Dort werden die Proben dann mikrobiologisch untersucht. „Wir arbeiten unter Hochdruck“, so Schorno. Damit das Abkochgebot aufgehoben werden kann, müssen drei aufeinanderfolgende Proben ohne Enterokokken-Belastung sein. Außerdem muss eine ausreichende Chlorsättigung im Trinkwasser nachgewiesen werden.
Manche stört der Chlorgeruch
„Chlor ist nicht gesundheitsschädlich und nicht gefährlich für den menschlichen Körper“, sagt Schorno. In vielen südlichen Ländern müsse das Wasser gechlort werden. „Manche Menschen stört aber der Geruch“, weiß die Pressesprecherin, oder das Wasser schmecke ihnen nicht mehr. Aber Chlor sei das geeignete Mittel zur Desinfektion. Auch wenn es ungewohnt rieche und schmecke – die Chlorung des Trinkwassers sei das kleinere Übel.
Ziel der Chlorung sei, dass gänzlich ausgeschlossen werde, dass sich noch Bakterien im Leitungswasser befinden. „Diese könnten dem Verbraucher deutlich mehr schaden als geringe Mengen Chlor“, lautet die Auskunft des Landratsamts. Das Wasser sei zum Trinken, Kochen, Zähneputzen oder zur Zubereitung von Speisen, zum Duschen oder Baden geeignet.
Alternativen für Schwangere und Säuglinge
Für Schwangere und Säuglinge sei als Alternative Flaschenwasser aus dem Supermarkt besser, raten Verbraucherschützer. Über die genauen Auswirkungen, die Chlor im Trinkwasser auf die Gesundheit ungeborener Babys oder auf Säuglinge hat, sind sich die Experten noch uneinig.
Falls das Abkochgebot aufgehoben werden kann, werde dies unverzüglich über die Medien, die Homepage des Landkreises Würzburg sowie die Homepage des Landkreises Main-Spessart und die Gemeindeverwaltungen an die betroffenen Verbraucher weitergegeben.