"Einen wie ihn wird es wohl nicht mehr geben. Einer, der alles in einer Person ist", sagt Martin Geißler, erster Vorsitzender des 1. FC Eibelstadt über Werner Glos (77). Bauarbeiten, Schließ- und Küchendienste, Weinfest-Logistik, Putz-, Auffüll-, Wäsche- und Fahrdienste, Fahnenträger, Jugendtrainer und Fußballspieler: seit 55 Jahren ist Werner Glos meist der erste, der kommt. Und der letzte, der geht.
Für dieses Engagement wurde Werner Glos nun ausgezeichnet: als "Gute Seele im Verein", ein Ehrenpreis, der Bestandteil des Main-Post-Wettbewerbs "Vorstand des Jahres" ist.
An drei Fußballplätzen mitgebaut
An drei Fußballplätzen und den dazugehörigen Gebäuden hat Werner Glos mitgebaut: an dem Platz an der Mainlände, dann am heutigen Landschaftssee und schließlich im Sportgelände "Mainpark". "Seit 1965 bin ich hier und auch gleich gut in Eibelstadt angekommen, weil ich gleich auf den Verein zugegangen bin", erinnert er.

Kaum da, habe er bereits die erste Schaufel in die Hand genommen. Mitglied geworden war er erst zwei Jahre später, als der gelernte Bauschlosser, der zuletzt bei der Autobahnmeisterei beschäftigt war, längst dazugehörte und unentbehrlich war, "einfach, weil keiner gefragt hatte, ob ich Mitglied werden will". Ein halbes Dutzend Vorstände haben seitdem die Geschicke des Fußballvereins bestimmt, ein Dutzend Trainer den 1927 gegründeten 1. FC Eibelstadt zwischen B-Klasse und Landesliga hin und her geführt. Immer im Hintergrund dabei: Werner Glos.
Um die 60 Wochenstunden für jedes einzelne Weinfest des FC, vom Aufbau über das Würstchengrillen bis zum Abbau, ist Glos engagiert. Ob beim Spielbetrieb oder jeder anderen Veranstaltung: Glos hat von den Getränken bis zur Dekoration alles besorgt, stellt sich gerne in die Küche und macht alles wieder sauber.
Sieben Stunden Fensterputzen
Allein sieben Stunden dauert es, bis die Panorama-Fenster des Vereinsheims geputzt sind. Glos ist einer, der sich eher mal bei einem Familienfest entschuldigt als beim Fußballverein etwas anbrennen zu lassen oder Fünfe gerade sein zu lassen, wenn es um Ordnung und Sauberkeit rund um Fußballplatz und Vereinsheim geht.
Der Liebe wegen war Glos nach Eibelstadt gezogen. Es war ein doppeltes Glück: mit Ehefrau Sieglinde und dem Fußball, den es zuvor in Allersheim nicht gegeben hat. Nicht einmal Fußballschuhe waren drin gewesen, denn Glos wuchs als Halbwaise auf. Seine Begeisterung für den Fußball aber ließ den jugendlichen Glos schon mal den sonntäglichen Kirchgang schwänzen, damit er rechtzeitig zu den Pokalspielen in Giebelstadt auf dem Platz war. "Abends hab ich dann meine Fuhr gekriegt", erzählt er – und dass er dann erst "beim Barras" selbst mit dem Spielen angefangen hat.

"Ein großer Spieler war ich nicht", wertet er seine Auftritte in der 2. Mannschaft. Der Altherren-Mannschaft hatte er sich dann schon mit 25 Jahren angeschlossen, weil da auch gesellschaftlich einiges auf die Beine gestellt wurde, von Ausflügen bis zu Festen am Radweg. Aber die Jugend hat Werner Glos 15 Jahre trainiert, war stellvertretender Jugendleiter, zu ihren Spielen hat er sie gefahren – und auch noch die Leibchen gewaschen.
55 Jahre lang "fast alles" im Verein gemacht
Werner Glos verausgabt sich bei egal welchen Arbeiten, die anfallen. 55 Jahre hat er fast alles im Verein gemacht und sich bis vor vier Monaten noch für den gesündesten Menschen gehalten. Die allergische Reaktion auf einen Wespenstich hatte ihn von der Arbeit am Sportplatz weg ins Krankenhaus gebracht – und dort gab es weitere Befunde. Die Corona-Ruhe scheint da irgendwie passend, um kürzer zu treten. Es ist weniger zu tun.
Glos aber sorgt sich, wer noch Fußball spielt, wenn es wieder losgeht. Alle, die eh schon ans Aufhören gedacht hatten, werden wohl nicht mehr kommen, fürchtet er. Und er selbst? Hört er auf? "Ja, jetzt noch nicht, oder?" guckt er sich fragend um. "Bei leichten Arbeiten helfe ich noch mit", sagt er entschlossener. "Er kann auch einfach nicht Nein sagen", erklärt Geißler. Auch wenn es mal Reibereien gab, am nächsten Tag ist er wieder da.
Was Glos antreibt? "Sonntag will ich draußen auf dem Sportplatz sein, weil ich am Fußball hänge. Fußball hat mich schon immer gepackt. Warum, weiß ich nicht."