"Wo ist für Sie persönlich die Ortsmitte von Randersacker?" Die Frage markierte den Auftakt zu Randersackers integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK). Bürgermeister Michael Sedelmayer nutzte die Bürgerversammlung, um von Beginn an möglichst viele Bürger anzusprechen und einzubinden.
So scheinbar einfache Fragen wie die nach der Ortsmitte stellt Stadtplaner Bertram Wegner und sein Veitshöchheimer Büro, das von der Marktgemeinde mit dem ISEK beauftragt wurde. Wegner wird die Ziele und Maßnahmen für die nächsten zehn bis 15 Jahre herausarbeiten, die zur Verbesserung der Lebensqualität im Ort beitragen sollen. Die Sanierung des Ortskerns und die Innenentwicklung bilden in der Stein- und Wein-Gemeinde den Schwerpunkt. Elementar ist die Beteiligung der Bürger mit ihren Vorstellungen. Das ISEK wird ein Sanierungsgebiet festlegen und ein Handlungskonzept bieten, die Umsetzung obliegt dann dem Marktgemeinderat.
In Randersacker ist die Einwohnerzahl seit 20 Jahren stabil
Erste Analysen des Büros Wegner charakterisieren Randersacker als ausgesprochene Wohngemeinde mit etwa 300-400 Arbeitsplätzen am Ort. Etwa 1000 der 3500 Randersackerer pendeln zum Arbeiten aus, hieß es. Bedeutsam ist auch, dass die Einwohnerzahl seit etwa 20 Jahren stabil ist. Im dörflich lebendigen Ortskern gibt es eine hohe Zahl an Grundstücksgrößen unter 200 Quadratmetern. Die Struktur und das Straßenbild ist der Analyse zufolge noch immer mit dem historischen Bild um 1850 vergleichbar. Relativ hoch ist der Bestand an denkmalgeschützter Bausubstanz.
Leerstand ist so gut wie nicht vorhanden – Bauland aber ebenfalls nicht. Als offensichtliches Problemfeld werden Parkplätze, Radverkehr und Fußgängersicherheit ausgemacht, was auch von der Bevölkerung zuvor besonders um den Flecken thematisiert wurde. Im Rahmen der Bestandsanalyse, so kündigte Wegner an, würden in Kürze auch Fragebogen an die Haushalte verschickt, die sehr detailliert nach Handlungs- und Sanierungsbedarf fragen. Üblicherweise schließen sich auch Ortsbegehungen mit den Bürgern an.
Neben Lob gab es auch viele Wünsche nach Verbesserungen
Stärken und Defizite waren schließlich schon am Abend in einer Art Ideensammlung gefragt, thematisch orientiert an den vier Themenkomplexen "Bauen, Wohnen und Ortsbild", "Tourismus und Infrastruktur", "Öffentlicher Raum und Grünflächen" sowie "Gewerbe und Verkehr". Und Anregungen gab es reichlich, auch wenn sich um 21.30 Uhr nicht mehr alle 170 Besucher der Bürgerversammlung zur Mitarbeit gewinnen ließen. Dabei gab es nicht nur ein Smiley, das Label "1A-Wohngemeinde" und diverse andere Liebeserklärungen an ein erkennbar geliebtes Randersacker, sondern auch reichlich Wünsche und Vorschläge für Verbesserungen.

In den Wünschen mehrfach genannt war ein Gemeindehaus für die Vereine, konkret für etwa 200 Personen. Zum großen Komplex Straßenverkehr und Parken gehört, dass die Busse als zu laut und zu groß empfunden werden, der Antrieb mit erneuerbarer Energie gewünscht wird. In der Würzburger und der Ochsenfurter Straße gebe es immer noch zu viel Verkehr, Car- und Fahrrad-Sharing waren weitere Anregungen. Ferner sind Mietwohnungen sind gesucht, Bauland soll erschlossen werden. Das Gewerbegebiet dagegen könnte ruhig kleiner ausfallen: "Nicht das ganze Maintal opfern! Dann auch kein Kreisel-Problem", war zu lesen. Bürgerbus, Post und Drogerie standen auf der Wunschliste, außerdem barrierefreie öffentliche Gebäude sowie gleich mehrfach Bäume und Grün.
Die Mitte von Randersacker – sie war auf einem Ortsplan zu markieren – liegt übrigens für den einen genau bei St. Stephanus, für viele rund um den Edelhof-Komplex mit dem Rathaus. Markiert waren aber auch präzise Balthasars Badewanne, das Mainufer sowie ganz persönliche Mittelpunkte. In etwa zwei Monaten soll es die nächste ISEK-Veranstaltung geben.