
Um 8.30 Uhr am Morgen empfand der 16-jährige Rainer Spitznagel oft Mitleid mit seinem Chef. Dabei war dieser Chef – abgesehen von den amerikanischen Besatzern – im Jahr 1945 der mächtigste Mann in Würzburg. Doch wenn Oberbürgermeister Gustav Pinkenburg zum Leiter der für Würzburg zuständigen Militärregierung gehen musste, kehrte er meist mit hochrotem Kopf zurück. Das Gespräch hatte wieder einmal einen angenehmen Verlauf genommen, ahnte Spitznagel. Dabei, das wussten alle, bemühte sich Pinkenburg nach Kräften, es den Besatzern Recht zu machen.