Was tun, wenn plötzlich ganz Deutschland im Dunkeln liegt? Wie sichert man das Leben in der Gemeinde, wenn kein Strom mehr fließt, kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt und die Kommunikation ausfällt? Unter der Leitung von Bürgermeister Wolfgang Seifert stellte sich Wülfershausen am vergangenen Dienstag genau diesem Szenario.
Die Großübung im Grabfeld sollte eine ungewollte Aktualität bekommen: Exakt an diesem Tag fiel die Stromversorgung in ganz Spanien, in Portugal und Teilen Frankreichs aus.
Unter welchen Bedingungen die Großübung „Lebensquelle Wülfershausen 2025“ stattfand, berichtet Bürgermeister Seifert: „Im Zentrum der Übung stand der Schutz der Zivilgesellschaft: das Leben und die Gesundheit der Menschen, die Versorgung von Tieren sowie die Sicherung elementarer Infrastruktur. In einem realitätsnahen Szenario wurden alle Kräfte mobilisiert – mit einem Ziel: die Widerstandsfähigkeit unserer Gemeinde zu stärken.“
Blitzschnelle Reaktion: Notstrom binnen einer Stunde
Als Bürgermeister trage er die Fürsorgepflicht für jede Bürgerin und jede Bürgerinnen und Bürger, und dazu gehören im Notfall auch die Landwirte mit ihrem Großvieh. Sein klares Ziel sei gewesen: Niemand dürfe im Ernstfall ohne Trinkwasser bleiben – weder die 1600 Mitbürgerinnen und Mitbürger noch die Kühe, Pferde, Schweine und Schafe.
So lief die Übung ab: Kaum war der europaweite Stromausfall ausgelöst, handelte die Gemeinde sofort. Der Bauhof Wülfershausen rückte unter der Leitung von Andreas Blumenröder aus, installierte ein leistungsfähiges Notstromaggregat – und versorgte binnen einer Stunde zentrale Einrichtungen wie die Trinkwasseraufbereitung, das Rathaus und die Verwaltung wieder mit Strom. Geübte Abläufe, engagierte Teams und klare Führung hätten diese beeindruckende Leistung möglich gemacht.
Gleichzeitig füllten sich die zuvor leeren Wassersysteme der gemeindlichen Versorgung und nahmen ihren Betrieb wieder auf, sodass die Gemeindebevölkerung nur im geringsten Maße eingeschränkt war. Leitungen und Trinkwassercontainer sicherten die Versorgung von Wülfershausen und Eichenhausen bis hin zu entlegenen Bauernhöfen. Das Ergebnis: Während der vierstündigen Übung blieb keine Wasserleitung trocken – die Versorgung lief reibungslos, flächendeckend und verlässlich.
Kommunikationsnetz als Rückgrat der Sicherheit
Im Rathaus wurde ein Krisenzentrum aktiviert. Über direkte Leitungen zum Landratsamt Rhön-Grabfeld sowie zu weiteren Behörden konnten in Echtzeit Lageberichte übermittelt, Bedarfe gemeldet und Unterstützungsmaßnahmen koordiniert werden. Bürgermeister Seifert betonte: „Zivilschutz funktioniert nur gemeinsam. Deshalb ist eine schnelle, transparente Kommunikation mit den überörtlichen Stellen der Schlüssel, um Leben zu retten und Chaos zu verhindern“, weiß Seifert.
Nach vier Stunden Dauerbetrieb der Notstromversorgung in Wülfershausen übergaben die Techniker der Bayernwerk AG und des Überlandwerks Rhön GmbH die reguläre Stromversorgung wieder an die Gemeinde. Mit der kontrollierten Rückführung in die Regelversorgung endete die Übung.
In der abschließenden Lagebesprechung zeigte sich Bürgermeister Seifert sichtlich stolz: „Diese Übung war ein kraftvolles Signal: Wülfershausen ist vorbereitet. Wir handeln entschlossen, gemeinsam und im Sinne des Gemeinwohls. Mein besonderer Dank gilt dem Bauhof-Team unter Andreas Blumenröder – eure Kompetenz und Einsatzbereitschaft sind das Rückgrat unserer kommunalen Sicherheit.“
Mit der Übung „Lebensquelle Wülfershausen 2025“ habe Wülfershausen nicht nur Technik getestet – sondern das Fundament des gesellschaftlichen Zusammenhalts gestärkt. (ts)
Die Übung in Wülfershausen ist ein starkes Beispiel dafür, wie kommunale Verantwortung im Ernstfall gelebt werden kann: schnelle Reaktion, funktionierende Notstromversorgung, klare Kommunikation und sogar die Einbindung der Landwirtschaft zeigen, dass hier nicht nur verwaltet, sondern vorausschauend gehandelt wird. Mein Respekt gilt allen Beteiligten – besonders dem Bauhof-Team. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass solche Übungen nicht die Ausnahme bleiben. In vielen Gemeinden, auch meiner, endet die Vorsorge bei einer Liste – ohne getestete Abläufe oder garantierte Hilfe. Der Ernstfall trifft uns nicht nur technisch, sondern sozial. Wer vulnerabel ist, braucht mehr als eine Aktennotiz. Wülfershausen hat gezeigt, was möglich ist. Möge es zum Vorbild werden.
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