Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollator, eine Familie mit Kinderwagen oder Gehbehinderte, die mit der Bahn fahren wollen, haben in Bad Neustadt ein Problem: Sie kommen am Bahnhof nicht durch die Unterführung zu den Haltestellen. Ebenso ältere Menschen mit Gepäck, die ihre Koffer die Treppen hinauf und hinuntertragen müssen. Gab es noch vor Jahren einen provisorischen Übergang an den Gleisanlagen, so ist dieser nun durch Leitplanken abgetrennt und als Parkplatz für Menschen mit Behinderung ausgewiesen. Auch blinde und sehbehinderte Menschen hätten es schwer, da entsprechende Leitlinien auf dem Weg zum Bahnhof fehlen, sagt Dieter Wirsing. Er ist stellvertretender Kreisvorsitzender und Berater für Barrierefreiheit des VdK Rhön-Grabfeld.
Bad Neustadt
Bad Neustadt ist nicht der einzige Bahnhof der Betroffen ist. Bei diesem Thema könnte halb Deutschland jammern.
Zurecht fordert der VdK Barrierefreiheit am Bahnhof Bad Neustadt – die Situation ist seit Jahren untragbar. Doch warum geschieht solche Kritik ausschließlich, wenn externe Akteure wie die Deutsche Bahn betroffen sind? Wo bleibt der Protest, wenn Barrieren in städtischen Gebäuden, bei öffentlichen Veranstaltungen, im Veranstaltungskalender, in Arztpraxen oder im ÖPNV bestehen? Und auch kein Wort zum neuen Pop-Up-Store der Stadt in der Roßmarktstraße, der für viele Menschen nicht barrierefrei zugänglich ist? Offenbar scheut man beim VdK die Konfrontation mit Stadt und Landkreis – man kennt sich, da hält man lieber still. Genau das ist das Problem: Wer Inklusion ernst meint, darf nicht nur dort laut werden, wo es politisch risikolos ist. Barrierefreiheit ist kein freiwilliges Entgegenkommen, sondern ein Grundrecht. Wer sie nur selektiv einfordert, macht sich unglaubwürdig. Inklusion braucht Haltung – auch dann, wenn sie unbequem ist. Alles andere ist Symbolpolitik mit Sicherheitsabstand.
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