Klubs wie die SG Schleerieth sind eine aussterbende Spezies. Im 400 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Ortsteil des Marktes Werneck ist die SG noch der Dorfmittelpunkt. "Das gefällt mir einfach", sagt SG-Trainer Thorsten Büttner. Der Ramsthaler gerät ins Schwärmen hinsichtlich seiner aktuellen Station. "So wie es hier ist, bin ich mit dem Fußball groß geworden. Aber solche Vereine gibt es nur noch selten, wenn man sich die Entwicklung des Fußballs ansieht."
Die SG, derzeit mit 44 Punkten Zweiter in der Fußball-Kreisliga Schweinfurt 1, vereinte schon bei der Gründung die drei Ortschaften Schleerieth, Rundelshausen und Eckartshausen. Eine neue Fusion ist aber aktuell nicht nötig. "Erstmal ist das hier nicht in Sicht", freut sich Büttner, der 2021 die Nachfolge von Spielertrainer Thomas Pfeuffer übernommen hatte, und prompt über die Relegation den Kreisliga-Aufstieg feiern durfte.
Der Verein befände sich in einer echten "Hochphase", erklärt Büttner, der im Kader erfahrene Spieler hat – aber auch junge, talentierte. Die Mischung stimmt. Die Akteure sind nicht nur auf dem Platz gefragt, sondern auch außerhalb involviert – als Thekendienst im Sportheim, oder beim Platz- und Trikotdienst. Das regelt die Mannschaft intern. "Die Jungs gehen auch viel zusammen weg", berichtet der Trainer, der schon für die nächste Saison zugesagt hat. "Das schweißt zusammen. Das gibt uns vielleicht in den Spielen diesen Extra-Kick."
Die SG Schleerieth startete mit 30 Punkten aus zwölf Spielen
Kein Wunder, dass die Schleeriether eine Spielklasse höher auch gleich wieder für Furore sorgen. Die Büttner-Elf legte einen "Monsterstart" in die Saison 2022/23 hin – mit 30 Zählern aus den ersten zwölf Spielen. Im Herbst folgte dann ein Einbruch für den Liga-Neuling. Nach der kräftezehrenden Saison, die durch die Relegationsspiele in die Verlängerung ging, war die Luft einfach etwas raus. Aus den fünf Spielen vor der Winterpause holte die SG nur noch einen Punkt. "Ein wenig wurden wir da auch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt", so Büttner demütig.
Lange in der Runde thronten die Schleeriether an der Tabellenspitze. Ein wenig ging auch der Fokus verloren. "Wir haben uns zu viel mit anderen Sachen beschäftigt", fasst Büttner das Saisontief zusammen. Mal zu viel mit dem Schiedsrichter, mal mit den Zuschauenden, mal mit den Gegenspielern. Im ersten Spiel nach der Winterpause, bei der 1:3-Heimniederlage gegen Türkiyemspor Schweinfurt, führte sich das nahtlos fort. "Vielleicht war es genau das Negativerlebnis, das es noch brauchte", spekuliert Büttner mittlerweile, der seine Mannschaft hernach ordentlich ins Gebet nahm und seinen Mannen vor Augen führte, dass es so schwer werden würde, überhaupt die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren.
Die Aufstiegsrelegation wäre für die Schleeriether "gigantisch"
Es war der Wendepunkt. "Wir haben wieder zu uns gefunden. Jeder konzentriert sich wieder auf sein Spiel und auf die Mannschaft." Es folgten seither vier Siege und ein Unentschieden. Das zwischendurch vom Absturz bedrohte Überraschungsteam der Liga meldet sich zurück als ein heißer Aufstiegsanwärter – als derzeitiger Tabellenzweiter. Am kommenden Mittwoch empfängt die SG zuhause Verfolger SV Stammheim (18.30 Uhr). Zuvor geht es aber am Sonntag (15 Uhr) zum abstiegsbedrohten FC Arnstein, zum "Fast-Derby", wie es Büttner ausdrückt. "Für uns wird jedes der restlichen Spiele schwer", warnt der 46-Jährige, der in der laufenden Runde selbst sieben Mal mitkickte, aber aufgrund des gut aufgestellten Kaders primär nur noch für die zweite Mannschaft in der B-Klasse aufläuft.
Wenn alles optimal läuft, könnte tatsächlich erneut eine Relegation anstehen für die SG aus Schleerieth. "Das wären die Kirschen auf der Torte. Das wäre gigantisch", meint Büttner. "Diesen Wunschtraum hat jeder im Blick, aber jeder weiß auch, dass das noch ein ganz hartes Stück Arbeit ist. So etwas kann auch ganz schnell ausgeträumt sein."