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Rhönradturnen: Estenfelderin Kim Wößner holt ersten internationalen Rhönrad-Titel

Rhönradturnen

Estenfelderin Kim Wößner holt ersten internationalen Rhönrad-Titel

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    Rhönradturnerin Kim Wößner (links) mit ihrer Trainerin Anja Suchanek bei der "Team Trophy 2021", die für die deutschen Mannschaften im hessischen Taunusstein stattfand.
    Rhönradturnerin Kim Wößner (links) mit ihrer Trainerin Anja Suchanek bei der "Team Trophy 2021", die für die deutschen Mannschaften im hessischen Taunusstein stattfand. Foto: Cindy Göppel

    Es wäre die Krönung des erfolgreichen Jahres 2020 für Kim Wößner aus Estenfeld geworden: die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Rhönradturnen in den USA. Alles war vorbereitet für die Wettkämpfe im Juli vergangenen Jahres. Allerdings fegte die Corona-Pandemie auch diese Austragung vom Tisch.

    Der Internationale Rhönrad-Turnverband (IRV) erfand kurzerhand einen Ersatz: die "Team Trophy 2021", ausgetragen im Mai und ausschließlich übers Internet. Und dieser Wettbewerb brachte Kim Wößner nach einer Vielzahl nationaler nun auch den ersten internationalen Titel.

    Die 18-Jährige gewann mit der deutschen Mannschaft, die aus sechs Sportlerinnen und Sportlern bestand, in der Altersklasse der Jugend – mit einem Punkt Vorsprung vor Israel. Den dritten Platz erturnten sich Österreichs Juniorinnen und Junioren vor dem Team aus der Schweiz. Bei den Senioren erreichten Deutschland und Österreich punktgleich den ersten Platz, gefolgt von Japan und der Schweiz.

    Deutscher Bundeskader traf sich im hessischen Taunusstein

    An der "Team Trophy" nahmen die erfolgreichsten Teams der vorigen Weltmeisterschaft teil: Die Mannschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Israel und Japan machten sich auf den Weg in ihre Trainingszentren.

    Für die deutschen Teams befindet es sich im hessischen Taunusstein, Wohnort von Bundestrainerin Katja Homeyer und eine nationale und internationale Hochburg in dieser Sportart. Die Rhönradturnenden, die sich im Deutschen Turner-Bund organisieren, treten als Bundeskader auf. Kim Wößner gehört seit Jahren dazu.

    Wer in welcher Disziplin am Rhönrad turnt, entschied die Bundestrainerin mit vier Kampfrichterinnen anhand von Videos, die ihr die Sportlerinnen und Sportler eingesendet hatten. "Schnell stand für die Bundestrainerin fest: Kim turnt die Gerade", berichtet ihre Trainerin Anja Suchanek, die früher selbst Rhönrad geturnt hat. Bei dieser Disziplin rollt das Rhönrad auf beiden Reifen. Weitere Disziplinen sind die Spirale (das Rad rollt auf einem Reifen) und der Sprung. Bei Letzterem schiebt der Turnende das Rhönrad an, läuft nach und lässt sich vom Schwung auf das Rad ziehen.

    Juror achtete darauf, dass die Übung nur einmal gefilmt wurde

    Mit Maske und Handschuhen leitete Suchanek das Training für Kim Wößner und drei Sportler aus dem Landeskader, während in vielen anderen Sportarten überhaupt nicht trainiert werden durfte. "Weil sie im Bundeskader turnt, gab es eine Sondergenehmigung", erklärte sie.

    Zuschauen durfte auch keiner in der Estenfelder Mehrzweckhalle, nicht mal Kims Mutter Manuela. Das galt auch für den Tag der Aufzeichnung: Es war gespenstisch still in der Sporthalle des TSV Taunusstein-Bleidenstadt, als die Sportlerinnen und Sportler morgens ihre Übungen turnten. Normalerweise lebt der Wettkampf, egal in welcher Sportart, von der Resonanz des Publikums: Jubel bei gelungenen Übungen, Aufstöhnen bei Fehlern,  Applaus bei Unsicherheiten.

    Die Estenfelderin Kim Wößner turnt in der Disziplin Gerade am Rhönrad. Die 18-Jährige gewann mit der deutschen Mannschaft ihren ersten internationalen Titel.
    Die Estenfelderin Kim Wößner turnt in der Disziplin Gerade am Rhönrad. Die 18-Jährige gewann mit der deutschen Mannschaft ihren ersten internationalen Titel. Foto: Enrica Krappatsch

    Wegen der Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie mussten die Sportler darauf verzichten. In der Halle konnte nur die Bundestrainerin bei den Turnenden sein. Stattdessen applaudierten sie sich gegenseitig. "Immerhin ein kleines bisschen Atmosphäre", sagt Kim Wößner. Ebenso vor Ort dabei war ein IRV-Juror, der darauf achtete, dass die Turnenden nicht erst ihren dritten oder vierten Versuch, sondern wirklich nur einmal die vorgegebene Übung filmten.

    Wößner erreichte in ihrer Disziplin fast die Höchstpunktzahl

    So entstanden insgesamt zwölf Videos, je sechs in beiden Altersklassen, die an den Verband geschickt und von Kampfrichtern via Zoom bewertet werden. "Das war schon ein bisschen komisch", fand Anja Suchanek, "da hast du einen Wettkampf und fährst nach Hause, ohne zu wissen, wo du stehst oder ob du gewonnen hast." Beim einem Wettkampf vor Ort lasse sich während einzelnen Darbietungen schon sehen, wie die eigene Leistung sei und ob man gewinnen könne oder nicht.

    Am Tag danach führte der Verband die Übungen aller Nationen via Youtube vor. Die Wößners schauten zu Hause auf dem Sofa zu. In sechs Runden wurden die Leistungen der Rhönradsportler gezeigt, ihre Wertungen untereinander gemessen und Punkte dafür vergeben.

    Wößner, als Zweite an der Reihe, erzielte mit ihrer Gerade-Kür herausragende 9,9 von maximal zehn Punkten und gewann ihre Runde gegen die Konkurrenz aus den anderen Ländern. Eigentlich, erzählte ihre Mutter Manuela, "wollten wir beim Zuschauen abendessen. Das war aber nicht drin, denn dafür war's einfach zu spannend". Und letztlich auch zu interessant, mal die Vorführungen der anderen Nationen zu sehen. 

    Ihr erster, auf eher ungewöhnlichen Wegen errungener internationaler Titel soll aber längst nicht der letzte für Kim Wößner sein, schließlich sollen die im vergangenen Jahr ausgefallenen Rhönrad-Weltmeisterschaften im Sommer dieses Jahres nachgeholt werden.

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