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WÜRZBURG: Interview: Tom Spieß spricht über seinen Unfall

WÜRZBURG

Interview: Tom Spieß spricht über seinen Unfall

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    Tom Spieß
    Tom Spieß Foto: Foto: sCHEURING; fOTO2PRESS

    „Tom, mach das, was du am besten kannst: KÄMPFEN!!!“ Das schrieb Mannschaftskollege Konstantin Madert zwei Tage nach dem Unfall von Tom Spieß auf Facebook – und sprach damit vielen aus der Seele, die am Schicksal des Handballers der DJK Rimpar Wölfe Anteil nahmen. Eine Woche nachdem er in Würzburg von einem Auto erfasst wurde, kann der 20-jährige Juniorennationalspieler schon wieder lachen. Er weiß, dass er „Glück im Unglück“ hatte, wie er selbst sagt. Trotz Schädelbasisbruch. Trotz gebrochener Mittelhand, mehrfach gebrochener Nase, fehlendem Schneidzahn und Absplitterungen am Steißbein. Und er ist „dankbar“ für all die Genesungswünsche, die ihn in der Kopfklinik des Würzburger Uniklinikums seither erreicht haben. Im Telefoninterview mit dieser Zeitung spricht Tom Spieß vom Krankenbett aus darüber, was ihn wohl vor noch schlimmeren Verletzungen bewahrt hat und was ihm nach dem Unfall durch den Kopf ging.

    Frage: Tom, es gibt das Gerücht, dass Sie bei Ihrer Einlieferung ins Krankenhaus als erstes gefragt haben, wie lange das alles dauere – Sie müssten nämlich zum Training.

    Tom Spieß (lacht): Daran kann ich mich nicht erinnern – und ich dachte eigentlich, ich weiß noch alles, bis auf die zwei, drei Minuten nach dem Zusammenprall mit dem Auto. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das gesagt hab.

    Sie wissen also auch noch, wie es zu dem Unfall kam?

    Spieß: Ja. Lars und ich waren mit dem Auto unterwegs. Er hat mich an der Kreuzung bei der Löwenbrücke (Ecke Leistenstraße/Saalgasse, d. Red.) rausgelassen, um einen Parkplatz zu suchen. Auf zwei Spuren sind die Autos dort vor der Ampel gestanden. Ich hab die Straße vor ihnen überquert. Die Sicht auf die dritte Spur war durch einen Bus versperrt, dort bin ich dann in das Auto gelaufen.

    Woran erinnern Sie sich als Nächstes?

    Spieß: Daran, dass ich mit blutendem Kopf auf dem Gehsteig saß und nicht mehr richtig sehen konnte, weil mein Auge schon zugeschwollen war. Angeblich bin ich mit Hilfe eines Passanten selbst dorthin gelaufen. Zufällig ist dann ein Sanitäter vorbeigekommen, der auch noch seine Ausrüstung dabei gehabt hat. Er hat mir gleich eine Infusion gelegt und meine Wirbelsäule gecheckt. Danach war mir extrem kalt. Aber dann ist auch schon der Notarzt gekommen.

    Hatten Sie Angst?

    Spieß: Angst nicht direkt, aber ich hab mir zuerst gedacht: Hoffentlich ist das alles nur ein schlechter Traum, und hoffentlich weckt mich gleich jemand.

    Als Ihnen bewusst wurde, dass Sie niemand wecken würde – was ging Ihnen da durch den Kopf?

    Spieß: Na ja, ich dachte mir, so schlimm wird es nicht sein. Ich war ja die ganze Zeit bei Bewusstsein und konnte im Krankenhaus auch alle Fragen beantworten: Wie ich heiße, wo ich wohne, welcher Tag ist.

    Es war Donnerstag, der 27. November 2014. Ein Tag, den Sie künftig als zweiten Geburtstag feiern können.

    Spieß: Darüber hab ich noch nicht nachgedacht, aber vergessen werde ich den Tag sicher nie. Ich hab wirklich Glück im Unglück gehabt. Die Ärzte haben mir auch gesagt, es hätte anders ausgehen können, wenn ich kein Sportler gewesen wäre. Sie vermuten, dass ich kurz vor dem Zusammenprall instinktiv hochgesprungen bin, denn an den Beinen hab ich keine Verletzungen.

    Wie geht es nun weiter für Sie?

    Spieß: So genau weiß ich das selber noch nicht. Nächsten Mittwoch kriege ich erst mal einen neuen Schneidezahn, danach komme ich hoffentlich aus der Klinik raus. Sonst muss ich ja im Gesicht nicht operiert werden, darüber bin ich froh. Die Nase und auch der Mittelhandknochen wachsen von alleine wieder zusammen. Aber mit den Kopfverletzungen muss ich schon noch ein paar Monate aufpassen. Ich hoffe, dass ich in der Rückrunde mein Comeback geben und noch mal für die Wölfe spielen kann. Für einen Einsatz am Freitag in Aue ist es noch zu früh. (lacht)

    Tom, was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

    Spieß: Eigentlich nur, dass ich dann zu Hause bei meiner Familie sein kann. Das würde mir schon reichen.

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