Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Ist der WFV noch zu retten?

WÜRZBURG

Ist der WFV noch zu retten?

    • |
    • |

    Wie geht's weiter beim Würzburger FV? Diese Frage stellen sich angesichts der finanziellen Misere nicht nur die Verantwortlichen beim Fußball-Bayernligisten, sondern bestimmt auch viele Fans. Unklar ist, ob die Lage schon so dramatisch ist, dass der Verein aus der Zellerau Insolvenz anmelden muss.

    Die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen, besteht laut dem Fachanwalt für Insolvenzrecht Eric Steudel von der Würzburger Anwaltskanzlei Bendel & Partner bei zwei Kriterien: Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung. Ist eines gegeben, sind die Vereinsverantwortlichen verpflichtet, die Insolvenz zu beantragen. „Zahlungsunfähigkeit bedeutet, dass man nicht in der Lage ist, mindestens 90 Prozent seiner fälligen Verbindlichkeiten innerhalb von drei Wochen zu bezahlen“, erklärt Steudel auf Nachfrage dieser Redaktion.

    Was ein Schlupfloch für den WFV sein könnte: Die Gehälter von Trainern und Spielern, die seit September ausstehen, gelten nur dann als fällig, wenn sie von den Betroffenen eingefordert werden. Erklärt sich die Mannschaft mit einer Zahlungsverschiebung einverstanden, gelten die ausstehenden Gehälter nicht als fällige Schulden und spielen somit keine Rolle bei der Frage nach einer möglichen Zahlungsunfähigkeit.

    Strom und Wasser sind bezahlt

    Als überschuldet, dem zweiten Kriterium, einen Insolvenzantrag stellen zu müssen, gilt der Verein dann, wenn er mehr Schulden als Vermögen hat und eine wirtschaftlich erfolgreiche Fortführung der Vereinsgeschäfte nicht möglich ist.

    Stellt ein Klub einen Insolvenzantrag nicht rechtzeitig, könnte laut Insolvenzexperte Steudel die Situation entstehen, dass die Vorstandsmitglieder den Gläubigern des Vereins für einen durch eine Verschleppung entstehenden Schaden persönlich haften müssen. Insofern haben die Vereinsverantwortlichen eine Insolvenzantragspflicht.

    Beim Würzburger Fußballverein sind eher die kurz- als die langfristigen Verbindlichkeiten das Problem. Langfristig muss der Verein rund 100 000 Euro an die Sparkasse zurückzahlen – unter anderem für Darlehen für den Kunstrasenplatz, aber auch für „alte“ Investitionen wie die Tribüne oder die Tribünenüberdachung. Laut Aussage des designierten Finanzvorstandes Peter Büttner werden diese Raten nach wie vor jeden Monat gezahlt. Bedenklicher sei, dass das Alltags-Konto überzogen sei und Zahlungen nicht geleistet werden können. Immerhin: „Strom und Wasser sind in diesem Monat bezahlt“, erklärt der 57-Jährige auf Nachfrage dieser Redaktion.

    Allerdings halten sich vehement Gerüchte um noch ausstehende Zahlungen des WFV an den Lokalrivalen FC Würzburger Kickers nach dem Pokalspiel im August vor 2089 Besuchern in der Mainaustraße. Den Rothosen steht laut BFV-Statuten die Hälfte der Zuschauereinnahmen zu, nach Abzug aller sonstigen Kosten. „Es stimmt, dass die Kickers bis jetzt kein Geld bekommen haben“, gesteht Büttner. Grund seien Kosten für Dienstleister gewesen, die beim Pokalspiel im Einsatz waren und die bis vor kurzem noch keine Rechnungen gestellt hatten: Rund 9000 Euro musste der WFV für Schiedsrichter, Sicherheitsdienst, Dixi-Klos und einen Zaun, der die Fans trennte, jetzt bezahlen. In den kommenden Wochen sollen die Kickers gut 5000 Euro erhalten.

    Oberste Priorität haben beim WFV aktuell die immer noch ausstehenden Spielergehälter. „Sobald Geld reinkommt, werden wir die als allererstes bezahlen. Das haben wir der Mannschaft versprochen“, sagt Büttner, der zugleich auf neue Sponsoren wartet: „Ich hoffe, da kommt noch was rein. Man darf nicht vergessen, dass es nicht nur um die Bayernliga-Mannschaft geht, sondern auch um den Juniorenbereich. Sollten wir insolvent gehen, stünden 300 Jugendliche da und hätten nichts mehr.“

    Spende der Sparkassenstiftung

    In der Zellerau warten sie nun auf einer Spende der Sparkassenstiftung: 20 000 Euro. „Es stimmt, dass es diesbezüglich eine Zusage gibt“, sagt Stefan Hebig, Abteilungsleiter Kommunikation bei der Sparkasse Mainfranken auf Nachfrage. Er verweist darauf, dass diese Spende nichts mit der nun bekannt gewordenen Situation zu tun habe, sondern der Antrag schon vor einiger Zeit eingegangen sei. Bisher sei das Geld noch nicht ausgezahlt worden. Der Stiftungsrat prüfe momentan, ob er die Spende erst dann herausgibt, wenn Rechnungen eingegangen sind, oder ob er sich die Rechnungen erst nach der Auszahlung zeigen lassen will. In jedem Fall soll gewährleistet werden, dass das Geld zweckgebunden eingesetzt wird. Laut dem früheren WFV-Finanzvorstand Roland Metz, der im Oktober 2017 zurückgetreten ist, sei die Spende der Sparkassenstiftung für „diverse Zwecke im Jugendbereich sowie infrastrukturelle Maßnahmen“ beantragt worden.

    Vereinsvorsitzender Manuel Matterstock verfolgt das ganze finanzielle Tohuwabohu um seinen Klub derzeit aus der Ferne: Er ist auf einer lange geplanten Urlaubsreise.

    So reagiert das Netz auf die drohende Insolvenz des WFV Die einen schütten Hohn und Spott über den Zellerauern aus, die anderen wünschen dem Verein nur das Beste und hoffen auf seinen Erhalt – das Bild, das die Nutzerkommentare zur drohenden Insolvenz des WFV im Internet abgeben, ist heterogen. „Ganz ehrlich, ich bin kein Kickers-Fan, aber das, was beim WFV abgeht, ist mehr wie lächerlich. Jeder meint, er ist der große Chef im Ring. Jemand, der einigermaßen was in der Birne hat, wusste vorher, dass das Projekt ,Wir für Vier' scheitern wird. [. . .] Nur mit großer Klappe und einen auf Wichtig machen bringt da leider nichts“, schreibt etwa Sen lor auf Facebook. Auch meeviertel macht auf mainpost.de seinem Unmut über die Vereinsführung Luft, schreibt aber auch: „Hoffentlich gehen nicht ganz die Lichter aus. Der Verein soll und muss weiter existieren. Er gehört zu Würzburg wie die Zellerau.“ cam

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden