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Haßfurt: Seniorensport in Haßfurt: Wie Walter Kammerrath Bauchmuskeln zum Brennen bringt – und warum das genau richtig ist

Haßfurt

Seniorensport in Haßfurt: Wie Walter Kammerrath Bauchmuskeln zum Brennen bringt – und warum das genau richtig ist

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    In der Haßfurter Sportgruppe, die unter anderem Walter Kammerrath (links) trainiert, machen regelmäßig Menschen zwischen 60 und 84 Jahren Sport.
    In der Haßfurter Sportgruppe, die unter anderem Walter Kammerrath (links) trainiert, machen regelmäßig Menschen zwischen 60 und 84 Jahren Sport. Foto: Heiko Becker

    Als Hubert Schildhauer, der inzwischen 84-jährige, ehemalige Chefarzt des Haßfurter Krankenhauses, vor zwei Jahren für die Organisation Ärzte ohne Grenzen nach Frankfurt zu einem Fitnesstest musste, sei er gebeten worden, zur Überprüfung seines körperlichen Zustands einen Liegestütz zu machen. Seine Antwort: "Da mache ich 15!" Der Test sei sofort beendet gewesen: "Sie sind topfit", hätten die Prüfer gesagt.

    Walter Kammerraths Lebensmotto lautet: "mit Bewegung leben"

    So erzählt es Walter Kammerrath, selbst 71 Jahre alt und Trainer der Functional-Fitness-Gruppe beim TV Haßfurt, in der sich überwiegend Senioren fit halten. Schildhauer ist mit 84 Jahren der Älteste in dieser Gruppe. Trainiert wird immer mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr.

    Kammerrath merkt man seine Sportbegeisterung an. Seit mehr als 40 Jahren ist er Mitglied beim TV Haßfurt, die Seniorengruppe trainiert er seit Juli 2009 im wöchentlichen Wechsel mit seinem Kollegen Burkard Finkernagel. Kammerraths Lebensmotto: "mit Bewegung leben". Und das setzt er auch um. Jedes Jahr läuft der 71-Jährige einen Halbmarathon.

    Es ist kurz nach 18.30 Uhr an einem Abend im April. In der Sporthalle des TV Haßfurt soll gerade das Training der Functional-Fitness-Gruppe beginnen, da schallt es plötzlich durch den kompletten Raum. "Ne, nit, Eckhard! Da sind noch Matten frei! Eckhard, da sind doch so viele Matten!" Der Mann, der von links energisch durch die Halle ruft, ist Kammerrath.

    Auf der rechten Seite der Halle steht Eckhard, ein beinahe 80-jähriger Mann, mit Glatze und Schnauzbart, rot-weiß-schwarzem Trainings-Shirt und schwarzer Sporthose. Er hört nicht mehr optimal. Nur eine der Herausforderungen, die Kammerrath als Trainer bewältigen muss. Eckhard will sich eine Sportmatte vom Stapel nehmen. Doch nach einigen Momenten lässt er ab und geht rüber zu einer der Matten, die bereits fein säuberlich drapiert auf dem Boden liegen.

    Corona verringert die Anzahl der Teilnehmenden in Haßfurt

    14 Matten – sie sind blau, lila und grün – hat Kammerrath heute vorbereitet. Allesamt sind sie desinfiziert und liegen mit Corona-konformem Abstand in einem Kreis inmitten der Halle. Davor 14 kleine, blaue Schaumstoffbälle. Nicht alle Matten werden heute gebraucht. Es gibt Corona-Fälle. Und wer Corona hat, muss dem Kurs zwei Wochen lang fernbleiben. Doch acht Teilnehmende sind zum Functional Fitness von Kammerrath – einem drahtigen Mann mit grauen Haaren – erschienen. Die Gesichter kennt Kammerrath schon lange. "Ich quäle seit zwölf, 13 Jahren dieselben Jungs", sagt der Trainer, der erst in der Woche zuvor eine Fortbildung im Bereich Sturzprävention absolviert hat.

    Walter Kammerrath, Leiter der Functional-Fitness-Gruppe in Haßfurt
    Walter Kammerrath, Leiter der Functional-Fitness-Gruppe in Haßfurt Foto: Heiko Becker

    Los geht es in der Halle – rote Backsteine, Sprossenwände, Basketballkörbe – heute mit einer Balanceübung. Kammerrath macht vor, die Teilnehmenden nach: Auf einem Bein stehen, den Gymnastikball unter dem Bein durchführen, den Ball um den Oberkörper führen, letztlich mit dem Ball nach vorn beugen und ihn kreisen lassen. Kammerrath steht – nicht nur für sein Alter – bemerkenswert stabil. Bei den Teilnehmenden gibt es den ein oder anderen Wackler. Dennoch schlägt sich die Truppe tapfer.

    Kammerraths Erzählungen machen deutlich, wie fit die Teilnehmenden der Kurse wirklich sind. "Manchmal kommen die Fußballer, weil schlechtes Wetter ist", sagt er, "und dann gucken die Alten unter ihren Armen durch – die Jungen können nicht mehr." Einmal habe ein Teilnehmer, fast 80 Jahre alt, seine beiden Enkel mitgebracht. "Dann haben die gesagt: Opa, Opa! Das können wir nicht", erzählt Kammerrath.

    TV Haßfurt baut eine neue Halle, die auch die Senioren nutzen können

    Heute ist die Heizung in der Halle kaputt. "Die kann man einschalten, und dann geht die automatisch aus", sagt Kammerrath. Eigentlich. Denn die Mechanik hängt. Daher ist es in der Halle deutlich wärmer als nötig. Trotzdem sei die Halle "picobello", sagt der 71-Jährige, habe einen Parkettboden. Ab Ende des Jahres würden den Seniorengruppen dann neue Gymnastikräume in der neuen TV-Halle, die auf dem Haßfurter Gelände aktuell gebaut wird, zur Verfügung stehen.

    Hubert Schildhauer, ältester Teilnehmer in der Functional-Fitness-Gruppe
    Hubert Schildhauer, ältester Teilnehmer in der Functional-Fitness-Gruppe Foto: Heiko Becker

    Weiter geht's mit dem Schwebesitz: auf dem Po sitzen, Beine hoch, Rücken gerade. Diese Position dann halten. "Wenn die Bauchmuskulatur brennt, sind wir richtig dabei", sagt Kammerrath. Einer macht es besonders gut: Eckhard. "Eckhard sitzt ganz gerade, das ist die perfekte Haltung, das merkt man", lobt Kammerrath humoristisch.

    "Wir machen das, was die beste Übung ist für uns alle: Wir machen Liegestütze", kündigt Kammerrath an. Ein Raunen geht durch die Sporthalle. Deutlich wird während der Übungen aber schnell, wie wichtig auch Humor für Kammerrath beim Training ist: "Auch wenn's brennt – lächeln", "der Sommer kommt, wir müssen etwas für die Taille machen." Es sind Sprüche, die immer wieder für Lacher sorgen und die Stimmung lockern. Aber: Geredet wird während der Übungen nicht. Darauf legt Kammerrath wert. "Wenn der eine anfängt, dann redet der eine hier, der andere da. Dann passt keiner auf", sagt er.

    Entspannungsübung rundet das Training ab

    Nach rund 80 Minuten ist die Trainingseinheit dann zu Ende. Abschließend gibt es noch eine Entspannungsübung nach Jacobsen: Alle Teilnehmenden legen sich auf den Rücken und schließen die Augen. Kammerrath macht entspannende Musik an und das Licht aus. Er spricht ruhig und gibt Atemanweisungen. Er endet mit "Dankeschön fürs Mitmachen". Alle stehen auf und applaudieren.

    Im Anschluss verrät Hubert Schildhauer noch, wie es weitergehen wird: "Wir gehen jetzt noch ins Meehäusle. Da sitzen wir noch zusammen, trinken ein alkoholfreies Bier." Da seien dann auch ehemalige Kursteilnehmende dabei, die nur für die kühle Erfrischung kommen. Für den ehemaligen Chefarzt, der, seit er in Rente ist, wöchentlich beim Training dabei ist, ist das Soziale ein wichtiger Aspekt. "Je älter man wird, desto mehr freut man sich, wenn man mit seinen Leuten zusammen ist", sagt er. Genauso sieht es auch Trainer Kammerrath, der ebenfalls betont, dass das Miteinander während und nach des Trainings schlicht dazu gehöre.

    Mit 75 will Walter Kammerrath selbst noch mal an einem Triathlon teilnehmen. In Eltmann. Dafür müsse er "noch was machen". Aber, so sagt er: "Wie heißt es so schön? Wer rastet, der rostet."

    Der TV HaßfurtAbteilungen: Badminton, Fußball, Kinderturnen, Korbball, Leichtathletik, Tischtennis, Volleyball und TFG (Turnen, Fitness und Gymnastik)Im Oktober 2018 wurde dem TV Haßfurt 1861 das Qualitätssiegel "Seniorenfreundlicher Verein" durch den Bayerischen Turnverband überreicht. Der TV Haßfurt wurde damit für vorbildliche Seniorenarbeit ausgezeichnet.Bei den Seniorinnen und Senioren über 60 Jahren gibt es 375 Mitglieder.Das bietet der TV Haßfurt für Seniorinnen und Senioren an: Gymnastik und Kraft für Männer (Senioren) mit Dr. Werner Fuchs; Präventionsgymnastik Damen 60+ mit Elfriede Rether; Seniorinnen mit Elfriede Rether; Functional Fitness mit Walter Kammerrath und Burkhard Finkernagel.Quelle: TV Haßfurt

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