Eine Tischtennis-Mannschaft besteht aus sechs Spielern. Diese Sollstärke bröckelt immer weiter. In den drei Bundesligen wird schon länger zu dritt oder viert gespielt. Ab diesem Herbst gehen auch die Mannschaften in den Regionalligen und Oberligen, die der Deutsche Tischtennis-Bund organisiert, der Männer nur noch mit vier Akteuren an den Start.
Nun hat der Bayerische Tischtennis-Verband (BTTV) beschlossen, dass ab der Saison 2022/23 auch in den Verbandsoberligen und Verbandsligen nur noch zu viert gespielt wird. Auf lange Sicht soll sich diese Sollstärke auch in allen Klassen durchsetzen. Bei den höherklassigen Vereinen in der Region, die es schon in diesem oder im nächsten Spieljahr betrifft, ist das Echo geteilt.
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Den Klubvertretern sind die Vorteile bewusst. "Das größte Plus ist für mich die tendenziell kürzere, besser planbare Spieldauer. Das macht es vor allem für die Zuschauer attraktiver", findet Jochen Wilhelm, Teammanager des Oberligisten TTC Kist. Spiele würden so nicht mehr viereinhalb Stunden dauern, sondern nur noch zweieinhalb bis drei.
Wilhelm hat ein hochkarätiges Quartett zusammengestellt, in dem nur das 16-jährige Eigengewächs Lorenz Schäfer aus der alten Mannschaft übrig geblieben ist. Hinzu gesellen sich zwei Tschechen und wohl ein internationaler, erfahrener Ex-Profi, den Wilhelm erst bekannt geben will, wenn die Unterschrift in trockenen Tüchern ist. "Für die Entwicklung von Lorenz ist es wichtig, dass wir in die Regionalliga aufsteigen", unterstreicht Wilhelm die hohen Ambitionen.
Viererteams benötigen nur sechs statt neun Punkte für den Sieg
In der Regionalliga spielt inzwischen auch TV Etwashausen. Die Kitzinger gehen einen anderen Weg. "Wir bleiben unserer Linie treu und holen niemanden von außen", sagt Kapitän Christoph Sasse auf Nachfrage. Weil die vormalige Nummer drei Bastian Herbert künftig wegen seiner Arbeit als Schreiner kürzertreten will und in die zweite Mannschaft, sie spielt drei Klassen tiefer, rückt, dürfte es in der Regionalliga für das Quartett Kamil Michalik, Felix Günzel, Markus Jäger und Sasse nicht viel zu holen geben, zumal die Etwashäuser seit Ende Oktober nicht mehr trainiert haben.

Statt neun Punkte werden bei den Viererteams nur noch sechs benötigt, um ein Spiel zu gewinnen, wobei alle Einzel ausgetragen werden. Ein Abschlussdoppel gibt es dann auch bei engen Partien nicht mehr. In der Verbandsoberliga trifft der Wechsel von sechs auf vier Spielern ab der Saison 2022/23 die TG Heidingsfeld. Viel hat nicht gefehlt und die Würzburger wären in diesem Jahr zum sechsten Mal innerhalb von acht Jahren aufgestiegen. Doch der coronabedingte Saisonabbruch machte dem Spitzenreiter diesmal einen Strich durch die Rechnung.
"Wenn einer oder zwei Spieler nach Hause müssen, braucht man nicht mehr in die Gaststätte zu gehen."
Rolf Wiesmann, Tischtennis-Spieler biem RV Viktoria Wombach
"Das war natürlich schade", sagt Heidingsfelds Mannschaftsführer Alexander Alsheimer. An der Aufstellung ändere sich zur neuen Saison nichts, außer, "dass – wenn es klappt – Xiao Ma ein halbes Jahr in China studiert. Aber wir haben ohnehin für die erste Mannschaft sieben Spieler vorgesehen." Dass nächstes Jahr nur noch ein Quartett an den Start gehen wird, sieht Alsheimer eher gelassen: "Dadurch werden unsere anderen Mannschaften stärker, weil immer zwei Spieler nach unten rücken."
Mit dem Abschlussdoppel würde "ein echtes Highlight" fehlen
Kein Freund der Vierermannschaften ist Rolf Wiesmann vom Verbandsligisten RV Viktoria Wombach (Lkr. Main-Spessart). "Ich denke, dass darunter der Teamgeist leidet. Wenn einer oder zwei Spieler nach der Partie nach Hause müssen, braucht man nicht mehr in die Gaststätte zu gehen", bemerkt er. "Außerdem fehlt mit dem Abschlussdoppel dann ein echtes Highlight."
Das Argument, dass man zu Auswärtspartien mit nur noch einem Auto fahren könne, ist für Wiesmann ein schwaches: "Wir nehmen ohnehin einen Kleinbus." Ein Hauen und Stechen um die begehrten vier Plätze in der ersten Mannschaft erwartet der Wombacher im nächsten Jahr nicht: "Ich könnte mir vorstellen, dass unsere jüngeren Spieler eher oben spielen und die Älteren dann in der Zweiten."
In der Verbandsliga startet auch der TSV Brendlorenzen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Nach dem erstmaligen Aufstieg in diese Liga könnte der TSV der Verkleinerung der Mannschaft nur entgehen, wenn er in der nächsten Saison wieder in die Landesliga absteigt. "Wir wollen natürlich die Klasse halten", unterstreicht Brendlorenzens Kapitän und Bezirksfachwart Heiko Menzel. Er finde es zwar gut, wenn es ein durchgängiges Spielsystem quer durch alle Ligen gebe, doch entdeckt er auch Nachteile: "Der Teamgedanke dürfte schon etwas leiden. Denn das gegenseitige Coachen ist zu viert schwieriger."
Weitere Beschlüsse vom Bayerischen Tischtennis-Verband (BTTV)Neben der Anpassung der Mannschaftsstärke von sechs auf vier Spieler in den Verbandsoberligen und Verbandsligen ab der Saison 2022/23 hat der BTTV am vergangenen Freitag entschieden, analog zur Bundesebene, den bislang nur unterbrochenen Spielbetrieb bei den Senioren abzubrechen. Im Februar hatte der Verband noch gehofft, aufgrund der geringen Anzahl an Restspielen die Runde noch beenden zu können. Mit dem Abbruch sind auch die traditionellen und beliebten Senioren-Einzelmeisterschaften in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg), die heuer vom 7. bis 9. Mai hätten stattfinden sollen, hinfällig. Außerdem teilte der Verband mit, dass die Mannschaftsgebühren in der Saison 2021/22 einmalig auf 60 Prozent ihrer bisherigen Höhe reduziert werden. Die Meldung von Nachwuchsteams kostet in dieser Saison generell nichts.Quelle: jr