Der Klub
Bei den Telekom Baskets Bonn brannte schon vor den Weihnachtsfeiertagen der Baum - und nach der 90:102-Heimschlappe gegen Hamburg am zweiten Weihnachtsfeiertag brennt er nun sogar lichterloh. „Wir müssen irgendeinen Weg finden, Spiele zu gewinnen. Wenn es durch Impulse von innen gelingt, wäre das super. Aber den Impuls von außen muss man zumindest als Option im Auge behalten“, sagt Sport-Manager Michael Wichterich Mitte Dezember vor dem Kellerduell gegen den Mitteldeutschen BC, und ergänzte fast schon ein wenig ratlos: „Wir müssen schauen, wo es am meisten Sinn macht, Unterstützung reinzuholen – darüber lässt sich vortrefflich streiten.“ Aktuell dümpeln die Rheinländer in der Basketball-Bundesliga (BBL) tief im Tabellenkeller im Dunstkreis des einzigen Abstiegsplatzes herum. Eine ungewohnte Situation für den fünfmaligen Vize-Meister, der in 24 Erstliga-Jahren zwanzigmal die Play-offs erreichte. Deutlich besser läuft es auf europäischen Parkett, da stehen die Baskets nach sechs Siegen in neun Zwischenrundenspielen der Champions League vor dem Sprung ins Achtelfinale. Und auch der 85:84-Auswärtscoup in der ersten Pokalrunde beim FC Bayern München deutete an, dass durchaus Potenzial im Team steckt.
Der Trainer
Mit vielen Vorschusslorbeeren hatten die Bonner im Sommer Thomas Päch von Alba Berlin verpflichtet. Beim Hauptstadtklub war der 37-Jährige ab 2015 als Co-Trainer bei den Branchengrößen Sasa Obradovic und Aito Garcia Reneses „in die Lehre gegangen“. In Bonn sollte er bei seiner ersten eigenverantwortlichen Cheftrainerstation nicht weniger als eine „neue Zeitrechnung“ einläuten. „Wir sind froh, dass es geklappt hat“, sagte Präsident Wolfgang Wiedlich bei seiner Verpflichtung, und betonte, „dass wir uns in unserem Entscheidungsgremium einig gewesen sind, dass wir einen Neustart und einem jungen Trainer eine Chance geben wollen, der neue Impulse bringen und auch neue Wege gehen darf." Doch inzwischen ist die erste Euphorie verfolgen, von einer „Päch-Strähne“ schreibt mittlerweile der rheinische Boulevard angesichts der sportlichen Krise. Auswärts sind die Bonner noch sieglos, und nicht wenige im Umfeld des Klubs lasten die Misere vor allem dem unerfahrenen Trainer-Rookie an.
Der Schlüsselspieler
Zwei aus der spanischen ACB nach Bonn gewechselte US-Amerikaner sind die prägenden Korbjäger im Team von Thomas Päch. US-Guard Braden Frazier (27), zuvor bei San Pablo Burgos unter Vertrag, bringt es durchschnittlich auf 14,9 Punkte, 4,0 Korbvorlagen sowie 3,2 Rebounds pro Partie und ist damit der statistisch gesehen effektivste Bonner. Benjamin „Ben“ Simons kam vom Ex-Maxi-Kleber-Klub Rio Naturo Monbus Obradoiro an den Rhein und unterstreicht auch dort seinen Ruf als exzellenter Distanzschütze: 25 seiner 46 Versuche jenseits der 6,75-Meter-Linie fanden in dieser Saison ihr Ziel (54,4 Prozent), kurz vor Weihnachten bei der 77:80-Niederlage im Kellerduell in Göttingen traf der 28-jährige Flügelspieler alle seine sechs Drei-Punkte-Würfe und erzielte mit insgesamt 26 Punkten eine persönliche BBL-Bestmarke.

Die Bilanz
Ausglichen mit je sieben Siegen ist die Bilanz zwischen s.Oliver Würzburg und den Telekom Baskets Bonn in der Liga. Die Heimbilanz ist für die Gastgeber mit vier Siegen in sieben Partien knapp positiv. Vergangene Saison gewannen die Bonner ihr Heimspiel am 18. November 2018 knapp mit 91:86. Das Rückspiel am 10. Mai 2019 in der s.Oliver Arena entschieden die Würzburger mit 80:75. Der „Bonner Jung“ Florian Koch war mit 13 Punkten (3/4 verwandelte Dreier) einer der Garanten des Erfolgs gegen seinen Heimatklub.
Das Besondere
Ohne ihn würde es den Spitzen-Basketball in Bonn vermutlich genauso wenig geben wie die einzige Klub-eigene Halle mit dem „Telekom Dome“. Nach über 40 Jahren im Dienste des Bonner Basketballs denkt Präsident Wolfgang Wiedlich, der von 2001 bis 2006 auch Vize-Präsident der BBL war und 2018 für seine Verdienste um den deutschen Basketball mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde, ans Aufhören. „Wir basteln im Hintergrund gerade an einer zukunftsfesten Lösung. Dabei geht es nicht nur um eine Wiedlich-Nachfolge, sondern um die gesellschaftsrechtliche Struktur der Baskets. Wir, ich sag' mal ,Aufbaugeneration‘ dazu, sind ja alle nicht jünger geworden“, sagte der 63-Jährige vor der Saison im Gespräch mit dem „General-Anzeiger“. Erste Ideen für die Zukunft gäbe es bereits auch, verriet Wiedlich: „Es könnte auf eine Stiftung hinauslaufen, womit sichergestellt wäre, dass die Baskets nicht eines Tages zu einer rein renditegetriebenen Veranstaltung ohne soziales Engagement und Nachwuchsarbeit würden.“