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Scheinfeld: Naturpark Steigerwald: Kennen Sie diese 7 Schätze aus Tier- und Pflanzenwelt?

Scheinfeld

Naturpark Steigerwald: Kennen Sie diese 7 Schätze aus Tier- und Pflanzenwelt?

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    Baumpilze im Steigerwald bei  Burgwindheim.
    Baumpilze im Steigerwald bei  Burgwindheim. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    Tiefe Wälder, funkelnde Teiche, Sonnenhänge und duftende Wiesen: Der Naturpark Steigerwald, in dessen Mitte ein großer Stein Ober-, Mittel- und Unterfranken verbindet, zählt zu den schönsten Landschaften in Bayern. Und es gibt ihn, als Verein, seit genau einem halben Jahrhundert: Im Sommer 1971 war der Naturpark Steigerwald e.V. gegründet worden – unter freiem Himmel in Ilmbach. 1988, als der erste Pflege- und Entwicklungsplan fertiggestellt war, trat schließlich dann auch die „Verordnung zum Naturpark Steigerwald“ in Kraft: Eine Fläche von 1280 Quadratkilometer wurde ausgewiesen – zum Schutz der Landschaft und Erhaltung von Eigenheit und Schönheit.

    Das Engagement der Gründerinnen und Gründer wird an diesem Wochenende, 19. und 20. Juni, gefeiert: mit Dutzenden kleinen Veranstaltungen, verteilt über den ganzen Steigerwald und in den sechs Landkreisen. Hier stellen wir sieben Besonderheiten vor, die den artenreichen Steigerwald mit all seinen vielfältigen Lebensräumen so schützenswert machen.

    Mächtig: Rotbuche im Steigerwald bei Rauhenebrach.
    Mächtig: Rotbuche im Steigerwald bei Rauhenebrach. Foto: Sandra Baritsch, Naturpark Steigerwald e.V.

    1. Die Buchen

    Was für mächtige und stolze Exemplare! Einst beinahe das gesamte Gebiet der heutigen Bundesrepublik mit Buchenwäldern bedeckend, gibt es sie in Bayern heute nur noch auf rund drei Prozent der Landesfläche. Und vor allem: hier im Steigerwald.

    Kaum eine andere Baumart steht so stellvertretend für den Naturpark wie die Rotbuche. Ihr Name rührt zum Teil von der bisweilen ins Rötliche gehenden Färbung des Holzes. Und ihre verhältnismäßig glatte Borke reißt nicht in Form größerer Schuppen auf, sondern zerfällt als feiner Staub. Als konkurrenzstarke, schattentolerante und sehr wuchsfreudige Art hat die Rotbuche im Steigerwald im Laufe der Zeit andere Baumarten verdrängt. Und sie gilt als „Klimax-Art“: Im Wald sterben die unteren Äste mangels Licht rasch ab, so bekommt der Baum sein säulenförmiges Erscheinungsbild.

    Gutes Beispiel sind die sogenannten Schaufelbuchen: große, mächtige und um die 200 Jahre alte Buchen, aus deren Stämmen Holzschaufeln gefertigt werden konnten. Heute findet man Bäume, die vergleichbar mächtig sind, beispielsweise im Naturwaldreservat „Kleinengelein“. Der Buchenbestand dort gilt als einer der ältesten in ganz Deutschland. Einzelne Exemplare stammen noch aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, der Großteil aus dem 18. Jahrhundert.

    Mag morsches und moderndes Holz: ein Weberbock im Mittelwald.
    Mag morsches und moderndes Holz: ein Weberbock im Mittelwald. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    2. Die holzbewohnenden Käfer

    Sie bewohnen das Holz: Viele, mittlerweile selten gewordene Käferarten sind im Steigerwald zu finden. Denn sie brauchen für ihre Entwicklung abgestorbene, sich zersetzende Bäume. Die Larven vieler dieser Arten, der „Xylobionten“ (griechisch „xylos“ = Holz und „bios“ = Leben) brauchen mehrere Jahre für ihre Entwicklung zum fertigen Käfer. Und sie ernähren sich in dieser Zeit eben vom nährstoffarmen Holz.

    Die meisten von ihnen sind wärmeliebend und auf ein bestimmtes Mikroklima angewiesen. Dicht stehende, kühle Wälder sind für sie eher nichts. Der Steigerwald bietet mit seinem hohen Anteil an stehen- und liegengelassenem Totholz sowie lichteren Waldbereichen, die sich rascher erwärmen können, einigen der imposantesten Arten einen Lebensraum: dem größten Käfer Europas, dem bis zu acht Zentimeter langen Hirschkäfer, dem Großen Eichenbock oder dem Weberbock.

    Der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt, ist eine besondere Besonderheit: Mit dem Fund eines Exemplars im Naturwaldreservat Waldhaus des Forstbetriebs Ebrach gelang im 2006 der erste Nachweis überhaupt im Steigerwald. Die seltene und gefährdete Art lebt verborgen in Baumhöhlen. Wenn es heiß ist aber, geht es heiß her: Dann stehen die Männchen am Eingang der Höhle und locken Weibchen mit ihrem Duft an. Und der soll nach Juchtenleder riechen.

    Zu ihm gibt es im Steigerwald ein Forschungsprogramm: ein Feuersalamander.
    Zu ihm gibt es im Steigerwald ein Forschungsprogramm: ein Feuersalamander. Foto: Boris Roessler, dpa

    3. Der Feuersalamander

    Hatte der Feuersalamander Pech, dass er so eine auffällige Warntracht trägt? In alter Zeit sollen manche Menschen geglaubt haben, dass er dadurch feuerfest sei und sogar Brände löschen könne, wenn man ihn hineinwirft . . . Dabei ist die markante Färbung des Lurchs eher eine freundliche Warnung: Achtung, seine Haut ist giftig, um Feinde fernzuhalten. Der Feuersalamander liebt feuchte Wälder mit Quellen und Totholz, in dem er sich tagsüber verstecken kann. Nachts oder bei Regen geht es dann auf die Jagd.

    Was der Feuersalamander im Steigerwald treibt? Das können Naturpark-Besucher gemeinsam mit dem Museum für Naturkunde Berlin herausfinden: indem sie nämlich Feuersalamander-Sichtungen melden. Dank seines individuellen Rückenmusters können die Forscher einzelne Tiere zweifellos wiedererkennen und über viele Beobachtungen ihre Wanderungen, Lebensraumpräferenzen oder auch ihr Alter besser nachvollziehen. Außerdem möchten sie wissen, wie viele Tiere es überhaupt im Untersuchungsgebiet gibt.

    Wer etwas für den Lurch tun will, muss beim Spaziergang nur die Augen nach ihm offen halten – und, sieht man ihn, fotografieren. Ein Foto der Rückenzeichnung reicht aus. Mit dem genauen Fundpunkt (per GPS in einem Smartphone oder mit Hilfe einer Karte) schickt man dieses dann einfach per E-Mail an salamander@mfn-berlin.de

    Ein Mauerfuchs.
    Ein Mauerfuchs. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    4. Die Schmetterlinge

    Der Steigerwald ist weithin bekannt für seinen außergewöhnlichen Schmetterlingsreichtum. Von den rund 1300 in Deutschland vorkommenden Großschmetterlingsarten wurden hier ganze 950 Arten nachgewiesen. Besonders der südliche Teil des Naturparks ist für Schmetterlinge ideal: Viele abwechselnde Strukturen, Wälder, Wiesen und Halbtrockenrasen – damit bietet der Steigerwald zahlreichen, teils sehr seltenen Arten wertvollen Lebensraum.

    Gut lässt sich dies in der Gegend um Bad Windsheim erfahren, wo bis heute Mittelwälder traditionell bewirtschaftet werden. Weil regelmäßig Unterholz aus dem Wald genommen wird, kommt viel Licht auf den Waldboden und schafft ein Mosaik aus wärmeren und feuchteren Habitaten. Hier kann man unter anderem den Maivogel finden, eine Art, die ursprünglich an Au- und Sumpfwälder angepasst ist und im Mittelwald einen geeigneten Ersatzlebensraum fand.

    Auch Kaisermantel und Perlmutterfalter, Hauchelbläuling und Schachbrettfalter können Besucher im Steigerwald begegnen. Oder dem Nagelfleck, der keine Zeit zu verlieren hat: Ist der Falter erst mal aus der Puppe geschlüpft, frisst er nichts mehr und hat bald keine Energie mehr. Hektisch fliegt das Männchen deshalb umher – um ja den Duft aufzufangen, der es zu einem Weibchen leitet.

    Blüte auf der Orchideen-Wiese: das Purpur-Knabenkraut.
    Blüte auf der Orchideen-Wiese: das Purpur-Knabenkraut. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    5. Die Orchideen

    Kuschellen, Frühlings-Adonisröschen, Weinbergstulpen, Wiesensalbei – vielen seltenen und gefährdeten Pflanzenarten bietet der Steigerwald noch einen Lebensraum. Die Orchideen faszinieren mit ihrer Farben- und Formenvielfalt ganz besonders. Und mit ihren teils sehr engen Beziehungen zu ihren Bestäubern oder der Tatsache, dass sie zur Keimung auf bestimmte Pilze im Boden angewiesen sind. Orchideen gedeihen fast ausnahmslos an mageren, unberührten Standorten. Nicht umsonst werden sie bisweilen als die Kronjuwelen der Pflanzenwelt bezeichnet.

    Im Steigerwald haben die anspruchsvollen Arten noch geeignete Bedingungen: So finden sich in den feuchten Wiesentälern des nördlichen Steigerwalds beispielsweise die Sumpf-Stendelwurz oder das Breitblättrige Knabenkraut. An den kalkreichen, mageren Standorten des südlichen Teils wachsen das Helm-Knabenkraut und das Purpur-Knabenkraut. Das Weiße Waldvögelein hingegen ist an lichte Laubwälder angepasst und bevorzugt insbesondere Buchenwälder.

    Achtung, alle heimischen Orchideen sind geschützt und das Beschädigen oder gar Entnehmen aus der Natur ist streng untersagt! Ohne ihre „Pilzpartner“ würden sie auch schnell eingehen. Deshalb: Bitte beim Spazierengehen und Wandern das Wegegebot im Naturpark befolgen und auf den ausgewiesenen Pfaden bleiben.

    Von ihm kommt der zitronig-vanillige Geruch: Diptam am Bullenheimer Berg.
    Von ihm kommt der zitronig-vanillige Geruch: Diptam am Bullenheimer Berg. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    6. Der Diptam

    Wie kommt es zu diesem rosaroten Waldrand, den der Wanderer bei einem Ausflug ins Naturschutzgebiet Eschenau, nordöstlich von Ergersheim am Südrand des Steigerwaldes, sieht? Das ist der Diptam mit seinen rosaroten Blüten, die in einer endständigen Traube stehen. Von ihm kommt auch der zitronenartige Geruch.

    Die krautige Steppenpflanze, die in einer wärmeren Phase nach der Eiszeit aus dem Osten nach Mitteleuropa einwanderte, kommt nur in ganz wenigen warmen Kalkgebieten Süddeutschlands und des Rheinlandes vor. Deshalb ist der Diptam nach der Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützt“, Sammeln ist verboten. Die Pflanzenart steht seit 1936 unter Naturschutz und war schon damals eine Seltenheit in Mitteleuropa.

    Im Mai findet man den Diptam im Steigerwald am Westrand des Naturschutzgebietes auf Gipskeuper sehr zahlreich. Und woher der zitronig-vanillige Duft kommt? Zur Reifezeit geben die Drüsen der Fruchtstände so viel ätherisches (und leicht entflammbares) Öl ab, dass die Pflanze schon von Weitem gerochen werden kann. Seine intensiven Ausdünstungen haben dem Diptam deshalb gar die Bezeichnung „brennender Busch Frankens“ eingebracht.

    Hält Ausschau nach Fischen: ein Eisvogel-Weibchen.
    Hält Ausschau nach Fischen: ein Eisvogel-Weibchen. Foto: Pawel Malec, Naturpark Steigerwald e.V.

    7. Die Vögel

    Er wird bisweilen „Blauer Edelstein“ der Vogelwelt genannt – und ist auch im Steigerwald zu Hause. Der Eisvogel bewohnt die Ufer von Teichen und Flüssen wie der Rauhen und Reichen Ebrach. Naturparkbesucher können ihn anhand seines hohen, durchdringenden Pfeifrufs bereits von Weitem hören. Von Sitzwarten aus hält der Eisvogel über dem Wasser Ausschau nach kleinen Fischen, Fröschen oder Insektenlarven. Hat er sein Ziel erspäht, stößt er mit seinem dolchartigen Schnabel pfeilschnell im Sturzflug unter die Wasseroberfläche. Die Beute betäubt er, indem er sie an den Ast klopft. Und mit dem Kopf voran, schlingt er sie hinunter. Im Frühjahr macht das Männchen dem Weibchen Brautgeschenke: kleine Beutetiere. Und die Jungen werden in selbstgegrabenen Höhlen an Steilwänden und Böschungen von Gewässern aufgezogen.

    Neben dem Eisvogel gehört der Schwarzstorch zu einem wichtigen Bewohner des Steigerwalds. Der scheue Verwandte des Weißstorchs geht an Waldbächen oder Lichtungen auf Nahrungssuche und braucht freien Anflug zu seinem Nest. Im Steigerwald mit seinem Altholzbestand nisten mittlerweile mehrere Brutpaare.

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