Welcher Würzburger ist noch nicht vom Main aus über das ehemalige Nautiland-Schwimmbad bis nach oben zur Festung Marienberg spaziert? Dieser Park zwischen winkeligen Mauerzügen, der 1990 im Rahmen der Landesgartenschau entstanden ist, ist aus der Domstadt nicht mehr wegzudenken. Das gesamte Areal lädt auch fast 30 Jahre später zum Flanieren, Spazieren und Spielen ein.
Ein Höhepunkt ist der Wasserspielplatz, der mit Sicherheit zu den schönsten Spielplätzen in der Region zählt. Es ist faszinierend zu sehen, wie dort Kinder toben, buddeln, matschen und das Leben genießen. Städtebauliches Ziel damals war eine Verlängerung des Ringparks auf die Westseite des Mains und eine Aufwertung des Stadtteils Zellerau. Das Areal ist auch viele Jahre später noch ein echter Gewinn für die Stadt.
Vom grauen Kasernengelände zum attraktiven Bürgerpark
In dieser Woche beginnt die zweite Landesgartenschau in Würzburg. Laut Veranstalter werden über eine Million Besucher erwartet, zur Gartenschau 1990 kamen 2,5 Millionen Besucher. Das Gelände am Hubland war eine Herausforderung für die Planer. Das graue Kasernengelände hat sich in einen attraktiven Bürgerpark verwandelt. Asphaltstraßen und betonierte Flächen sind verschwunden und auf 28 Hektar ist eine große Grünanlage inmitten eines neuen Stadtteils entstanden. 30 000 Stauden, 13 000 Sträucher, 3500 neue Bäume und 140 000 Blumen wurden dort gepflanzt.
Schon lange sind Gartenschauen keine reinen Blumen-Schauen oder PR-Aktionen der Gartengestalter und Floristen mehr. Klar können sich die Besucher dort an der Pracht blühender Blumen erfreuen und sich Anregungen für den eigenen Garten holen. Konzerte, Seminare, Fachvorträge und Veranstaltungen sind Publikumsmagneten einer laufenden Gartenschau. Für die veranstaltende Kommune steht aber nicht nur die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund.
Gartenschauen wollen vielmehr Dauerhaftes schaffen, die Lebensqualität und den Erholungsfaktor in den Städten erhöhen, die Infrastruktur verbessern, Städte grüner machen und gerade Flächen, die schwierig zu gestalten sind, nachhaltig städtebaulich entwickeln.
Seit 1980 wurden in den Gartenschaustädten 460 Hektar neue Grünflächen geschaffen oder neu gestaltet – das sind rund 650 Fußballfelder. Für Unterfranken waren bislang auch alle kleinen Gartenschauen ein Gewinn: In Arnstein ist 1997 ein Naturbadesee entstanden, der aus der kleinen Gemeinde nicht mehr wegzudenken ist. „Unser Naturbadesee ersetzt ein kostenintensives Freibad. Für den See brauchen wir keine Wasseraufbereitung, keine Technik und kein Personal“, schwärmte Roland Metz, ehemaliger Bürgermeister von Arnstein. Das Mainufer in Kitzingen ist seit der Gartenschau 2011 deutlich aufgewertet. Die ehemalige Garnisonsstadt ist grüner geworden und hat nachhaltig an Lebensqualität gewonnen. Auch die beiden Parks, die bei der Gartenschau 2015 in Alzenau entstanden sind, werden heute noch rege genutzt.
Hoteliers und Gastonomen können sich über mehr Besucher freuen
Gartenschauen sind auch ein Tourismusmotor. Seit 1980 haben mehr als 22 Millionen Menschen die Landes- und Regionalgartenschauen in Bayern besucht. Die Anzahl der Übernachtungen steigt, auch Gastronomie und Einzelhandel dürfen sich über mehr Gäste freuen. Das Geld der Besucher bleibt in den Regionen. Solche Impulse tun einer Stadt gut. Denn die Investitionen, die anfänglich schmerzen, machen sich bezahlt: Gut 18 Millionen Euro wird die Anlage der Parks, Gärten und mehrere Quartier- und Spielplätze der LGS2018 kosten, knapp 9,5 Millionen Euro bekommt die Stadt aus verschiedenen Fördertöpfen.
Günstiger können Städte und Gemeinden eine städtebauliche Entwicklung kaum bekommen. Die bis zu 5000 Menschen, die in wenigen Jahren in dem neuen Stadtteil am Hubland leben werden, können sich jetzt schon für die Parkanlage in nächster Nähe bedanken. Und vielleicht gelingt es der Stadt ja noch, eine Straßenbahnlinie in diesen Stadtteil zu realisieren. Eine autofreie Anbindung wäre nur zeitgemäß.