LESERANWALT

Leseranwalt: Was nicht im eigenen Garten-Pool ersäuft werden darf

Über einen Artikel, in dem die bedenkliche Grundwasser-Situation übersehen wurde. Auch dank einer kritischen Leserin soll das Thema erneut aufgegriffen werden.
Sommerlicher Spaß: Ein Junge spielt in einem Garten-Pool. Ein Vergnügen, über das nicht vergessen werden darf, wie kostbar das Wasser geworden ist.  
Foto: Archiv-Hannibal Hanschke/dpa | Sommerlicher Spaß: Ein Junge spielt in einem Garten-Pool. Ein Vergnügen, über das nicht vergessen werden darf, wie kostbar das Wasser geworden ist.  

Wasser ist ein überaus kostbares Gut geworden, gerade auch in unserer Region. Das war in Veröffentlichungen dieser Zeitung mehrfach einprägsam erklärt. Das ist auch Frau H.S., die sich als langjährige und treue Leserin bezeichnet, nicht entgangen. So teilt sie mir ihr Erstaunen über einen großen Bericht in der Zeitung vom 10. Juni mit. Sein Titel: "Die Alternative zum Freibad".

H.S. kritisiert: Der Text animiere geradezu zum Aufstellen von Pools im eigenen Garten. Dabei habe tags zuvor noch der Berliner Korrespondent Stefan Lange in einem Standpunkt deutlich gemacht, wie kostbar Wasser sei und auf Einsparmöglichkeiten hingewiesen, die sie voll und ganz unterstütze. Schlimm genug sei es, wenn selbst in Orten mit Freibädern oder mit Badesee viele Pools stehen und dadurch kostbares Trinkwasser vergeudet werde.

Ich fühle mit der Leserin

Ich fühle mit der Leserin, wenn sie den Beitrag in der Zeitung vom 10.6. als kontraproduktiv bezeichnet. Würden solche Pools doch 15 bis 20 Kubikmeter Wasser benötigen. Zum Thema "Wasser", das auch für die Landwirtschaft existenziell ist, füge ich nichts hinzu. Ich zitiere aber eine Erklärung aus der Redaktion, in der auf die Vielfalt des Lebens verwiesen ist. "Die einen spielen Fußball, während Arbeiter beim Bau von Stadien sterben. Wir zeigen Bilder von Autos im Stau, während der Klimawandel in vollem Gange ist und Menschen im Biergarten, die mit Bier anstoßen, obwohl es zu viele Alkoholtote gibt."

Die redaktionelle Stimme sagt konkret zum Pool-Artikel: "Wir beschreiben einen Trend in Coronazeiten: Da Schwimmbäder geschlossen waren, boomen nun private Pools. Das können wir ausblenden, oder aber den Leuten erklären, was dabei zu beachten ist." Zweiteres sei lebensnah. Über die Sinnhaftigkeit von Pools könne man dennoch streiten. Schon deshalb sei das ein Thema, das erneut aufgegriffen werden soll.

Quelle war ein Autor der dpa

Einen hintergründigen Beitrag zu Gartenpools halte ich für gut, einer aus der nötigen journalistischen Distanz. Zu ausführlich erklärt der nämlich kritisierte Artikel in der Zeitung vom 10.6., was es bei den Pools zu beachten gilt. Das kommt einer Gebrauchsanweisung nahe. Als Quelle könnte man die Marketingabteilung eines Herstellers vermuten, obwohl keiner genannt ist. Der Artikel ist aber von einem Autor der Deutschen Presseagentur (dpa) gezeichnet. Zum umfangreichen Service der Agentur gehören auch verbrauchernahe Wirtschaftsnachrichten.

Angesagt: Gartenpools und Wasser-Situation

Sommerlicher Spaßverderber bin ich ungern. Doch in den vielen schönen Garten-Pools dürfen eigene alarmierende Recherchen zur bedenklichen Grundwasser-Situation thematisch nicht ersäuft werden. Die Erinnerung daran, hätte auch die Vorstellung der Pool-Entwicklung in den Gärten abgedichtet. Auch dank Frau H.S., soll das nun aktuell nachgeholt werden.

Hier ein Beitrag vom August 2020, der die Wassersituation schon aufgegriffen hat: "Pools in Gärten: Steigt der Wasserverbrauch in der Region Würzburg"

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute.

Der Artikel aus Main-Post vom 10.6.2021, der von einer Leserin zurecht kritisiert wurde.
Foto: Repro Sahlender | Der Artikel aus Main-Post vom 10.6.2021, der von einer Leserin zurecht kritisiert wurde.

Frühere ähnliche Leseranwalt-Beiträge:

2011: "Wie berühmte Fußballer und Vereine zu Verführern von Redaktionen werden können"

2020: "Redaktionen sollten nicht zu Influencern werden"

Februar 2021: "Zu viel des Guten für ein Unternehmen"

 
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