Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Reise
Icon Pfeil nach unten

Wo tierisch viel geboten ist

Reise

Wo tierisch viel geboten ist

    • |
    • |
    Ob asphaltierte Straße oder befestigter Weg: Mit einem Allradfahrzeug lassen sich in Namibia die meisten Strecken problemlos meistern.
    Ob asphaltierte Straße oder befestigter Weg: Mit einem Allradfahrzeug lassen sich in Namibia die meisten Strecken problemlos meistern. Foto: Fotos: Nadine Klikar

    Stooooopp! Löwen! Die Bremsen knirschen. Der Wagen setzt ein paar Meter zurück. Da liegen sie. Drei Löwen-Mädchen haben es sich in der Hitze unter einem Strauch bequem gemacht. Das Gestrüpp hat praktisch dieselbe Farbe wie sie. Im Vorbeifahren sind sie leicht zu übersehen. Löwen sind im Etosha-Park, dem größten Nationalpark Namibias, eine eher seltene Sichtung. Gerade einmal 300 der Tiere verteilen sich auf den knapp 23 000 Quadratkilometern.

    Also dauert es ein wenig, bis jeder sein Motiv von den drei dösenden Löwinnen im Kasten hat. Dann heißt es: genießen. Und die Katzen aus zwei Metern Entfernung dabei zu beobachten, wie sie sich auf den Rücken wälzen und ihre Köpfe genüsslich am Stumpf des Strauches massieren. Nach einer schier unzähligen Anzahl von Zebras, Antilopen, einer Elefantenherde mit zwei Babys und Giraffen, ist dies sicher einer der Höhepunkte eines Game-Drives, einer Safari durch den Park. 114 Säugetier- und 340 Vogelarten leben nach den Angaben der Betreiber innerhalb seiner Grenzen, darunter vier der Big Five: Elefant, Nashorn, Löwe und Leopard. Nur Büffel gibt es hier keine.

    Die Tiere sind das Pfund, mit dem das afrikanische Land wuchern kann. Schließlich gibt es in Namibia mehr Tiere als Menschen. Das Land ist zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland – und hat gerade einmal etwas mehr als zwei Millionen Einwohner. Es ist weit und über weite Strecken einsam. Aber wer sich mit einem Allrad-Fahrzeug von der Hauptstadt Windhoek aus auf den Weg in Richtung Norden macht, der kann entlang der Strecke viel mehr entdecken als Warzenschweine, die sich am Straßenrand durch den Dreck wühlen, oder Paviane, die in der Nachmittagssonne auf einem Felsen faulenzen.

    Menschliche Maulwürfe

    Rund 240 Kilometer von Windhoek entfernt ragt der Hohenstein, mit 2319 Metern höchster Berg des Erongo-Gebirges, in den Himmel. Über einen steinigen Pfad führt ein Weg tief hinein ins Felsmassiv. In der Nachmittagssonne lassen sich entfernt zwei kleine Punkte auf einem Felsplateau ausmachen. Je weiter es nach oben geht, desto deutlicher werden die Umrisse: Es sind zwei Männer. In der staubigen Landschaft leben und arbeiten die Small Miners – Minenarbeiter, die nach Edelsteinen graben. Die Männer haben ihre Funde auf Zeitungspapier ausgelegt. Für ein paar Namibia-Dollar verkaufen sie Turmalin, Aquamarin und andere Steine.

    Die Minenarbeiter wühlen sich wie ein Maulwurf metertief in den Berg hinein. Einziges Hilfsmittel: eine einfache Bohrmaschine. Ein hartes Geschäft – und nicht ungefährlich. Die Männer hoffen auf den einen großen Fund, der sie reich macht.

    Jetzt, am frühen Abend, hängen Töpfe über offenem Feuer, und die Small Miners entspannen. „Ich helfe meinem Vater ab und zu an der Küste. Er ist Fischer. Aber die übrige Zeit bin ich hier oben“, erzählt Bernhard und lässt seinen Blick über die weite Ebene schweifen. Wenn er auf eine richtig ertragreiche Ader stößt, will der 30-Jährige sich ein Boot kaufen. Und wenn das nicht geschieht? Bernhard zuckt mit den Schultern. „Dann bleibe ich eben erst einmal hier.“ Das Erongo-Gebirge liegt zwischen Usakos und Swakopmund im Damaraland und entstand vor mehr als 100 Millionen Jahren durch einen Vulkan. In dieser Gegend gibt es zerklüftete Felsformationen, riesige Granitfelsen und Tausende Jahre alte Felsmalereien, die zeigen, dass hier vor langer Zeit Buschmänner lebten und jagten.

    Die San bilden mit zwei Prozent der Gesamtbevölkerung die kleinste ethnische Gruppe Namibias. Als Sammler und Jäger bevölkerten sie die Savannen, wurden aber von den einwandernden Herero und Nama in die Wüstenregion der Kalahari gedrängt. Auf der Omandumba-Farm zeigen sie heute Besuchern in einem Living Museum (Lebendes Museum), wo und vor allem wie sie früher einmal lebten. Die Tour durch den Busch ist eine Mischung aus Bildung und Überlebenstraining. Johannes und Tsama, erklären – stilecht im Lendenschurz –, wie man Feuer macht. Oder nur mit einer kleinen Schlinge und einem Stöckchen ein Huhn fängt.

    Gut, das mit dem Feuermachen klappt nicht auf Anhieb. Bei Johannes geht das kokelnde Häufchen Buschgras trotz aller Bemühungen erst einmal aus. Der ältere Tsama bringt es mit aufgeblähten Backen aber doch noch zum Glimmen – ganz ohne Feuerzeug. Die beiden verraten auch, wo die San das Gift für ihre Pfeile herbekommen. Die Blätter des Commiphora-Strauches, ein Balsambaumgewächs, werden nach der Regenzeit von einer Lausart befallen, die sich anschließend im Sand vergräbt und in ihren Puppen das Gift trägt. „In der Kalahari greifen wir noch immer zu Pfeil und Bogen“, sagt Johannes nicht ohne Stolz.

    Der drahtige Tsama simuliert derweil auf blanken Sohlen das Anschleichen. Der kleine Springbock, den er anvisierte, hat die Gruppe Menschen aber längst bemerkt und ergreift lieber schnell die Flucht.

    Gegessen wird immer

    Was die San gegessen, gejagt oder woran sie geglaubt haben, zeigen nicht weniger eindrucksvoll die Felsmalereien in der Umgebung von Twyfelfontein, was so viel wie „Fontäne des Zweifels“ bedeutet. Hier findet sich in einem zerklüfteten Felsmassiv die größte Ansammlung an Zeichnungen. Über 2500 sind es, die mehrere Hundert Jahre alt sein sollen. Wie alt genau, darüber streiten sich die Forscher. Sicher ist: Sie wurden von den San und den Berg-Damara hinterlassen und dienten nachfolgenden Familien als Land- und Speisekarte. Am häufigsten sind Elefanten, Zebras, Nashörner, Giraffen und Strauße abgebildet. Logisch: Gegessen wird und wurde immer. Auch damals.

    Wer all das, was gestreift ist, lange Hälse hat und Hörner, dann noch in natura sehen möchte, ist im Etosha Park bestens aufgehoben. Nirgendwo in Namibia gibt es eine größere Tierdichte, und die Pfanne, die dem Park ihren Namen gibt und knapp ein Viertel seiner Fläche einnimmt, ist ebenfalls einen Besuch wert. Reisende können in Lodges innerhalb des Parks oder an seinen Toren übernachten. Da kann es schon zum Abenteuer werden, nachts mit Walkie-Talkie und einer Taschenlampe bewaffnet zum eigenen Zelt zu gehen.

    Erst recht, wenn ein schweres Gewitter dafür gesorgt hat, dass die Zäune um die Lodge keinen Strom mehr haben. Da will die Möglichkeit auf ein Wiedersehen mit den drei dösenden Löwen-Mädels so gar keine Entzückung mehr hervorrufen. Doch in der Regel sind die tierischen Begegnungen erfreulicher Art. So auch an diesem Abend. Die Aufregung um den Stromausfall wird mit einem Gin Tonic runtergekühlt. In der Dunkelheit hat sich ein Nashorn herangetrampelt an das Wasserloch, das vor der Terrasse der Lodge angelegt wurde. Und schon überwiegt wieder die Begeisterung für ein Land, das tierisch viel zu bieten hat.

    Tipps zum Trip Information: Namibia Tourism Board, Schillerstraße 42-44, 60313 Frankfurt; Tel. (060) 1 33 73 60 oder im Internet unter www.namibia-tourism.com Angebote: Namibia gibt es im Programm vieler Reiseveranstalter. Dertour zum Beispiel bietet im Katalog „Afrika“ (Sommer 2017) 19 Rundreisen und 100 Hotels, Lodges und Camps in verschiedenen Preiskategorien an. Die Reise „Hike & Drive: Namibia intensiv“ beinhaltet 17 Tage Mietwagenreise ab/bis Windhoek mit 16 Übernachtungen in Lodges, Hotels und Camps, geführte Wanderungen mit deutsch- oder englischsprechenden Guides, ab 2009 Euro pro Person, inklusive Mietwagen zur Tour (mit Vollkaskoversicherung und GPS-Navigationssystem). Infos im Reisebüro oder unter www.dertour.de Anreise/Einreise: Die Heimat-Airline von Namibia ist die Air Namibia. Der Flug nonstop von Frankfurt nach Windhoek kostet ab 605 Euro. Für die Einreise wird ein Reisepass benötigt. Namibia ist ein Ganzjahresreiseziel – die richtige Kleidung ist jedoch wichtig. Gesundheit: Spezielle Impfungen sind nicht erforderlich. Vor Reisen in den Norden Namibias sollten sich Reisende allerdings bei ihrem Arzt über eine Malaria-Prophylaxe beraten lassen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden