Seit seiner Bestellung zum vorläufigen Insolvenzverwalter bemühte sich der Nürnberger Rechtsanwalt Stefan Debus, einen Investor zu finden, der die Gerhardt Transport GmbH in Röthlein (Lkr. Schweinfurt) als Ganzes übernimmt. Dies sei trotz Gesprächen mit mehreren Interessenten nicht in vollem Umfang gelungen, heißt es nun auf Anfrage dieser Redaktion.
Es gebe jedoch Teillösungen: Dabei hätten mehrere Auftraggeber und ein Interessent der Spedition inzwischen einzelne Betriebsteile übernommen. Und: "Der Standort des Unternehmens in Röthlein soll in den kommenden Wochen abgewickelt werden."
120 Menschen fanden neuen Arbeitsplatz
Was heißt das für die Beschäftigten? Als Anfang November 2019 der Insolvenzantrag gestellt wurde, "waren noch etwa 180 Mitarbeiter in Festanstellung bei dem Unternehmen beschäftigt, im Übrigen handelt es sich um Aushilfskräfte, die zuletzt nicht mehr angefordert wurden", teilt der Insolvenzverwalter mit. Etwa 120 von ihnen hätten im Laufe der vergangenen Wochen einen neuen Arbeitsplatz gefunden, "indem Auftraggeber beziehungsweise der Interessent der Gerhardt Transport GmbH diese Beschäftigten übernommen haben".
Für zwei Drittel der Belegschaft gibt es demnach bereits eine Zukunftsperspektive. Von den übrigen rund 60 Mitarbeitern seien seit der Verfahrenseröffnung am 1. Januar etwa 50 freigestellt worden. Und: "Kündigungen wurden bisher noch nicht ausgesprochen." Etwa zehn Mitarbeiter seien voraussichtlich für weitere drei oder vier Monate bei dem Unternehmen tätig, "um sich um die Abwicklung des Betriebs zu kümmern". Verbleibenden Mitarbeitern werde in absehbarer Zeit gekündigt werden müssen, sofern diese nicht anderweitig vermittelt werden können.
Gläubigerausschuss gebildet
Die Hauptgläubiger der insolventen Röthleiner Spedition sind laut Insolvenzverwalter verschiedene Kreditinstitute und Leasinggeber. Den Gläubigerausschuss bilden laut Gerichtsbeschluss Mitglieder der UniCredit Bank AG in München sowie der Wütschner Fahrzeugteile GmbH in Schweinfurt. Einen Betriebsrat gibt es nicht. "Im Gläubigerausschuss sitze jedoch ein Mitarbeiter, der die Interessen der Arbeitnehmer vertritt", so die Mitteilung des Insolvenzverwalters.
Am 5. November 2019 hatten die Geschäftsführer der Spedition den Insolvenzantrag gestellt. Zwei Gründe gaben sie an: Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Das 20 Jahre alte Unternehmen beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 235 Mitarbeiter und hatte 120 Lastwagen in Betrieb.