Es ist Jean-Claude Junckers ganz großer Auftritt. Der EU-Kommissionspräsident sitzt am Mittwochabend vor dem Kamin im Weißen Haus, neben ihm Donald Trump. Die Atmosphäre ist frostig, das Gespräch hat noch nicht begonnen. Während der US-Präsident ein paar giftige Pfeile Richtung Europa („Wir müssen uns wehren“) abschießt, tut ausgerechnet Juncker, auf dessen Erfolg niemand gesetzt hatte, etwas völlig Unerwartetes: Er hält dagegen („Wir müssen zusammenarbeiten“). Am Morgen danach und einen Durchbruch später sagt ein EU-Diplomat aus der Führungsetage der Union: „Man hat Juncker angesehen, dass er entschlossen war – und offenbar gut munitioniert.“ Der Kommissionspräsident sagte nach dem Treffen mit Trump: „Ich wollte einen Deal, wir haben einen Deal.“ Ist das wirklich derselbe Juncker, den nicht wenige in den Tagen und Wochen davor regelrecht abgeschrieben hatten?
BRÜSSEL