Seit Jahren verändert sich die Landschaft der Innungen in Franken deutlich. Nun geht in der Region dieser Prozess an hervorgehobener Stelle weiter: Die Kfz-Innung sowie die Karosserie- und Fahrzeugtechnik-Innung, beide für Unterfranken zuständig, werden ab Juli von Würzburg aus von Michael Frank geleitet.
Frank ist seit 2013 Geschäftsführer der Kfz-Innung, der größten ihrer Art im Regierungsbezirk. In Kürze werde er diese Funktion auch für die Innung der Karossierbauer und Fahrzeugtechniker wahrnehmen, die bislang eine eigene Leitung hatte, wie es in einer Mitteilung heißt.

Ein solcher Zusammenschluss sei in Bayern eine Neuheit und in Deutschland bislang erst einmal vorgekommen, betonte Frank. Er wird die Geschäfte der beiden Innungen von seinem Büro im Würzburger Stadtteil Lengfeld aus führen.
Was die beiden Kfz-Innungen ausmacht
Die Kfz-Innung Unterfranken hat nach eigenen Angaben 800 Mitgliedsbetriebe mit zusammen etwa 14.000 Beschäftigten. Mit der Karosseriebauer-Innung mit ihren 65 angeschlossenen Unternehmen gebe es viele Überschneidungen, so Obermeister Michael Seidel aus Mainaschaff (Lkr. Aschaffenburg). Zwei Drittel der Mitglieder seien auch in der Kfz-Innung Unterfranken.
"Die beiden Gewerke wachsen immer mehr zusammen", so Seidel. Da liegt die Frage nahe, warum die Innung nicht gleich fusionieren. "Es sind unterschiedliche Berufe", antwortet Geschäftsführer Frank.

In jüngster Vergangenheit war es durch Fusionen zu Bewegung unter den unterfränkischen Innungen gekommen. So gingen der Handwerkskammer in Würzburg zufolge im vergangenen Herbst die Bäckerinnungen Aschaffenburg und Miltenberg zur "Bäckerinnung bayerischer Untermain" zusammen.
Zuvor war es zum Beispiel zur Fusion der Metzgerinnungen in Schweinfurt, den Haßbergen, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Kitzingen zur Metzgerinnung Main-Rhön gekommen. Grund: Wegen des Aussterbens von Metzgereien waren die Einzelorganisationen zu schwach geworden. In den vergangenen zwölf Jahren ist in Unterfranken die Zahl der Innungen um etwa 20 Prozent zurückgegangen.
Steht eine Fusion der beiden Kfz-Innungen nun an?
Dieser Konzentrationsprozess ist für Kfz-Geschäftsführer Frank grundsätzlich nichts Verkehrtes: "Ich sehe das positiv", weil die Arbeit der Innungen mitunter effektiver werde. Obermeister Roland Hoier von der Kfz-Innung sieht das ähnlich: Es sei besser, wenn die "zum Teil sehr komplexen Themen" von einer hauptberuflichen Kraft bearbeitet werden statt – wie oft in kleinen Innungen – von jemandem, der diesen Job nebenher machen müsse.
Der Mitteilung zufolge beschlossen die Mitglieder der Karosserie- und Fahrzeugtechnik einstimmig, dass Frank ab Juli auch ihre Geschäfte führt. Entsprechende Gespräche mit der Kfz-Innung seien schon vor längerer Zeit geführt, eine Entscheidung habe aber wegen der Corona-Pandemie immer wieder verschoben werden müssen.
Welche Aufgaben die Innungen haben
Innungen verstehen sich in der Nachfolge der Zünfte als die Sprachrohre der jeweiligen Handwerksberufe und sind Teil der Selbstverwaltung des Handwerks. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Berufsausbildung im Handwerk, nehmen die Gesellenprüfungen ab und sind für die überbetriebliche Unterweisung der Lehrlinge zuständig.
Eine Fusion der Kfz- und Karosserie-Innung als nächster Schritt scheint indes nicht vom Tisch. Zwar wollten die Karosseriebauer "ihre Eigenständigkeit behalten", so Obermeister Seidel. Aber wenn die übergeordneten Verbände grünes Licht gäben, dann sähe er einen Zusammenschluss "sehr gerne".
Auch Obermeister Hoier aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) sieht einen Zusammenschluss als etwas an, "das mittlerweile absolut Sinn macht". Eine Fusion sei zwar kein einfacher Schritt, "aber unterm Strich kann man mal darüber nachdenken".