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WÜRZBURG: Wenn das Hörgerät zum Kaffee bittet

WÜRZBURG

Wenn das Hörgerät zum Kaffee bittet

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    Hörgeräte sind längst kleine Computer: Mirko Nikolai (links) und Martin Weiglein vom Meisterbetrieb Huth & Dickert in Würzburg.
    Hörgeräte sind längst kleine Computer: Mirko Nikolai (links) und Martin Weiglein vom Meisterbetrieb Huth & Dickert in Würzburg. Foto: Foto: Huth & Dickert

    Der Würzburger Hörgeräte-Meisterbetrieb Huth & Dickert wurde 1992 gegründet. Seither hat sich viel getan: Das klassische analoge Hörgerät gibt es nicht mehr, die Digitalisierung hat das Handwerk entscheidend verändert.

    Hörgeräte sind eigentlich Computer

    Es sind kleine Geräte, die im Ohr versteckt sind. Je nach Modell ist – wenn überhaupt – nur noch das Gehäuse hinter dem Ohr zu sehen. Die Im-Ohr-Modelle fallen auf den ersten Blick gar nicht mehr auf.

    Und obwohl sie klein sind, leisten sie Großes: „Wir haben es längst mit kleinen Computern zu tun. Computer, die ständig die akustische Umgebung des Trägers analysieren“, beschreibt Martin Weiglein, Geschäftsführer der Huth & Dickert GmbH.

    Technik hat das Handwerk verändert

    Im April 1992 gründeten Karl Huth und Georg Dickert das erste Fachgeschäft für Hörgeräteakustik in der Würzburger Innenstadt. Der Kundenandrang wurde im Lauf der Zeit so groß, dass in den folgenden Jahren vier weitere Geschäftsstellen dazu kamen. Nach 24 Jahren übergaben die Gründer das Unternehmen in die Hände von Martin Weiglein und Mirko Nikolai, die damals bereits seit Jahren für das Unternehmen tätig gewesen waren.

    Die beiden haben erlebt, wie die fortschreitende Technik die Hörakustik verändert hat. Top-Modelle von damals sind heute längst von gestern. Auch der Name Hörgerät sei nicht mehr aktuell. Man rede von Hörsystemen. Also Systeme, die situationsgerechtes Hören und Verstehen ermöglichen.

    Begriffe änderten sich auch

    Fast nichts mehr zu sehen: Hörgeräte von heute sind nahezu komplett im Ohr versteckt, wie bei diesem Mann. Die Geräte sind digitale Vielkönner, was das Handwerk des Hörgeräteakustikers enorm verändert hat.
    Fast nichts mehr zu sehen: Hörgeräte von heute sind nahezu komplett im Ohr versteckt, wie bei diesem Mann. Die Geräte sind digitale Vielkönner, was das Handwerk des Hörgeräteakustikers enorm verändert hat. Foto: Foto: Thomas Frey, dpa

    „Was das Gehirn in Bruchteilen von Sekunden alleine verarbeitet, soll die Technik auch in Echtzeit können“, erklärt Weiglein. Auch der Beruf Hörgeräteakustiker wurde vom Hörakustiker abgelöst. Der Begriff Gerät sei längst veraltet, so Weiglein.

    Wie weit die Hörtechnik mittlerweile ist, zeigt die Integrationsmöglichkeit der neuen Modelle: Das Hörsystem kann zum Beispiel längst mit dem Smarthome vernetzt werden. Egal, ob als gekoppelte Lautsprecher für den Fernseher oder als integriertes Headset fürs Smartphone.

    Wenn das Smartphone ins Ohr geht

    „Ein blinder Kunde von uns hat sich früher alles vom Smartphone laut vorlesen lassen. Heute ist sein Smartphone direkt per Bluetooth mit dem Hörgerät verbunden. So bekommt das niemand mehr mit, wenn er sich etwas direkt ins Ohr vorlesen lässt“, erklärt Nikolai.

    Heutige Hörsysteme lassen sich auch mit Internetplattformen so verbinden, dass sie in digital vernetzten Wohnungen nützliche Infos abgeben. „Wenn Sie im Garten stehen und es klingelt an der Tür, bekommen Sie die Nachricht 'Es hat an der Tür geklingelt' direkt ins Ohr. Oder Sie liegen noch im Bett: Sobald der Kaffee durchgelaufen ist, gibt das Hörgerät Ihnen Bescheid“, beschreibt Weiglein.

    Hörsysteme werden aus der Ferne gewartet

    Die Kopplung von Smartphone und Hörsystem verändere auch das Arbeiten der Hörakustiker. Theoretisch sei längst eine Fernwartung der Hörsysteme möglich. „Wenn Sie in einer Hörsituation sind und merken, dass Sie Ihren Kollegen schlecht verstehen, können Sie sofort per App eine neue Einstellung bei uns anfordern“, erklärt Weiglein. „Wir erhalten dann eine Nachricht darüber, worin die Probleme liegen und schicken dem Kunden eine neue Einstellung auf sein Smartphone, die er selbst auf sein Hörsystem programmieren kann.“

    Über Apps können Kunden zum Beispiel auch die Richtung der Hauptschallaufnahme steuern. So entscheiden sie selbst, aus welcher Richtung sie besonders gut hören möchten.

    Die Digitalisierung habe aber nicht nur die Technik und das Handwerk verändert. Auch die EDV musste in den vergangenen Jahren umgestellt werden. „Wir haben es mit sensiblen Gesundheitsdaten zu tun. Da darf nichts schiefgehen. Datenschutz hat bei uns höchste Priorität“, hebt Weiglein hervor.

    Unsere Serie „Arbeitswelten der Zukunft“ zeigt anhand vieler Beispiele aus der Region, wie sich die Digitalisierung auf Berufe und Unternehmen ausgewirkt hat – oder noch auswirken wird. Alle Beiträge zur Serie finden Sie auf

    Nächste Folge: Altenpflege.

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