Eigentlich hat die Region Mainfranken allen Grund, zufrieden in die Zukunft zu blicken: Eine Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent, im Landkreis Main-Spessart sogar nur 2,6 Prozent, ein sehr gut laufendes Binnen- und Exportgeschäft sowie niedrige Preissteigerungen. Doch nach Ansicht von Ralf Jahn von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt bestehen für die künftige Konjunkturentwicklung auch Risiken. So nannte Jahn als Beispiele Unwägbarkeiten bei der Entwicklung der Rohstoffpreise, bei der Energiewende, bei den Koalitionsverhandlungen und nicht zuletzt die Entwicklung bei der Verfügbarkeit von Fachkräften.
Und um die Chancen der Region besser nutzen zu können, müssten Wissenschaft, vertreten durch die Universität Würzburg und die Hochschule für angewandte Wissenschaften, und Wirtschaft, vertreten durch die rund 62 000 in der IHK organisierten Unternehmen, künftig noch besser zusammenarbeiten. Die Kooperationsveranstaltung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg und der IHK Würzburg-Schweinfurt unter dem Motto „Wirtschaft trifft Wissenschaft, Wertschöpfung in Mainfranken – Globale Trends, regionale Auswirkungen“ bildete hierzu den Auftakt. Ein solcher globaler Trend findet sich etwa in der Automobilwirtschaft, wo die Modellvielfalt an Fahrzeugen erheblich zunimmt und Produktinnovationen in immer kürzeren Abständen eingeführt werden. Das hat auch in Mainfranken erhebliche Auswirkungen. So hatte etwa der Würzburger Standort von Siemens-VDO 2005 mit Schwierigkeiten zu kämpfen und stand vor einer Auslagerung von Teilen der Produktion in die Tschechische Republik. Erst die Übernahme durch die Firma Brose sorgte wieder für einen Aufschwung. Nach Angaben der Firma stieg der Umsatz am Standort Würzburg allein in den Jahren 2008 bis heute um rund 80 Prozent.
Doch auch heute steht die Automobilindustrie vor großen Herausforderungen, wie Reinhard Kretschmer, Mitglied der Geschäftsführung von Brose erklärt. So werden die Fahrzeuge heute länger gefahren, Smartphones stehen bei jungen Leuten höher im Kurs als ein eigenes Auto und der weltweite Automarkt wächst nur noch sehr langsam.
Brose sieht sich nach den Worten von Kretschmer sehr gut aufgestellt und nennt als Erfolgsfaktor vor allem Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit, auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Wenn man immer nur das mache, was man schon immer gemacht habe, dann bekäme man auch immer nur das, was man schon immer bekommen habe, fasst Kretschmer zusammen. Von zentraler Bedeutung für eine gute Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in Mainfranken ist der Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an der Universität Würzburg. Wie dessen Inhaber, Professor Axel Winkelmann, erklärt, befindet sich dieser Fachbereich genau an der Schnittstelle zwischen den theoretischen Möglichkeiten des Computer-Einsatzes und der Umsetzung dieser Erkenntnisse in die Wirtschaft.
Beispiel für einen solchen Schritt von der Theorie in die Praxis ist die Digitalisierung dreidimensionaler Objekte, die dazu geführt hat, dass man heute eine individuelle Fußform oder die eigene Körperstatur scannen und anschließend in einem Online-Shop einen passgenauen Schuh oder Anzug erwerben kann. Auch die Reproduktion dreidimensionaler Objekte ist heute mithilfe von 3-D-Druckern möglich. So gibt es bereits Copyshops für 3-D-Objekte, wo man sich beliebige Plastikformen, Kekse sowie Schokolade ebenso herstellen lassen kann wie kompliziert aufgebaute Werkstücke aus Metallpulver.