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Würzburg: „Wir sind unerwünscht“: Ein Traditions-Stammtisch in Würzburg fühlt sich aus der Weinstube Halbleib verdrängt

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„Wir sind unerwünscht“: Ein Traditions-Stammtisch in Würzburg fühlt sich aus der Weinstube Halbleib verdrängt

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    Der Name Weinstube suggeriert, dass man im Lokal nur Wein trinken kann, ohne zu essen. Das darf ein Stammtisch nun nicht mehr.
    Der Name Weinstube suggeriert, dass man im Lokal nur Wein trinken kann, ohne zu essen. Das darf ein Stammtisch nun nicht mehr. Foto: Daniel Biscan

    Jahrzehntelang war es eine Selbstverständlichkeit für den Würzburger Ludwig Bauer: ein Schoppen nach dem Einkaufen, ein kurzer Plausch mit alten Freunden, ein fester Platz in der Weinstube Halbleib in der Würzburger Innenstadt. Das geht nun nicht mehr. Der Grund: Drei Männer, die seit über 40 Jahren zum Stammtisch gehören, fühlen sich aus dem Lokal verdrängt. Sie sagen, der Pächterin sei es nicht recht, wenn sie nur ihren Schoppen trinken, ohne eine Speise zu bestellen.

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    14 Kommentare
    Brigitte Schuhmann

    Leider steht in Ihrem online-Artikel nicht, dass die Pacht um 50 Prozent erhöht wurde. Das ist im Print-Medium nachzulesen. Außerdem hat die Pächterin einen Kompromiss angeboten: Die Stammtisch-Herren könnten um 20 Uhr kommen statt um 19 Uhr zur besten Essenszeit. Außerdem könnten die halsstarrigen Herren ja auch etwas zu ihrem Schoppen essen. Ich bin gespannt, wo sie jetzt in der Würzburger Gastronomie ihren Stammtisch finden.

    Elvira Wiehl

    In unserer Gesellschaft wird immer wiedre versucht, den "Genuß" vom Alkohol als eine "kulturelle" Errungsnschaft darzustellen. Alkohol ist jedoch in höchtem Maße gesundheitsschädlich und sein Konsum sollte unter allen Umständen vermieden werden.

    Martin Deeg

    Die Behauptung, eine "Weinstube" sei kein Speiselokal ist längst überholt, in "Bens Weinstube Klink" hat der Koch (!) sogar einen Michelin-Stern - und niemand käme hier auf die Idee, an einem Freitag Abend nicht zu essen: "Willkommen in Bens Weinstube Klink: Die Location in Degerloch hat unter neuer Leitung eröffnet – und die hat sich bereits einen Namen gemacht … Koch Ben Benasr, zuletzt im Ritzi mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, hat das Restaurant zum September übernommen.".... Quelle: re-flect.de

    Hans-Martin Hoffmann

    Und das wird so weitergehen, wenn nur noch der schnelle Euro zählt. Das Gleiche gilt allgemein für das Gaststättensterben, denn wenn die Preise steigen, wird sich noch so manche/r überlegen, ob man den Schoppen wirklich in der Weinstube trinken muss statt sich zuhause zu treffen. Wäre vielleicht gut, wenn man sich an "maßgeblicher Stelle" mal ein paar zielführende Gedanken machen würde, ob wir wirklich eine "unsoziale Marktwirtschaft" wollen bzw. wohin das am Schluss führt. Jede/r gegen jede/n? Die Ansätze dafür sind mMn schon mehr als deutlich erkennbar.

    Heribert Mennig

    Ich finde es völlig unmöglich, dass die Stammtischler nach über 40(!) Jahren plötzlich unerwünscht sind. Welch eine arrogante Aktion der Wirtin. Ich war zwar nicht regelmäßig, aber immer wieder mal mit Freunden im "Halbleib". Jetzt werde ich diese Weinstube nicht mehr besuchen! Die drei Herren haben mehr oder weniger klaglos hingenommen, dass sie nur noch an einem kleinen Tisch Platz nehmen durften. Sie haben offenbar Verständnis für die Situation der Wirtin gezeigt. Das macht die Reaktion der Wirtin umso unverständlicher. "Der Halbleib" ist und war noch nie ein Restaurant! Mit jedem Pächterwechsel wurde es schlimmer. Es ist natürlich auch ein Problem, dass das Haus verkauft wurde und der/die neue(n) Eigentümer die Pacht um 50% erhöht wurde. Ich finde das eine absolute Schweinerei und Wucher!!! Meine Vermutung ist, dass Eigentümer jetzt einer der stadtbekannten Immobilien-Makler (manche sagen auch: -Haie) ist. Name fängt entweder mit P oder mit V an.

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    Martin Deeg

    Dieser kleine Konflikt ist m.E. deshalb so interessant, weil er sehr viel größere Probleme spiegelt: ist es denn nicht vielmehr "arrogant", dass hier ein paar privilegierte Rentner trotz völlig geänderter Rahmenbedingungen - die Weinstube ist de facto längst ein Restaurant, erhöhte Pacht/Miete, Personal- und Energiekosten, verändertes Konsumverhalten - ernsthaft glauben, einen Anspruch auf ihre "traditionellen" Privilegien zu haben, ohne Rücksicht auf andere Belange und Interessen?

    Heribert Mennig

    @Herrn Deeg: "die Weinstube ist de facto längst ein Restaurant" Womit begründen Sie Ihre Ansicht? Eine Weinstube ist eine Weinstube. Ein Restaurant ist ein Restaurant. Dass in BAWÜ jemand auf die Idee kommt, einen Sternekoch einzustellen und trotzdem den Laden als Weinstube bezeichnet, finde ich mehr als seltsam. Nur weil in einer klassischen Weinstube auch Essen angeboten wird, das über Bratwürscht mit Kraut hinausgeht, wird noch lange kein Restaurant draus. Vielleicht sollte die Wirtin unter der Bezeichnung "Weinstube Halbleib" an der Fassade ein zusätzliches Schild mit der Aufschrift "Essensrestaurant" anbringen. Mir solls Recht sein, weil ich eh nicht mehr hingehe!

    Martin Deeg

    Solche Sorgen möchte man haben. "Hauptsache, wir konnten Wein trinken" ist jetzt nicht so das überzeugende Argument, wenn Leute, die am Freitag abend was essen wollen, deshalb keinen Platz mehr finden - "Tradition" und "Kultur" hin oder her.

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    Klaus Grohs

    Reservierung wäre eine Lösung.

    Martin Deeg

    Oder eben die Entscheidung, einen Trinker-"Stammtisch" abzuschaffen.

    Klaus Grohs

    Es gehört einfach zum Geschäftsmodell einer Gastwirtschaft, dass der Wirt den Gästen nicht vorzuschreiben hat, wie hoch die Zeche werden soll. Und: Weinstube bleibt erst Recht Weinstube ohne Essenzwang. So verscheucht man die Gäste. Die Wirtshäuser haben erstens wegen der Coronazeit gute staatliche Gelder kassiert, teilweise zu Unrecht. Außerdem: Viele Gasthäuser haben bei der ersten MwSt-Senkung 2020 nicht ihre Preise nach unten angepasst. Nach der MwSt-Erhöhung 2024 wurden oft die Preise aber erhöht und eine Senkung wird zu Beginn 2026 wieder nicht stattfinden. Die Gastwirte haben also kaum Grund sich zu beklagen. Sie sollten sich nicht wundern, wenn Gäste und Personal weg bleiben. Ich stimme überein, dass das Nicht-Absagen von Reservierungen ein mieses Verhalten von Gästen ist. Hier sollte eine Anzahlung oder Nachforderung Abhilfe schaffen. Das ist in vielen anderen Ländern normal und richtig.

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    Martin Deeg

    ...."dass der Wirt den Gästen nicht vorzuschreiben hat, wie hoch die Zeche werden soll.".....Den Begriff "Mindestverzehr" haben Sie sicher schon mal gehört. Gerade Reservierungen sind oft an einen solchen gebunden. Und es ist doch insoweit selbstverständlich, dass man zur Stoßzeit nicht in ein Speiselokal geht, um beim Wein zu "chillen" - versuchen Sie das mal in München oder Stuttgart. Die bizarre Klientelpolitik der Union, mit der die Gastronomie zu Lasten der Steuerzahler bedacht wird und die Preisgestaltung der Gastronomie ist ein anderes Thema und trifft sicher nicht den Oberstudienrat im Ruhestand. Über die Preise hat er sich ja nicht beschwert.....

    Klaus Grohs

    Sie gehen verfehlen das Thema. Es geht hier um die Unterscheidung Speiserestaurant und Weinstube. Außerdem: In welchem anderen Gewerbe gibt es Mindestumsatz als Bedingung. Damit schadet sich ein Wirt selbst. Genauso wie mit Zeitslots.

    Martin Deeg

    Aber Herr Grohs, schauen Sie sich doch mal die Internetseite an - es ist doch offensichtlich, dass es sich hier um ein Speiserestaurant handelt. Mit begrenzten Plätzen. Da kann man doch nicht erwarten, dass man am Freitag Abend "Anspruch" auf einen Tisch hat, ohne Verzehr, nur weil das "halt schon immer so war"....

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