Der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie: Es gibt einige Fälle, die bundesweit Schlagzeilen gemacht haben, weil sie nicht nur teuer waren – sondern immer wieder vor Problemen und Verzögerungen standen. Besonders ärgerlich wird es, wenn es dabei um von Steuergeldern finanzierte Vorhaben geht, die zunehmend teurer und langwieriger wurden. Auch in Bayern gibt es diese Fälle. Der Bund der Steuerzahler sammelt diese Fälle jährlich in seinem Schwarzbuch und prangert an, wo aus seiner Sicht Steuern verschwendet werden.
Auch wenn der Bund oft kritisch gesehen wird – etwa weil der Lobbyverein Partikularinteressen vertrete, mit einer klaren Agenda für niedrige Steuersätze auftritt und ihm häufig Kampagnen vorgeworfen werden – gelten die im Schwarzbuch aufgeführten Fälle häufig als klares Indiz für ein Versagen der öffentlichen Hand. Die massivsten Fälle, die der Steuerzahlerbund in den vergangenen zehn Jahren gesammelt hat, haben wir hier gesammelt.
Zweite Stammstrecke München: 3,2 Milliarden Euro
Eine derartige Kostenexplosion wie bei diesem Projekt gab es in absoluten Zahlen in Bayern zuletzt kein zweites Mal: Bei der zweiten Stammstrecke im Münchner S-Bahn-Netz wird alles teurer und dauert länger als geplant. Von 3,8 Milliarden Euro anfänglich anvisierter Kosten hat das Vorhaben inzwischen ein Volumen von mindestens 7 Milliarden Euro erreicht. So stand es 2023 im Schwarzbuch.
Staatstheater Augsburg: über 400 Millionen Euro
Mehrfach tauchte das Augsburger Staatstheater und die seit Jahren anhaltende Sanierung im Schwarzbuch der Steuerzahler auf. Vorgeworfen wird den Verantwortlichen dabei eine massive Kostenexplosion sowie ständige Verzögerungen und Eklats wie etwa die Kündigung des zuständigen Architektenbüros. Eigentlich waren die Kosten für das Projekt auf 186 Millionen Euro veranschlagt worden, mittlerweile rechnet der Steuerzahlerbund mit über 600 Millionen – also über 400 Millionen Euro mehr als einst angekündigt.



Deutsches Museum München: rund 345 Millionen Euro
2021 führte das Schwarzbuch die Sanierung des bekannten Münchner Technikmuseums auf, das insgesamt in dieser Liste das teuerste Projekt noch der neuen Stammstrecke ist ist. Damals hieß es, dass man mit Kosten von 745 Millionen Euro rechnen müsse, veranschlagt wurden einst 400. Die Verantwortlichen hatten sich also um fast 100 Prozent verplant. Damit verbunden waren und sind massive Verzögerungen im Baufortschritt.
Bahnhofstunnel Augsburg: rund 230 Millionen Euro
Für den Fußgängerverkehr ist er seit Ende 2023 geöffnet, bis die Straßenbahnen eine Etage tiefer ebenfalls hindurch fahren, dauert es noch: Auch der Bahnhofstunnel ist ein Mammutprojekt in der schwäbischen Hauptstadt. Und auch hier bemängelte der Steuerzahlerbund mehrfach, dass die Kosten aus dem Ruder gelaufen seien. Zuletzt hieß es im Schwarzbuch 2024, dass die Kosten nun bei über 300 Millionen Euro liegen dürften. Veranschlagt waren einst 70.
G7-Gipfel Elmau 2022: rund 180 Millionen Euro
Beim Gipfeltreffen in den bayerischen Alpen im Jahr 2022, an dem unter anderem Olaf Scholz und Joe Biden teilnahmen, ist nicht direkt eine Fehlplanung das Problem für den Steuerzahlerbund. Er stellt grundsätzlich infrage, ob und wie der Gipfel überhaupt in Elmau hätte stattfinden sollen. Daher prangert der Verein im Schwarzbuch für das Jahr 2022 eine Verschwendung in Höhe der Summe an, die der Gipfel gekostet hat.

Neue Pinakothek München: rund 180 Millionen Euro
2021 listete der Steuerzahlerbund das Museumsprojekt in München auf. Mit den Problemen am Bau und den Kostenexplosionen geht eine jahrelange Schließung des Gebäudes einher. Eigentlich sollte die Ausstellung über Epochen von europäischer Kunst von Aufklärung bis Anbruch der Moderne 80 Millionen Euro kosten, im Schwarzbuch 2021 ging man schon von über 260 Millionen Euro aus.
Strafjustizzentrum München: rund 160 Millionen Euro
Ein „sehr kostspieliges Ausrufezeichen“ nennt der Bund das neue Strafjustizzentrum im Münchner Stadtteil Neuhausen. Damit spielt man auf eine Äußerung der damaligen bayerischen Justizministerin Beate Merk an, die das Projekt ein „städtebauliches und architektonisches Ausrufezeichen“ genannt hatte. Erwähnt wird es im jüngsten Schwarzbuch aus dem Jahr 2025. Statt eigentlich geplanter 240 Millionen Euro soll der Bau nun rund 400 Millionen Euro kosten.
Friedrichsforum Bayreuth: rund 54 Millionen Euro
Auch das Friedrichsforum in Bayreuth zählt zu den jüngeren Eintragungen im Schwarzbuch. 2025 fand es unrühmlichen Eingang in das Verzeichnis, weil die Kosten sich fast verdoppelt hatten. Bei dem Projekt kam zu zahlreichen Zwischenfällen: Bausubstanz war schlechter als gedacht, Ausschreibungen mussten wiederholt werden oder die Bauzeit verlängerte sich durch fehlendes Material. Mit 110 statt 56 Millionen Euro ist nun zu rechnen.
Abschiebungshafteinrichtung Hof: rund 50 Millionen Euro
2022 listete das Schwarzbuch den teuren Knast in Hof auf. Und nicht nur, dass die Kosten aus dem Ruder liefen: Auch die Auslastung ließ dort zu wünschen übrig. Im März 2022 lag sie damals bei nur 23 Prozent, im Mai des gleichen Jahres bei 27 Prozent. Veranschlagt waren damals Kosten von 30 Millionen Euro. Später standen tatsächlich 80 Millionen Euro zu Buche.
Frankenwaldbrücken verbinden Bayern und Thüringen: rund 30 Millionen Euro
Die Fußgängerbrücken durch das Naturschutzgebiet an der bayerischen Nordgrenze nennt der Steuerzahlerbund ein „teures Prestigeprojekt“. Erwähnt wird es im jüngsten Schwarzbuch von 2025 und ist in dieser Aufzählung Rekordhalter für die größte Kostenexplosion: Die haben sich hier mehr als verdreifacht. Eigentlich sollte der Bau 12 Millionen Euro kosten, inzwischen ist von 42 Millionen Euro auszugehen.
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