Was hinter den hohen Mauern geschieht, erfahren Außenstehende nicht. Zumindest meistens. Doch werden prominente Persönlichkeiten verurteilt oder Skandale bekannt, fällt das Auge der Öffentlichkeit auf die Gefängnisse. Ein Überblick zu den Haftanstalten in der Region und eine Auswahl ihrer bekanntesten Insassinnen und Insassen:
Das Skandal-Gefängnis: Die JVA Augsburg-Gablingen
Das Gefängnis im Vorort der Fuggerstadt ist nicht nur wegen seiner prominenten Insassen einer breiten Öffentlichkeit bekannt, der Skandal um Misshandlungs- und Foltervorwürfe 2024 sorgte überregional für Aufmerksamkeit. Während die Ermittlungen dazu andauern, ist der Ruf des erst 2015 eröffneten Gefängnisses längst geschädigt. Das gilt auch für einige der Persönlichkeiten, die hier untergebracht waren.
Markus Braun: Von der Wirecard-Spitze in U-Haft
Bevor der ehemalige Wirecard-Chef wegen des Prozesses gegen ihn 2022 nach München verlegt wurde, war er über zwei Jahre lang in Augsburg-Gablingen in Untersuchungshaft gewesen. Das Verfahren gegen den 56-jährigen Österreicher wegen Betrugs und Untreue dauert nach wie vor an, während sein einstiger Kollege Jan Marsalek mittlerweile zwar enttarnt wurde, aber immer noch flüchtig ist.
Rupert Stadler: Gefängnisluft und Abgasgestank
Einige Zeit vor Braun saß schon ein anderes Schwergewicht der Wirtschaft in Augsburg-Gablingen in U-Haft: Rupert Stadler, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Audi. Nach einigen Wochen in der JVA wurde er 2018 wieder entlassen und zeigte sich im Verlauf des folgenden Prozesses geständig in Bezug auf seine Rolle im Abgasskandal. Dennoch legte er gegen die 2023 erlassene Bewährungsstrafe Berufung ein.
Marcus Prinz von Anhalt: Prinz Protz
Im Gegensatz zu den beiden bereits vorgestellten Herren bringt man diesen Ex-Häftling nicht mit Vorstands-Konferenzen oder Business-Anzügen in Verbindung, viel mehr mit Sonnenbrille und Champagnerkorken. Insgesamt zwei Jahre saß der exzentrische Rotlicht-Boss in Untersuchungshaft, Grund war ein Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen den heute 59-Jährigen.

Immer wieder in den Schlagzeilen: Die JVA Kaisheim
Ebenso wie Augsburg-Gablingen ist das bereits 1816 erbaute Gefängnis nicht nur Zielort für verurteilte Verbrecher. Die Geschehnisse in der Anstalt selbst beschäftigen die Justiz ebenso. So gab es in den letzten Jahren Prozesse zum Schmuggel von Handys und Drogen innerhalb des Gefängnisses, zu verbotenem Sex zwischen einer Angestellten und einem Insassen und einem Unfall, bei dem sich ein Insasse schwer verletzte.
Theo Berger: Der Al Capone vom Donaumoos
Diese Verbrecher-Karriere spielte sich ab, als der Schmuggel von Handys noch keine Rolle spielte. Banküberfälle, Raubüberfälle, Autodiebstähle und mehr hatte Theo Berger, einer der bis heute am meisten berüchtigten bayerischen Gesetzlosen, auf dem Kerbholz. Nach bis dahin insgesamt 39 Jahren Haft erhängte sich der damals 62-jährige Oberbayer 2003 in seiner Zelle in Straubing. Seinen Ruf als Ausbrecherkönig hatte er übrigens durch Fluchtaktionen in München und Schrobenhausen erworben und nicht in Kaisheim, wo er in den 60ern inhaftiert war.

Das Frauengefängnis: Die JVA Aichach
Die Anstalt in Aichach ist das einzige Gefängnis in dieser Liste, das vorrangig auf Frauen ausgerichtet ist. Im Rahmen des Skandals um Augsburg-Gablingen fiel die Aufmerksamkeit auch kurz auf diese Einrichtung. Und auch hier sorgte ein Zwischenfall von Gewalt an einem Häftling letztens für Schlagzeilen.

Brigitte Mohnhaupt: Die RAF-Terroristin
Neunfacher Mord und mehrfacher Mordversuch waren die Taten, für die Brigitte Mohnhaupt in Aichach landete. Von 1982 bis 2007 währte die Haftstrafe der heute 76-Jährigen, die eine Anführerin der zweiten Generation der linksextremistischen Terrorgruppe war.

Massenmörder, Kriegsverbrecher und Prominente: Die JVA Landsberg
Die Anstalt in Landsberg ist zweifellos die in der Region, in der am meisten bekannte Personen inhaftiert waren. Seit der Eröffnung 1908 fungierte es dabei nicht nur als Gefängnis in der jeweils aktuellen deutschen Staatsform. Auch die Alliierten nutzten es in der Nachkriegszeit und vollstreckten in Landsberg Todesurteile gegen Kriegsverbrecher.
Alfons Schuhbeck: Der gefallene Sternekoch
Ob Alfons Schuhbeck noch einmal zurück nach Landsberg oder in ein anderes Gefängnis muss, wird aktuell geprüft. Die wegen Betrugs mit Coronahilfen, Insolvenzverschleppung und Steuerhinterziehung in verschiedenen Verfahren verhängte Haft gegen den Star-Koch ist wegen seiner Krebserkrankung derzeit ausgesetzt. In Landsberg selbst saß Schuhbeck nur einige Monate ein, bevor er im Februar 2024 in eine Außenstelle des Gefängnisses in Rothenfeld in Andechs verlegt wurde.


Uli Hoeneß: Nur eine Auszeit von der Fußball-Welt
Bereits einige Jahre zuvor war Schuhbecks Freund Uli Hoeneß in Landsberg wegen Steuerhinterziehung inhaftiert gewesen. 2014 trat der damals 62-Jährige die auf dreieinhalb Jahre angesetzte Haft an. Während er 2013 noch von Bastian Schweinsteiger den Champions-League-Pokal nach dem Triumph der Bayern im Wembley-Stadion in die Hände gedrückt bekommen hatte, musste er den WM-Sieg Deutschlands 2014 im Gefängnis verfolgen. Seinen Worten in Richtung der Bayern-Fans vor der Haft –„Das war es noch nicht“ – kommt er indes nach. Seitdem er 2016 vorzeitig wegen guter Führung entlassen wurde, ist er präsent wie eh und je.
Karl-Heinz Wildmoser Junior: Noch einmal München, noch einmal Fußball
Auch ein Schwergewicht des Stadtrivalen der Bayern musste einst Zeit in Landsberg verbringen. Der ehemalige Geschäftsführer der Münchner Löwen, Karl-Heinz Wildmoser Junior, wurde nach einem Geständnis 2005 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Tatbestand waren Bestechlichkeit und Untreue rund um Ausschreibungen der damals gebauten Allianz-Arena.

Adolf Hitler: „Festungshaft“ nach dem Putschversuch
Offiziell am 1. April 1924 trat der Häftling seine Strafe in Landsberg an, für den die Anstalt wohl auch international bekannt ist. Allerdings hatte sich Hitler schon 1923 in Landsberg in Untersuchungshaft befunden, Grund war der gescheiterte Putsch im selben Jahr. Noch im Dezember 1924 kam der spätere Diktator wieder frei.

Anton Graf von Arco auf Valley: Der Attentäter
Nicht einmal fünf Jahre verbrachte der Mann in Landsberg, der einen politischen Mord auf dem Gewissen hatte. Anton Graf von Arco auf Valley. 1919 hatte der damals 22-Jährige den ersten Ministerpräsidenten des Freistaats erschossen. Mit zwei Schüssen in den Hinterkopf beendet er das Leben Kurt Eisners, des ersten Machthabers Bayerns seit Jahrhunderten, der kein Monarch war.
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