„Wir wollen nicht, dass unser schöner Gottesgarten zum Hallengarten wird“, sagt Tina Endres und formuliert das, was die Umstehenden denken. Gemeinsam stehen etliche Grundfelder nebst Gästen in der Bürgermeister-Meißner-Straße, der ehemaligen Straße nach Reundorf, und blicken Richtung Seubelsdorf. Dort, wo heute Mais wächst, will das Logistikunternehmen CS Trans riesige Hallen erbauen und würde damit die Sichtachse Kloster Banz–Vierzehnheiligen durchschneiden. Die Grundfelder sind entsetzt – und haben ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht.
Drei Meter hohe Fahnen, aufgrund der Entfernung winzig klein, flattern über den Spitzen der Maispflanzen. „Das sind die Ecken des Grundstücks“, sagt Anton Reinhardt, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes, Grundfelder und einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens. „Insgesamt ist es ein fünf Hektar großes Trapez. Zwei Hallen sollen gebaut werden, die eine 200 Meter lang, die andere 140 Meter lang.“ Und beide 75 Meter breit und 8,5 Meter hoch.
„Schutz des Maintals unterhalb des Vierzehnheiligener Bergs“
Das Vorhaben liegt im Außenbereich und damit einem Gebiet, das der Stadtrat eigentlich nie bebauen lassen wollte. Andere Vorhaben an gleicher Stelle wurden abgelehnt. Am 19. Februar dieses Jahres jedoch stimmten 16 von 23 Räten für eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans. Sie stellten sich damit mehrheitlich gegen die Verwaltung und damit letztlich auch gegen Bürgermeister Jürgen Kohmann.
„Schutz des Maintals unterhalb des Vierzehnheiligener Bergs“ – so heißt das Bürgerbegehren offiziell, für das ab sofort Unterschriften gesammelt werden. Die Blickbeziehung zwischen Kloster Banz und der Wallfahrtsbasilika auf dem Heiligen Berg ist den Initiatoren im wahrsten Sinne des Wortes heilig. Gemeinsam mit dem Staffelberg seien die Kulturgüter essenziell für die Tourismusregion.
Natürlich habe man Verständnis für die Firma CS Trans, die sich vergrößern wolle, doch nicht gleich um das Dreifache und im Außenbereich. Und, was für BBV-Kreisobmann Michael Bienlein besonders schwer wiegt: Der Landwirtschaft werde damit wieder eine Fläche entzogen. „Das tut uns richtig weh.“ Den Landwirten stünden aufgrund des Zweckentfremdung von Ackerflächen immer weniger Areale für Nahrungsmittel- und Futtermittelproduktion sowie für Energiepflanzen zur Verfügung. Letztlich sei das auch ein Schlag gegen die Artenvielfalt, denn selbst in Maisfeldern gebe es viele Tiere und Pflanzen.
Der Vorschlag von BN-Kreisvorsitzendem Reinhardt: Die Firma solle nach Möglichkeit am vorhandenen Standort maßvoll vergrößern oder ohnehin schon vorhandene Gewerbegebiete nutzen. Die gebe es im Landkreis zahlreich.
Direkt in Sichtweite, auf der anderen Seite der B 173, entsteht der neue Firmenkomplex von Concept Laser. Für die Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht mit dem Grundfelder Vorhaben zu vergleichen, denn: „Dies war schon immer als Gewerbegebiet ausgewiesen, dort entstehen viele Arbeitsplätze. Hier aber sollen es billige Hallen für wenige Arbeitsplätze sein“, so Bernhard Christoph, Lichtenfelser Stadt und Kreisrat.
Stadtrat machte eine Kehrtwende
Christoph weiter: „Ich hoffe, dass der Bad Staffelsteiner Stadtrat noch zur Besinnung kommt. Noch liegen keine konkreten Baupläne vor, ist nichts endgültig entschieden.“
„Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir von diesem Stadtratsbeschluss hörten“, sagt Anwohner und Mit-Initiator Michael Endres. Wer nach Grundfeld hineinfahre, sehe dann nicht mehr Kulturgüter ersten Ranges, sondern die riesigen Logistikhallen. „Es ist aber noch nicht alles zu spät. Wir wollen versuchen, mindestens 1000 Unterschriften zu sammeln, um die Stadt zu einem Bürgerentscheid zu zwingen.“ Werner Freitag von den „Staffelsteiner Bürgern für Umwelt und Naturschutz“ ist seit 23 Jahren Stadtrat und hat dagegen gestimmt. „Bisher war es immer einhellige Leitlinie, auf sanften Tourismus zu setzen und die begnadete Kulturlandschaft zu bewahren“, so der Stadeler. „Nun aber sollen Sichtachsen zugebaut werden.“ Für ihn ein Unding.
Die Grundfelderin Cornelia Hochwart stimmt ihm zu. „Ich befürchte, dass wir damit die Büchse der Pandora öffnen.“ Will meinen: Wenn der erste Gewerbebetrieb dort bauen darf, werde bald der nächste folgen.
Die Anwohner sprechen von Druck einer Lobby, der zum Umschwenken des Stadtrats geführt haben könnte. Barbara von Mengershausen aber gibt sich kämpferisch: „Wir haben eine Verpflichtung, dass diese Sichtachse nicht verbaut wird!“ Und dafür wird auch sie Unterschriften sammeln.
Infos zum Bürgerbegehren gibt es auf www.lichtenfels.bund-naturschutz.de. Unterschriftenlisten stehen zum Download bereit.
Eintragungsmöglichkeiten Bürger aus dem Stadtgebiet Bad Staffelstein, die gegen den Hallenbau bei Grundfeld sind, können sich ab sofort an folgenden Stellen in Bad Staffelstein eintragen: Adam-Riese-Apotheke, Adelgundis-Apotheke, Stadt-Apotheke, Gemeinschaftspraxis Kolb/Trenkle/Gärtner, Zahnarztpraxis senzivo, Optik Büschel, Eurasia, Metzgerei Leicht sowie im Marktcafé. Listen liegen auch in Lichtenfels im BN-Umweltbüro aus. Mehr zum Thema: Riesenhallen und Großbaustellen Themen in Bürgerversammlung Grundfelder Bürger fürchten um den Gottesgarten