Es ist kalt, die Männer und Frauen, die am Rand Grundfelds in der Bürgermeister-Meißner-Straße mit ein paar Bannern stehen, treten von einem Bein aufs andere. Aber Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag, ist „ganz ergriffen“. Zauberhaft findet die Bambergerin es hier, wo der Blick nach Vierzehnheiligen und Kloster Banz schweift.
25 500 Quadratmeter sollen überbaut werden
Sowa ist am Donnerstagnachmittag nach Grundfeld gekommen, um den Initiatoren des Bürgerentscheids am 24. November, der sich gegen die Neubaupläne der Spedition CS Trans richtet, ihre Unterstützung zu signalisieren. Sie trifft sich mit den Grünen-Kreisräten Valentin Motschmann und Bernhard Christoph, dem Bad Staffelsteiner Stadtrat Werner Freitag (Staffelsteiner Bürger für Umwelt- und Naturschutz), Anton Reinhardt und seinen Mitstreitern vom Bund Naturschutz, Grundfelder Einwohnern und Bad Staffelsteinern am Rand der etwa fünf Hektar großen Fläche, auf die die Firma zwei neue Hallen und ein Bürogebäude errichten will. Noch sprieße hier die Wintersaat, aber wenn es nach CS Trans gehe, werden 25 500 Quadratmeter überbaut, erklärt Reinhardt, der sich mit Verve für den Bürgerentscheid stark macht.
Über 120 Grundfelder haben das Bürgerbegehren unterschrieben
Ein Bauvorhaben im Außenbereich – dafür bräuchte es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans. Der Stadtrat habe dem in seiner Februarsitzung zugestimmt. Weil neben dem BN-Kreisvorsitzenden auch Anwohner, allen voran die Familie Endres, das nicht hinnehmen wollten, komme es nun zum Bürgerentscheid. 1500 Wahlberechtigte hätten unterschrieben. Und es sei nicht so, dass aus Grundfeld selbst nur Reinhardt und Endres gegen das Vorhaben kämpften: Über 120 der etwa 400 Einwohner hätten sich in die Listen eingetragen.

Beim Ortstermin erläutern die Initiatoren der Landtagsabgeordneten, was aus ihrer Sicht gegen das Bauvorhaben des Grundfelder Unternehmens spricht: Der Flächenverbrauch steige ungebremst weiter. Dabei gebe es im Landkreis insgesamt 63,5 Hektar erschlossene Gewerbegebiete, auf die CS Trans ausweichen könnte. Stünden nordöstlich des Dorfes erst einmal die Hallen der Spedition, könnten dies Begehrlichkeiten bei anderen Firmen wecken. Dann würde früher oder später das ganze Gebiet bis Lichtenfels bebaut.
Wird der „Gottesgarten“ zum „Gewerbehallengarten“?
Würden die Pläne verwirklicht, würden außerdem die Blickbeziehungen zwischen Kloster Banz und Vierzehnheiligen empfindlich gestört. Reinhardt verweist auf den sanften Tourismus, der am Obermain ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei, auf den „heiligen Berg“, die vielen Pilger, die zum zweitgrößten Wallfahrtsort Bayerns kommen. „Wollen wir, dass der Begriff ,Gottesgarten‘ von unseren Mitbewerbern spöttisch in ,Gewerbehallengarten‘ umbenannt wird?“, fragt er. Und fügt einen weiteren Punkt hinzu: „Auf Hallenböden wachsen kein Mais und kein Getreide.“

Dazu komme die steigende Lärm- und Schadstoffbelastung für die Anwohner, die ihre und Lebensqualität beeinträchtige. Michael Endres, dessen Haus gleich gegenüber der fraglichen Fläche steht, ist sich sicher, dass es Alternativen gibt. Er hat mit der Eigentümerin der Hallen gesprochen, die CS Trans momentan noch nutzt. Die Familie Precklein, so sagt er, ist zusätzlich im Besitz von Gewerbeflächen südlich von Grundfeld. Und sie wäre bereit zu verkaufen. Er appelliert deshalb an die zerstrittenen Verhandlungspartner, doch noch einen Kompromiss zu finden, der es der Spedition ermöglichen würde, am Ort zu erweitern, ohne auf Ackerland auszuweichen.
„Es ist ja selten, dass man tatsächlich eine nahe liegende Lösung hat.“
Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag
Ursula Sowa macht den Anwesenden Mut. Die Regierung von Oberfranken könnte helfen, meint sie: Hier gebe es Ansprechpartner, die vermitteln könnten. Sie verspricht, den Kontakt herzustellen. Auch mit ihrem CSU-Kollegen Jürgen Baumgärtner will sie sprechen. „Es ist ja selten, dass man tatsächlich eine nahe liegende Lösung hat“, bemerkt sie.

Die Politikerin kann sich nicht vorstellen, dass die Regierung von Oberfranken einen solchen Flächennutzungsplan im Außenbereich genehmigen würde. „Die Träger öffentlicher Belange müssen ja noch gehört werden“, erklärt sie. Und verweist darauf, dass die bayerische Staatsregierung interkommunale Gewerbegebiete fördert. Lichtenfels und Bad Staffelstein sollten also zusammen überlegen, ob sie dem Unternehmen Alternativen anbieten können.
„Wenn hier die Denkmäler nicht stünden, hätten Sie deutlich schlechtere Karten. Aber so ist es eindeutig“, ist sie überzeugt. Darauf hofft auch Grünen-Kreisrat Bernhard Christoph. „Der Gottesgarten ist in Teilbereichen schon schwer geschädigt. Wir können natürlich so weitermachen, aber ob das so klug ist für eine Badstadt?“ Einig sind sich alle darin, dass hier die beste Gelegenheit bestünde, ganz konkret etwas für den Klimaschutz zu tun, der ja in aller Munde ist.
Standpunkt
Bitte fair bleiben!
Von Annette Körber annette.koerber@obermain.de

Die Initiatoren des Bürgerentscheids wollen keine „Betonklötze“ nordöstlich von Grundfeld haben. Man muss ihren Standpunkt natürlich nicht teilen. Es ist legitim, den Bürgerentscheid abzulehnen und die Erweiterungspläne von CS Trans zu befürworten. Dabei bleibt es aber offensichtlich nicht. Die Familie Endres berichtet von üblen Beschimpfungen und Bedrohungen übers Internet, selbst die Kinder würden beleidigt und ausgegrenzt. So etwas macht mich fassungslos. Wohin soll das führen? Grundfeld ist mittlerweile offensichtlich tief gespalten. Das lässt nichts Gutes für die Zukunft erahnen. Dabei müssen hier doch weiterhin alle zusammenleben, wenn der Bürgerentscheid längst Vergangenheit ist. Das geht nur dann gut, wenn alle wieder auf eine sachliche Ebene zurückkehren. Auseinandersetzung ja, aber bitte fair bleiben!
https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/art2486,778350
https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/art2486,756562