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LICHTENFELS: 19. Jahrhundert: epidemische Krankheiten am Obermain

LICHTENFELS

19. Jahrhundert: epidemische Krankheiten am Obermain

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    Lichtenfelser Spital, 1880 bis 1882 errichtet. Zuletzt als Nebengebäude des Stadtkrankenhauses genutzt, wurde 1973 abgerissen. Links die Spitalkirche.
    Lichtenfelser Spital, 1880 bis 1882 errichtet. Zuletzt als Nebengebäude des Stadtkrankenhauses genutzt, wurde 1973 abgerissen. Links die Spitalkirche. Foto: Repro: Andreas Motschmann

    Die schlechten hygienischen Verhältnisse, die unzulängliche Wohnsituation für viele, die einseitige Ernährung und unreines Trinkwasser öffneten am Obermain im 19. Jahrhundert manchen Krankheiten Tür und Tor. Die Hygieneverhältnisse besserten sich erst allmählich. Impfungen drängten Krankheiten zurück. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war Bau der ersten Krankenhäuser, in Lichtenfels Mitte des 19. Jahrhunderts.

    Zwar war um 1800 die Zeit der großen Pestepidemien, in deren Folge am Obermain ganze Dörfer ausgestorben waren, schon lange vorbei. Aussatz, Ruhr und St. Antoniusfeuer (Mutterkornbrand) waren ebenfalls verschwunden. Doch es gab andere Krankheiten. Davon berichtet auch Elmar Kerner in seinem Aufsatz „Das Gesundheitswesen am Obermain von 1800 bis 1945“.

    Keuchhusten, Masern, Scharlach, Ruhr, Nervenfieber, Diphtherie

    In regelmäßigen Abständen grassierten epidemische Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Masern, Scharlach und dergleichen. Hinzu kamen Ruhr, Nervenfieber, Diphtherie, Influenza, Cholera, das Gefraisch (Krämpfe der Kinder) und vor allem die Tuberkulose, die während des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen – größtenteils Korbmacher und Fabrikarbeiter – befiel. Auch die Blattern (Pocken) traten im 19. Jahrhundert immer wieder auf.

    Fast alljährlich forderten eine oder mehrere Krankheitswellen in den Städten und Dörfern am Obermain ihren Tribut: 1813 zum Beispiel starben in Lichtenfels 27 Personen, meist Erwachsene, am Faul- und Nervenfieber. Das waren 27 Prozent aller Todesfälle in diesem Jahr. Hinzu kamen elf Todesfälle von Kindern, die an Scharlach erkrankt waren.

    1856 fanden 39 Lichtenfelser Kinder durch Scharlach den Tod, davon allein 27 im April. Fast an jedem Tag starb ein Kind. 1910 fiel in Schney zwischen dem 8. und 24. April die Schule wegen Masern aus.

    Die zahlreichen Krankheiten führten zu hoher Sterblichkeit. Im ganzen 19. Jahrhundert starben häufig Kinder. Sie waren vor allem während des ersten Lebensjahres durch Kinderkrankheiten gefährdet.

    Im Zeitraum von 1800 bis 1870 lag die jährliche Sterberate von Kindern in Lichtenfels 40 Mal höher als die der Erwachsenen. Den 72 Geburten des Jahres 1810 standen allein 63 gestorbene Kinder unter 10 Jahren gegenüber. Die hohe Sterblichkeit wurde durch die ebenfalls hohen Geburtenzahlen ausgeglichen, so dass die Einwohnerzahl von Lichtenfels langsam wuchs.

    Impfungen brachten deutliche Verbesserungen

    Durch eine Verbesserung der Ernährung, der hygienischen Verhältnisse, der medizinischen Versorgung und Vorsorge etwa in Form von Impfungen wurden alle diese Krankheiten entscheidend zurückgedrängt und zum Teil ausgerottet.

    So gingen die Pocken, an denen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts jährlich rund 500 000 Menschen in Europa starben, im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgrund der ab 1807 in Bayern eingeführten Schutzimpfung stark zurück.

    Elisabetha Würstlein, die 1843 eine Stiftung zugunsten des Baus des ersten Krankenhauses in Lichtenfels machte.
    Elisabetha Würstlein, die 1843 eine Stiftung zugunsten des Baus des ersten Krankenhauses in Lichtenfels machte. Foto: Repro: Andreas Motschmann

    Bis 1829/30 waren im Landgericht Lichtenfels 14 665 Kinder geimpft worden. 1871 wurden nach dem Auftreten von Blattern, zum Teil mit tödlichem Ausgang, die Einwohner in Marktgraitz, Mannsgereuth, Schney, Zeublitz und Altenkunstadt aufgefordert, sich impfen zu lassen. 20 Jahre später waren die Blattern so gut wie verschwunden. Von 1884 bis 1893 registrierte man in den Bezirksämtern Staffelstein und Lichtenfels einen einzigen Fall.

    Elisabetha Würstlein als Gönnerin in Lichtenfels

    Krankenhäuser spielten eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen der vergangenen Jahrhunderte. Nach der Öffnung des Bamberger Krankenhauses 1789 dauerte es über ein halbes Jahrhundert, bis ein Krankenhaus am Obermain entstand.

    1833 hatte ein Antrag der Bürgerschaft von Lichtenfels zur Debatte gestanden, doch der Stadtmagistrat hatte diesen abgewiesen. Erst ein Stiftungsangebot von Elisabetha Würstlein ermöglichte den ersten Krankenhausbau. Sie bot 1843 zur Finanzierung des Krankenhauses 4000 Gulden an.

    Bauarbeiten am 2. Januar 1845 abgeschlossen

    Ein gutes Jahr nach der Genehmigung waren am 2. Januar 1845 die Bauarbeiten abgeschlossen. Doch das Krankenhaus war zu klein. 1855 erfolgte die Vergrößerung und 1894 setzte man abermals ein zusätzliches Stockwerk auf.

    Ab dem Jahre 1881 fungierte Dr. Gustav Roßbach als Krankenhausarzt. Er war vielen Lichtenfelser wegen seiner Menschlichkeit und seines Humors, vielen Wissenschaftlern wegen seiner Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte des Obermains, lange in Erinnerung geblieben.

    1897 beschloss der Distriktsrat von Staffelstein den Bau eines Distriktskrankenhauses, da sich das dortige Spital für die Krankenpflege als völlig unzureichend erwies. Die Kosten des 1898 in der Nähe des Friedhofes fertiggestellten Krankenhauses beliefen sich auf 35 000 Mark. Für die Aufnahme von Kranken, die zumeist dem Arbeiter- und Dienstbotenstande angehörten, standen sechs Zimmer mit 34 Betten zur Verfügung.

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