Pfingsten ohne Köhlerfest? Das ist in Frammersbach kaum vorstellbar. Doch wie in vielen anderen Bereichen: Es fehlt an Personal. Der Kegelsportclub sucht dringend Frauen und Männer für dieses Handwerk im Ehrenamt. Wir erklären, was man können muss, wo man es lernt und wie die Situation in und anderen Spessartorten ist.
Zum 50. Köhlerfest meldete der ausrichtende Kegelsportclub (KSC) noch ausreichend Nachwuchs. Doch nachdem sich Altköhler Rudhard „Rudi“ Kirsch altersbedingt zurückgezogen hat, andere durch Beruf und/oder Familiengründung nur noch eingeschränkt Zeit fürs Köhlern haben, wird Verstärkung gesucht. Darüber informierte kürzlich Monika Voglsanger, eine der drei Vorsitzenden des KSC und mit Stefanie Amberg Leiterin des Organisationsteams Köhlerfest. Denn: Ohne Köhler kein Köhlerfest, keine Brauchtumspflege, keine Einnahmen für den Verein.
Rund-um-die-Uhr-Betreuung des Kohlemeilers erforderlich
Damit aus Holz Kohle wird, ist eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung des Kohlemeilers erforderlich, erläutert Voglsanger zusammen mit Fabian Müller und Marian Nusdorfer. Die beiden sind zwei der drei verbindlich verbliebenen Köhler. Bei einem Weiteren ist noch nicht sicher, wie er 2026 zur Verfügung steht. Sie stehen alle im Berufsleben und nehmen sich regelmäßig Urlaub, um sich um den Kohlenmeiler zu kümmern. Er wird jedes Jahr an Pfingsten anlässlich des viertägigen Köhlerfests an Pfingsten abgebrannt. Allerdings dauert die Kohlegewinnung länger als das Fest.
Sonntags wird der Meiler während des Festbetriebs entzündet und meistens am Donnerstagabend oder Freitag geöffnet und die Kohle auseinandergezogen. Der Zeitpunkt ist abhängig vom Wetter, der Steuerung der Luftzufuhr und der Größe des Meilers. An Fronleichnam wird die Kohle eingesackt für den Verkauf. Der Vorzug der Meilerkohle besteht darin, dass sie sich schnell entzünden und nach dem Ablöschen wiederverwenden lässt.
Erlös aus Fest wichtige Einnahmequelle
Für den KSC ist laut der Organisatorin nicht nur der Erlös aus dem Festbetrieb ein wichtiger Posten zur Finanzierung des Sportbetriebs. Ohne Kohle keine Kohle für den Verein. Außerdem gehen Voglsangers Angaben zufolge schon mal rund 150 Kilogramm Holzkohle an Eigenbedarf fürs Köhlerfest weg. Außerdem achte sie penibel darauf, dass zusätzlich ein gewisser Vorrat gehalten wird – falls mal was schiefgeht. Das Fest ist bekannt für seine Spezialitäten vom Grill.
Die Ausbeute hänge von der Größe des Meilers und dem Verlauf des Abbrandes ab. „Zum Jubiläum vor drei Jahren hatten wir einen imposanten Haufen“, erinnert sich Müller. Wenn wenig Köhler zur Verfügung stehen, begnüge man sich mit einem kleineren Meiler.
Arbeit nicht nur während des Köhlerfests
Arbeit gibt es nicht nur während des Abbrands. Als wir uns Ende Juli am Köhlerplatz am Abzweig hinter dem Frammersbacher Ortsteil Schwartel nach Habichsthal treffen, mussten noch die Kohlereste aus der Erde gesiebt werden. Der Platz wird fürs Fest im nächsten Jahr vorbereitet, Holz umgeschichtet. Richtig Pause sei nur von November bis Januar, berichten die Drei aus ihrer Köhler(fest)erfahrung. Nach Fasching geht's ans Holzmachen.
Daran und auch an den anderen Arbeiten am Platz beteiligen sich die Vereinsmitglieder. Das ist nicht nur Sache der Köhler. Die Gemeinde mit dem Gemeindeförster unterstützen dabei. 15 bis 20 Ster Buchenholz werden, so die Köhler, benötigt. Das sägen die Vereinsmitglieder auf einen Meter Länge. Das Spalten übernimmt heute ein Vereinsmitglied, das über eine Spaltmaschine verfügt. Anschließend wird das Holz in Handarbeit zum Trocknen aufgesetzt. Ein Jahr später wird der Kohlenmeiler daraus aufgeschichtet.
Eine offizielle Ausbildung im Köhlerhandwerk gibt es nicht. „Lernen durch Dabeisein“, sagt Nusdorfer. So war es schon immer – abgesehen vom Ferdinand Breitenbach. Mit ihm, der noch als Berufsköhler gearbeitet hatte, begannen Anfang der 1970er Jahre die Feste.
Speziell seien die Nächte, erzählen Müller und Nusdorfer. Heutzutage schieben sie, wenn irgendwie möglich zu zweit Dienst oder zumindest so, dass sich die Schichten überlappen. „Das ist schon lustig. Man erzählt sich Geschichten, um wach zu bleiben. Irgendwann wiederholen sie sich, weil so viel neue Storys gibt es gar nicht, wie die Nächte lang sind“, erzählt Nusdorfer. Der Handy-Wecker, sei ein nützliches Hilfsmittel, fügt Müller hinzu.
Explosion als Horrorszenario
Ob's stimmt oder Köhler-Latein ist, weiß man nicht: Jedenfalls habe ein früherer Köhler erzählt, dass man viel trinken muss. Der daraus resultierende Harndrang übernahm die Weckfunktion zum Kontrollgang, erzählt Müller von den Vorgängern. Übernachtet wird in einer offenen Rundhütte aus Holz. Für ein Nickerchen gibt es eine Holzpritsche. Gegen die Kälte in der Nacht helfe ein Heizlüfter oder eine Schale mit glühender Kohle, so die Insider. Dass der Meiler explodieren könnte, wenn sich darin Schwelgase bilden, ist das Horrorszenario. Dann heiße es: Alle verfügbaren Kräfte an die Schaufeln und den Meiler wieder mit Erde bedecken, erläutert Müller.
Was sollten Frauen und Männer mitbringen, die Köhler oder Köhlerin werden wollen? „Schaffen wollen, zulangen wollen“, sagt Müller. Außerdem dürfe es einem nichts ausmachen, dass man dreckig wird. „Ich hab' schon 50 Leute gefragt. Die haben alle abgewunken.“
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