Walter Malkmus steht nicht gerne im Mittelpunkt. Ins Licht der Öffentlichkeit rückt der 83-Jährige aus Partenstein lieber die Schönheit der heimischen Pflanzen- und Tierwelt. Für seine beeindruckenden Fotos, die er seit rund 20 Jahren regelmäßig veröffentlicht, holt der Naturschützer Lebewesen in den Fokus, die sonst von vielen unbeachtet bleiben würden. Sein Credo lautet: „Nur wer die Natur kennenlernt, weiß sie zu schätzen und schützt sie dann auch.“ Vergangene Woche hat Walter Malkmus in München dann doch die große Bühne betreten: Er bekam die Bayerische Staatsmedaille für herausragende Verdienste um die Umwelt verliehen.
Gemeinsam mit drei seiner Mitstreiter vom Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) Bayern hat Malkmus die Auszeichnung von Umweltminister Thorsten Glauber erhalten. In seiner Laudatio würdigte dieser das jahrzehntelange Engagement der vier Preisträger für den Erhalt der heimischen Orchideenvielfalt. „Sie haben Pflegekonzepte entwickelt, Artenstandorte gesichert und sich als unermüdliche Gestalter, Vermittler und Praktiker eingebracht“, betonte Glauber.
Mit Fotoapparat und Fernglas
Von April bis September ist der pensionierte Mittelschullehrer mehrmals die Woche unterwegs, um im Kreis Main-Spessart die Standorte von Orchideen zu kartieren. Zu seiner Grundausrüstung gehören Fotoapparat, Fernglas und GPS-Gerät. Auch sein Notizbuch hat er immer griffbereit. „Mit dem GPS erfasse ich, wo Orchideenvorkommen sind“, erklärt Malkmus. Die Informationen zu den Fundorten gibt er dann an seinen Vereinskollegen Michael Hainzlmaier vom AHO weiter, der diese in einer Datenbank sammelt.
Bei der Suche legt der 83-Jährige seinen Schwerpunkt auf die Fränkische Platte. Weil Orchideen laut Malkmus vor allem auf basischem Untergrund wachsen, ziehen sie den Muschelkalk der Fränkischen Platte dem Buntsandstein im Spessart vor. Auf Wiesengründen und Magerrasen könne man aber auch dort die eine oder andere Orchidee finden.
„Insgesamt 34 Orchideenarten wurden im Landkreis Main-Spessart bisher entdeckt“, sagt der Partensteiner. In Unterfranken sind rund 40 gefunden worden. Bayerns Umweltminister lobte die „umfangreichen Kartierungen“, die den Artenschutz in Kombination mit „einer modernen Datenbasis und dem Einsatz digitaler Werkzeuge professionalisiert und zukunftsfähig gemacht haben“.

Welche Auswirkungen der Klimawandel hat, beobachtet Malkmus auch an den Orchideen. Die Bocks-Riemenzunge sei früher in Main-Spessart nur vereinzelt zu finden gewesen, habe nun aber einen Siegeszug angetreten, der durch den Klimawandel verstärkt werde, sagt er. Mediterrane, südliche Orchideenarten würden zahlreicher, während Arten, die es kühler mögen, auf dem Rückzug sind.
Vielseitig engagiert
Malkmus bezeichnet sich selbst als Ästheten: „Alles, was schön ist, spricht mich an“, sagt er. So kam er auch zur Fotografie. „Als ich den ersten Frauenschuh gesehen habe, hat mich das ergriffen. Ich wollte diese Schönheit der Natur festhalten“, erzählt er. Sein Einsatz für den Naturschutz ist allerdings so vielseitig, dass der Schutz der stark gefährdeten Orchideen nur einen Teil seines Engagements ausmacht.
Im Arbeitskreis Biotop- und Artenschutz Main-Spessart, den Walter Malkmus seit 1994 leitet, sind neben Orchideen auch Tagfalter, Farne und Käfer seine Schwerpunkte. Um das gesammelte Wissen der Artenschützer auch anderen Interessierten zugänglich zu machen, hat der Arbeitskreis eine Schriftenreihe zu Flora und Fauna im Kreis Main-Spessart herausgebracht. Drei der bisher sieben erschienenen Bände, die teils vom Bund Naturschutz (BN) und teils vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) vorfinanziert wurden, hat der 83-Jährige verfasst.
Der BN-Ortsgruppe Lohrtal saß Malkmus von 1984 bis 2001 vor, 40 Jahre lang gehörte er dem Naturschutzbeirat beim Landratsamt Main-Spessart an, bei der Kreisgruppe des LBV ist er seit 1998 im Vorstand aktiv und beim Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt seit 1979 ehrenamtlicher Mitarbeiter. Er initiierte die Ausweisung von Schutzgebieten mit, brachte sich bei Stellungnahmen zu Projekten, wie dem Bau der B 26n, dem Nationalpark Spessart und dem Biosphärenreservat ein.
Natur mit allen Sinnen begreifen
Schon als Lehrer konnte er der „Stuben-Biologie“ wenig abgewinnen. Deshalb bot er seinen Schülern einen Wahlkurs an, den er „lebendige Biologie“ nannte und der den Unterricht vom Klassenzimmer in die freie Natur verlegte. Die Kinder sollten die Natur live erleben: Sie kescherten im Tümpel, trugen Kröten über die Straße, schreckten vor einer Ringelnatter zurück, die sie dann sogar streichelten, als Malkmus ihnen erklärte, dass sie für Menschen ungefährlich ist.
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