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Lohr: Lohrer Wasserrettung in Not: Einsatzboote nicht für Rettung auf dem Main geeignet oder defekt

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Lohrer Wasserrettung in Not: Einsatzboote nicht für Rettung auf dem Main geeignet oder defekt

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    Bei dieser Übung im Jahr 2017 waren die Boote der Lohrer Feuerwehr (hinten) und der Wasserwacht zeitgleich auf dem Main unterwegs. Ein vergleichbares Szenario ist derzeit ausgeschlossen.
    Bei dieser Übung im Jahr 2017 waren die Boote der Lohrer Feuerwehr (hinten) und der Wasserwacht zeitgleich auf dem Main unterwegs. Ein vergleichbares Szenario ist derzeit ausgeschlossen. Foto: Monika Büdel (Archivfoto)

    Das Problem mit der Verfügbarkeit der Boote Lohrer Rettungsorganisationen für Einsätze auf dem Main weitet sich aus. Seit einigen Wochen ist öffentlich bekannt, dass das Boot der Lohrer Feuerwehr laut Hersteller nicht für Einsätze auf fließenden Gewässern ausgelegt ist. Nun offenbart sich: Die Lohrer Wasserwacht hat noch größere Schwierigkeiten.  

    Der Kommandant der Lohrer Feuerwehr, Sebastian Mademann, wies jüngst im Stadtrat mit Nachdruck darauf hin, dass das seit gut 25 Jahren im Einsatz befindliche Alu-Boot gemäß seiner Bauart und Ausstattung eigentlich nicht für Einsätze auf fließenden Gewässern gedacht ist.

    Intern ist diese Tatsache zwar schon seit Jahren bekannt. Doch bislang hatte man das Thema verdrängt und das vergleichsweise leichte und schwach motorisierte Boot bei Bedarf einfach eingesetzt. Die Anschaffung eines leistungsstärkeren Bootes wurde über Jahre stets verschoben. Zum einen, weil bei der Stadt das Geld knapp ist, zum anderen, weil die Anschaffung von anderem Feuerwehrgerät höher priorisiert war. 

    Doch dann gab ein Fachbüro im Rahmen der turnusmäßigen Erstellung des Feuerwehrbedarfsplans einen deutlichen Hinweis auf das formal vorhandene Einsatzproblem des Lohrer Feuerwehrbootes. Gleichzeitig wurde Kommandant Mademann bei diversen Lehrgängen mit der Problematik und möglichen rechtlichen Konsequenzen konfrontiert.

    Kommandant der Lohrer Feuerwehr will Klarheit

    Die Frage lautet, ob Einsatzkräfte verklagt werden könnten, wenn es zu Zwischenfällen kommt, die sich auf die fehlende Tauglichkeit des Bootes für Fließgewässer zurückführen ließen. Diese hat der Hersteller dem Boot attestiert.

    Kommandant Mademann sagte dazu, dass er dieses Risiko für sich und seine Einsatzkräfte ausschließen wolle. Notfalls müsse man das Lohrer Feuerwehrboot eben bei der Würzburger Einsatzleitstelle abmelden.

    Das hätte freilich zur Folge, dass im Ernstfall Feuerwehren aus benachbarten Städten alarmiert werden müssten, die jedoch längere Anfahrtszeiten hätten. Eine Alternative könnte auch das Lohrer Technische Hilfswerk (THW) sein. Doch das hat aufgrund seines originär ganz anderen Aufgabenzuschnitts und seiner Organisationsstruktur längere Ausrückzeiten als die Feuerwehren.

    Bliebe noch die Wasserwacht des Roten Kreuzes. Sie ist formal ohnehin die Instanz, die für Menschenrettung auf und aus dem Wasser zuständig wäre, wobei die Betonung derzeit auf „wäre“ liegen muss. Denn die Lohrer Wasserwacht hat zwar zwei für den Main taugliche Boote, aber auch ein Problem: Beide Boote sind derzeit defekt.

    Schäden an Getriebe und Rumpf

    „Aktuell ist leider keines der Boote einsatzfähig“, schildert Jonas Pröschel, Kreisvorsitzender der Wasserwacht des Roten Kreuzes. Das mit einem 90-PS-Motor ausgestattete Aluminiumboot für bis zu sieben Personen habe einen Getriebeschaden. Weil es keine Ersatzteile mehr gebe, sei eine Reparatur nicht möglich, so Pröschel. Man sei aktuell mit dem Bezirks- und Landesverband im „engen Austausch zwecks Ersatzbeschaffung“. 

    Auch das zweite Boot der Wasserwacht muss derzeit auf dem Trockenen bleiben. Das Schlauchboot mit einem 25-PS-Außenborder habe einen Schaden am Rumpf, erläutert Pröschel. Hier sei die Ersatzbeschaffung angestoßen. Da bis dahin einige Zeit vergehen werde, arbeite man an verschiedenen kurz- und mittelfristigen Übergangslösungen, so der Kreisvorsitzende. Bis Ende des Jahres soll es eine Lösung geben.

    In der Zwischenzeit werde die Lücke im Ernstfall durch Wasserwachtsboote aus Marktheidenfeld oder Karlburg geschlossen. So sei während der Spessartfestwoche das Boot aus Marktheidenfeld in Lohr stationiert gewesen, so Pröschel. Auch die Wasserwacht in Karlburg verfügt über ein Boot, das im Ernstfall nach Lohr anrücken könnte.    

    Während das BRK an der Lösung des Bootsproblems der Lohrer Wasserwacht arbeitet, bleibt die Frage, wie eine Lösung für das Bootsproblem der Lohrer Feuerwehr aussehen könnte. Kurzfristig ist es das erklärte Ziel der Verantwortlichen, das Zusammenspiel von Feuerwehr und THW zu optimieren. Letzteres hat gleich mehrere für den Main taugliche Einsatzboote, braucht jedoch erfahrungsgemäß länger, bis diese im Wasser sind.

    Welche Kombi ist sinnvoll?

    Eine Grundsatzfrage für die weiteren Überlegungen dürfte auch sein, welches Boot-Sortiment im Ernstfall für ein effektives Zusammenspiel der verschiedenen Hilfsorganisationen das beste wäre. Dazu gibt es Stimmen, die für eine Kombination aus Booten verschiedener Leistungs- und Gewichtsklassen plädieren. 

    Diese Ansicht vertrat vor einigen Tagen etwa der frühere Lohrer Feuerwehrkommandant Joachim Mantel, unter dessen Regie das derzeitige Feuerwehrboot angeschafft wurde. Man habe sich damals bewusst für ein vergleichsweise kleines Boot entschieden, weil dieses überall entlang des Mains mit wenig Personal leicht ins Wasser gebracht werden könne. Größere Boote hingegen bräuchten feste Slipstellen. 

    „Die unterschiedlichen Bootsklassen bringen alle ihre Vor- und Nachteile“, sagt auch Jonas Pröschel, Kreisvorsitzender der Wasserwacht. Gerade zu Beginn von Einsätzen biete ein kleines Boot Vorteile, eben weil es von Hand schnell zu Wasser gelassen werden könne. Überdies hätten kleinere Boote weniger Tiefgang, weswegen sie im Uferbereich manövrierfähiger seien.

    Größere Boote seien dann gefragt, wenn mehr Menschen oder Material transportiert werden müssen. „In vergangenen Einsätzen hat sich die Kombination verschiedener Bootstypen und -größen häufig als leistungsfähiger erwiesen als nur 'große Boote'“, betont Pröschel.

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