„Man kann doch kein Schwein auf eine Bierflasche machen“, hieß es bei der Einführung von Keiler-Weißbier. Doch. Kann man. Wenn es ein Keiler ist. Anhand der Geschichte der Keiler-Biere zeigt sich, wie aus einer spontanen Idee Kult werden kann. 400 Keiler-Fangemeinschaften gibt es inzwischen, weiß die Würzburger Hofbräu. 106 von ihnen werden mit rund 1700 Teilnehmern beim Keiler-Fanclubtag an diesem Samstag, 2. August, auf der Lohrer Spessartfestwoche erwartet.
Doch wie entstand der erste Keiler-Fanclub überhaupt? Daniela Stumpf von der gleichnamigen Brauerei erinnert sich. Das Keiler-Bier gehörte nämlich nicht immer zur Würzburger Hofbräu. Im März 2001 übernahm die Hofbräu die Mehrheitsbeteiligung an der Brauerei und damit die Marke Keiler-Bier.
Idee eines Weißbiers in Bügelverschlussflasche war neu
Mitte der 1980er-Jahre kam im Team der Brauerei Stumpf die Idee auf, als erste Brauerei überhaupt ein Weißbier in einer Bügelverschlussflasche auf den Markt zu bringen, was seinerzeit die Braumeister wegen des hohen Kohlensäuregehalts vor einige Herausforderungen stellte. Die Aufgabe wurde gelöst.
Als Nächstes musste ein Logo her. Der beauftragte Grafiker aus Nürnberg entwickelte die Idee dafür auf seiner Fahrt zur Brauerei, verrät Stumpf. Als er die Alte Mainbrücke passierte und den dortigen Keiler sah, war das neue Logo geboren. Er stellte die Idee vor, zeichnete später einen Keiler und schlug vor, das Bier auch so zu benennen. „Meine Mutter fand die Idee wirklich gut“, sagt Stumpf und setzte sich gegen die zunächst vorherrschenden Widerstände ihrer männlichen Kollegen für die Markteinführung von Keiler-Weißbier dunkel, dem ersten Keiler-Bier durch, erinnert sich Stumpf.
Geschäftsführerin Petra Stumpf-Mecklinger war von der Idee überzeugt und kämpfte für die Markteinführung, erinnert sich ihre Tochter. Zuerst gab es das Keiler-Bier ausschließlich als dunkles Weißbier. Nach und nach kamen mehr Sorten dazu.
BR-Sendung Anstoß für Keiler-Stammtisch
Die Initialzündung erlebte der Kult um das Keiler-Bier schließlich durch die Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks „Unterwegs in Bayern“. Der BR wollte damals etwas Typisches für Lohr drehen. Was passt da besser als die Brauerei im Ort? Spontan organisierte Stumpf mit Freunden und Kollegen einen Stammtisch in der damaligen Metzgerei und Gasthaus Back. „Das war völlig improvisiert“, blickt sie zurück. Alle stülpten sich T-Shirts mit dem Keiler-Konterfei über, und der große Drei-Liter-Bierstiefel, gefüllt mit Keiler-Bier, thronte in der Mitte. Gemeinsam demonstrierten sie dem Publikum das gekonnte Öffnen von Bügelverschlussflaschen in schneller Folge. „Plopp, plopp, plopp.“ Das Geräusch und das Trinken aus dem großen Drei-Liter-Glas zogen Blicke auf sich. Auch die, der am Nachbartisch sitzenden Statisten des BR. Echte Ur-Lohrer, die am Apfelmost nippten. Aber nicht mehr lange. Kurzerhand hätten sie ihren Most stehen lassen und sich schließlich mit an den Tisch gesetzt, erzählt Stumpf. Der erste Lohrer Keiler-Stammtisch war geboren. Außerhalb Lohrs gab es bereits vereinzelt Stammtische.
Idee zum Keiler-Weißbier-Frühschoppen vor 30 Jahren
Danach ging alles Schlag auf Schlag. Die Idee zum ersten Keiler-Weißbier-Frühschoppen am zweiten Festwochen-Samstag federführend hatte der damalige Geschäftsführer Klaus Müller mit seinem Team schon im Jahr 1995. Festwirt Franz Widmann musste erst noch von der Idee überzeugt werden, erinnert sich Stumpf. Da gab es bereits 40 Keiler-Clubs mit rund 700 Mitgliedern. Den seinerzeit am weitesten entfernten Keiler-Club gab es in Finnland, weiß Stumpf. Holländische Urlaubsgäste haben zu Ehren des Bieres sogar ein eigenes Lied geschrieben, den „Lohrer Bier Blues“, erinnert sich Stumpf. Und auch die Spessarttaler haben einen Liedtext verfasst: „Keiler Weißbier, Keiler Weißbier“.
Auch wenn die Brauerei Stumpf die Brauerei und Marken verkauft hat, seien alle mit dem Herzen immer noch damit verbunden. Das liege auch am guten Kontakt zur Würzburger Hofbräu, sagt Stumpf, die sich darüber freut, dass die Hofbräu das Potenzial der Marke erkannt habe und die Tradition fortführe.
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