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Lichtenfels: Ein WC für den Mistelfelder Friedhof

Lichtenfels

Ein WC für den Mistelfelder Friedhof

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    Auf dem Mistelfelder Friedhof (Foto aus dem Herbst 2022) soll ein WC errichtet werden, was im Hauptausschuss zu launigen Diskussionen führte.
    Auf dem Mistelfelder Friedhof (Foto aus dem Herbst 2022) soll ein WC errichtet werden, was im Hauptausschuss zu launigen Diskussionen führte. Foto: Fabian Brand

    Lichtenfels/Mistelfeld Was kostet eine Sitzung auf einem Mistelfelder Friedhofs-WC den Lichtenfelser Stadtsäckel? Fragen wie diese sollten während der jüngsten Zusammenkunft des Hauptausschusses gedanklich durchgespielt werden. Aber der Hintergrund dessen ist weniger gedanklich als vielmehr körperlich dringlich. Jedenfalls wenn es nach Stadtrat Bernd Krauß aus Mistelfeld geht. Auf seinem Antrag auf Errichtung eines WC lag der Schwerpunkt des öffentlichen Teils der Sitzung.

    „Seit mindestens zwei Jahren, wenn nicht schon seit drei Jahren, kommen Mistelfelder auf mich zu“, erklärt Krauß gegenüber unserer Redaktion. Was diese Mistelfelder dringend von ihrem Stadtrat wünschten, sei die Befürwortung eines WC auf dem Friedhof gewesen. Deshalb saß Stadtrat Krauß als zuschauender Interessenvertreter in der vergangenen Woche im großen Sitzungssaal des Rathauses II. Ihm sollte, da er nicht Mitglied des Hauptausschusses ist, Rederecht erst eingeräumt werden.

    Pilotprojekt

    Etwas präziser lautete sein schon am vergangenen 11. September eingereichter Antrag auf Errichtung eines WC am Mistelfelder Friedhof im Rahmen eines Pilotprojekts. Das Wort Pilotprojekt hat es in sich, spricht es doch dafür, ein WC bei zu geringer Nutzung auch wieder abziehen zu können.

    Doch wie oft und wie dringlich ist es den Mistelfelder Friedhofsgängern? Und wie viele Beerdigungen finden dort überhaupt statt? Lässt sich daraus eine zu errechnende Benutzerfrequenz ableiten? Mit Fragen wie diesen hatte sich das Gremium zu befassen. Doch mit so etwas wie Antworten beziehungsweise Vorschlägen bekam es der Ausschuss auch zu tun. Und die kamen vom Friedhofsamt. Auch in Bezug auf Zahlen und Kosten. Immerhin ist die Haushaltslage angespannt und es gilt, all das im Blick zu behalten. Wer diesen Blick für diese Dinge geschärft hatte, ist Friedhofsamtsleiter Johannes Zeis. Was er nach Prüfung dreier WC-Hersteller als Lösungsangebot präsentierte, wird den Stadtsäckel bis Ende 2026 gut 11.000 Euro kosten.

    Launige Gedankenspiele

    Mit launigen Gedankenspielen und Formulierungen war während der Sitzung auch zu rechnen. Stadträtin Monika Faber (SPD) fasste ihre Zustimmung für das WC mit „Notdurft ist ein Menschenrecht“ in einem Satz zusammen. Susann Freiburg (Grüne) hingegen brachte die Frage auf, ob eine Anschaffung aus Kostengründen überhaupt verhältnismäßig sei. Ihr Rechenmodell war durchaus launig, wenngleich mathematisch nicht gänzlich bestechend, obgleich die Begräbnisrate des Ortes Mistelfeld in Betracht ziehend. Bei 15 Todesfällen pro Jahr und einer „Mortalitätsrate von 1,2 Prozent“, errechnete sie bei Zurlastlegung jener gut 11.000 Euro sowie weiterer Faktoren „einen Klogang im Wert von 225 Euro“ und wünschte gute Verrichtung.

    Kurz und gut: Freiburg hält das Projekt für unnötige Geldausgabe und hakte noch einmal bei Zeis selbst nach: „Wie viele Beerdigungen finden eigentlich in Mistelfeld statt?“ Die Antwort darauf sollte für das gerade laufende Jahr auf fünf Fälle lauten, was also einen statistisch noch niedrigeren Wert als die zur Berechnung angenommenen 15 Beerdigungen bedeutet. Nun sah Freiburg die Notwendigkeit für ein WC gar nicht mehr gegeben.

    Allerdings, auch das sollte zur Sprache kommen, hat ihr Rechenmodell einen Fehler, berücksichtigte es doch nicht, dass auch Menschen dann eines WC bedürfen könnten, wenn sie nicht wegen einer Beerdigung, sondern wegen Grabpflege gerade vor Ort sind.

    7:4 Stimmen dafür

    Letztlich sollten sich die Stimmen mehren, die sich offen für das Pilotprojekt zeigten. Eine davon gehörte Robert Gack- Er sprach von einer „teuren Geschichte, aber probieren wir es mal“. Bürgermeister Andreas Hügerich strengte nun eine Abstimmung an. Sie fiel mit 7:4 Stimmen für das Pilotprojekt aus.

    Für den Stadtsäckel bedeutet das nun bei der von Zeis vorgeschlagenen Variante bis Ende 2026 gut 13.500 Euro, in die unter anderem wöchentliche Reinigungs- sowie Unterhaltskosten reinspielen. Vor allem aber spielt da der Löwenanteil der einmaligen Anschaffung von gut 7000 bis 8000 Euro hinein. Für etwaige Folgejahre läge der Betrieb des WC somit weitaus günstiger.

    Für Stadtrat Bernd Krauß tun sich dennoch Fragen auf. Hätte es nicht noch günstiger klappen können? Woran er Anstoß nimmt, sind unter anderem die Kosten zur Errichtung des Fundaments, das in den Anschaffungskosten enthalten ist. Doch hier verweist Zeis auf die Topographie des Mistelfelder Friedhofs, also seinen Hang zur leichten Hanglage. Die würde einen ebenen Untergrund notwendig machen, der nun in gepflasterter Form ausfallen wird. „Wenn eine Toilette kommt, kann man sie nicht schief hinstellen“, so Zeis. Auch zeigte er sich skeptisch bezüglich der von Krauß aufgebrachten Idee, dass dieses WC in der Anschaffung doch günstiger ausfallen dürfte, wenn der städtische Bauhof es selbst anfertigen würde.

    Doch wann genau ein WC nun auf dem Mistelfelder Friedhof stehen wird, ist auch unklar. Laut Zeis kann es Juli werden.

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    1 Kommentar
    Lothar Hornung

    Eine Toilette auf einem Friedhof, das ist wohl wirklich eine extreme Fragestellung. Natürlich hat Frau Dr. jur. Freiburg recht, wenn sie dies alleine anhand der Beerdigungszahlen limitiert sieht. Aber ebenso hat Monika Faber recht, wenn sie auf die grundlegende "Bedürfnisbefriedigung" von dringenden menschlichen Bedürfnissen hinweist. Der relevante gesellschaftliche Hintergrund ist seit vielen Jahren bekannt, wird aber aus unterschiedlichen Gründen .. auch in unserer Heimatzeitung nie diskutiert. Die Erkrankungen wird als Inkontinenz bezeichnet und betrifft überwiegend Frauen, aber auch zunehmend Männer. Und wenn auch noch bei der Grabpflege viel gebückt werden muß, dann steigt allein aus anatomischen Gründen der Druck auf die Blase ..Beim Mann hemmt möglichweise noch die Prostata den flotten Auslauf, aber bei der Frau sind es nur noch 4 cm bis zum Überlauf. Im Stadtrat fehlt manchmal doch etwas Fachwissen

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