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Geroda: Geroda: Wie wär's mit einem modernen Bürgerhaus?

Geroda

Geroda: Wie wär's mit einem modernen Bürgerhaus?

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    Absage an die Denkmalbehörde: Die frühere jüdische Schule kommt als Multifunktionsgebäude für die Kommune nicht mehr in Frage, sagt Bürgermeister Alexander Schneider. Im Gemeinderat gibt es jetzt andere Pläne.
    Absage an die Denkmalbehörde: Die frühere jüdische Schule kommt als Multifunktionsgebäude für die Kommune nicht mehr in Frage, sagt Bürgermeister Alexander Schneider. Im Gemeinderat gibt es jetzt andere Pläne. Foto: Isolde Krapf

    "Ich will die Gemeinde zukunftsfähig machen", sagt Bürgermeister Alexander Schneider. Dabei geht es ihm unter anderem um das Bürgerhaus neben dem Kindergarten, das längst in die Jahre gekommen ist. Man müsste es renovieren oder ein neues bauen, hieß es im Gemeinderat. Eine Zeit lang sei man auf der Suche gewesen nach einem zusätzlichen Multifunktionsgebäude, in das man beispielsweise die Proben der Musikanten oder der Theatergruppe hätte auslagern können, so der Bürgermeister. Das ehemalige jüdische Gemeindehaus, in dem auch die jüdische Schule untergebracht war, schien zunächst geeignet. Doch inzwischen ist das Thema vom Tisch, denn die Auflagen der Oberen Denkmalschutzbehörde (Bamberg) hätten, laut Schneider, eine moderne und bezahlbare Umgestaltung unmöglich gemacht. 

    Unterschiedliche Nutzungen

    Was die jüdische Schule angeht, hatten oben im ersten Stock nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Flüchtlinge gewohnt, weiß Dritter Bürgermeister und Kirchenvorsteher Fred Hilsdorf. Im Erdgeschoss sei bis in die 1980er Jahre hinein die Gemeindekanzlei ansässig gewesen. 1982 habe die Kommune das Gebäude an Privatleute in der Nachbarschaft verkauft, sagt Hilsdorf. Etwa 2010 kaufte die Kommune das Haus wieder zurück. Doch was macht man mit einem solchen Gebäude? Man habe nicht groß etwas verändern dürfen, weil es unter Denkmalschutz steht, sagt der Dritte Bürgermeister.

    Im Keller der früheren jüdischen Schule in Geroda: Bürgermeister Alexander Schneider zeigt auf morsche Deckenbalken.
    Im Keller der früheren jüdischen Schule in Geroda: Bürgermeister Alexander Schneider zeigt auf morsche Deckenbalken. Foto: Isolde Krapf

    "Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, Trauungen mit einer größeren Anzahl von Gästen abhalten zu können, ein Zimmer für Vereine zu finden oder für die örtliche Krabbelgruppe", sagt Bürgermeister Schneider. Im Frühjahr 2019 war Schneider noch zuversichtlich gewesen. Das Gebäude hat zwar viele, kleine Räume. Aber wenn man innen alles entkernen und einen großen Raum schaffen würde, wäre das Haus für gemeindliche Zwecke nutzbar gewesen, habe er damals noch gedacht. Die historische Außenhaut hätte man ja erhalten können, so der Bürgermeister. "Und auch das jüdische Bad nebenan hätten wir hergerichtet und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht."

    Großer Sanierungsbedarf

    Doch dann kam alles anders. Ein Vertreter der Oberen Denkmalbehörde habe beizeiten angedeutet, dass man die Innenwände nicht einfach entfernen könne. Das Architekturbüro Stefan Richter (Bad Brückenau) wurde damals mit den Voruntersuchungen beauftragt und sollte abklären, welche Lösungsmöglichkeiten es für die Kommune gibt. Ein Statiker untersuchte das Haus und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass es zwar nicht einsturzgefährdet sei, aber doch allerhand zu sanieren wäre, was zum Beispiel die teilweise marode Decke zum Keller und die bestehende Grundfeuchtigkeit im Gebäude angeht, sagt Architekt Richter auf Anfrage dieser Redaktion.

    Die Decken in diesem Haus seien, wie das früher so war, eben sehr niedrig. Man könne dort keine Musikprobe abhalten, wenn man an den Geschossdecken zuvor nichts hätte verändern dürfen, erklärt Richter die Besonderheiten der historischen Bauweise. "Die Denkmalschutzbehörde wäre glücklich gewesen über eine Nutzung." Für ein gemeindliches Mehrzweckhaus sei das alte Haus jedoch nicht in Frage gekommen, sagt Richter. So habe man der Denkmalschutzbehörde vor drei Wochen abgesagt.

    Das Bürgerhaus in Geroda.
    Das Bürgerhaus in Geroda. Foto: Archiv Claudia Mahr

    Vorzeitiger Maßnahmenbeginn vereinbart

    Was das Bürgerhaus angeht, gibt es, laut Schneider, jetzt neue Pläne, denn das Vorhaben wurde auch in die Planungen zur Dorferneuerung mit aufgenommen. Die Vorbereitungen laufen bereits, sagt der Gemeindechef. Geplant ist eine Neubau, etwa im Bereich des Bauhofs und Festplatzes. Mehr will Schneider nicht sagen. Es sei alles noch zu früh.  Aber wenn alles so läuft, wie sich der Gemeinderat das erhofft, könne es mit dem Bau vielleicht bald losgehen. Die Dorferneuerung selbst startet zwar erst 2020/21. Für das Projekt Bürgerhaus sei jedoch bereits der vorzeitige Maßnahmenbeginn vom Amt für Ländliche Entwicklung abgesegnet, sagt Schneider.

    Das aktuelle Bürgerhaus fasst etwa 180 Gäste, ist nicht barrierefrei und hat "keine vernünftige Bühne", beschreibt Schneider die örtliche Veranstaltungsstätte. "Es war früher mal eine Nähfabrik, dementsprechend lang und schmal sind Zimmer und Gänge." Das Haus müsse dringend renoviert werden. "Aber wir brauchen eigentlich ein modernes Bürgerhaus, in dem wir zum Beispiel unsere Kirmes, die Drahtesel-Tour und andere größere Feiern abhalten können."

    Gemeinderäte besichtigen Bürgerhäuser

    In den vergangenen Wochen war der Gemeinderat bereits mehrfach auf Besichtigungstour gewesen, um sich andere Bürgerhäuser, zum Beispiel in Niederkalbach, Heubach und Oberzell anzuschauen. "Vielleicht fahren wir auch nochmal nach Langenleiten und nach Modlos", sagt Schneider begeistert. Doch zwischen all diesen Planungen müssen die Ratsmitglieder noch ein anderes großes Ereignis im Auge behalten, sagt Schneider. Denn 2020 wird Geroda 675 Jahre alt. Und dann gibt’s erst mal ein großes Dorffest.

    Jüdisches Gemeindehaus mit Schule Laut Denkmalliste stammt die frühere jüdische Schule, der Fachwerkbau am Kirchberg 3, aus dem Jahr 1717. In dem Gebäude daneben befindet sich das frühere jüdische Ritualbad (Mikwe), das um 1900 dort entstanden sein soll. 1910 wurde das Schulhaus umgebaut und man errichtete um diese Zeit auch die neue Synagoge am Kirchberg 6. Doch bis es soweit war, mussten offenbar erst mal Spenden gesammelt werden. Sogar der damalige Bürgermeister Kohl bezeugte, nach alten Unterlagen, am 1. Februar 1904 schriftlich, dass die israelitische Kultusgemeinde selbst kein Geld habe, die baufälligen Gebäude herzurichten, und man deshalb eifrig spenden möge. Dass dies nach etlichen Jahren gelang, bezeugt ein Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom August 1927, in dem von der neuen Synagoge Gerodas in einem "blühenden Garten" und dem sanierten Schulhaus mit "zeitgemäß eingerichteter Mikwe" die Rede ist.

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