Spannend verlief am Mittwochvormittag beim Amtsgericht Schweinfurt die Zwangsversteigerung des Firmengeländes der ehemaligen Firma Rothkegel im Gewerbegebiet Volkers. Lange sah es in der halbstündigen Bieterfrist nach keinem brauchbaren Angebot aus den Reihen der gut 15 Anwesenden aus.
Erst gegen Ende überschlugen sich die Offerten von drei ernsthaften Interessenten im Saal. Das Bieter-Rennen ging sogar in eine viertelstündige Verlängerung. Um das Verfahren zu vereinfachen, hatten die Vertreter von Sparkasse und VR Bank als Gläubiger beantragt, alle sechs zur Disposition stehenden Flächen mit einem Verkehrswert von insgesamt 1,7 Millionen Euro als einen Posten zu versteigern. Schließlich seien sie nur gemeinsam sinnvoll zu nutzen.
Zuerst ein symbolisches Gebot
Nach der Bieter-Schlacht steht die Firma MaHa Gebäudeverwaltung UG (Dipperz) als neuer Eigentümer fest. Ihr Vertreter Edgar Hartung behielt am Ende den längsten finanziellen Atem. Schon ziemlich bald hatte er bei dem Termin mit einem symbolischen Gebot von 500 000 Euro vorgelegt. Doch das war für das gesetzliche festgelegt Mindestgebot zu wenig. Erfolgversprechendere Gebote blieben danach aus. Lange schien es deshalb, als ob in den kommenden Monaten ein neuer Termin angesetzt werden müsste.
Längere Zeit Leerlauf bei dem Termin
Doch nach minutenlanger Wartezeit brachte Hans-Jörg Heidelmeier (Bad Brückenau) mit einem neuen Gebot Bewegung in den Saal. Er ging mit 863 000 Euro in die Offensive. Diese Offerte übertrumpfte Edgar Hartung ohne großes Zögern um 1000 Euro. Während die beiden bislang einzigen Bieter zu einer kurzen Besprechung mit den Vertretern der Gläubigerbanken nach draußen gegangen waren, trat ein dritter Bieter auf den Plan. Der Vertreter einer auswärtigen Invest GbR stellte ein Gebot von 865 000 Euro in den Raum.
Nach der Rückkehr der beiden anderen Interessenten in den Saal entspann sich ein Bieter-Duell zwischen Heidelmeier und dem Mann der Invest GbR. Nach zehn wechselseitigen Gebotserhöhungen in kleineren Schritten übertrumpfte Heidelmeier den aktuell aufgerufenen Betrag mit deutlicher Entschiedenheit um 50 000 Euro auf eine Million Euro. Als kein Gegengebot mehr kam, sah er zunächst wie der sichere Sieger aus.
Verwendung zunächst offen
Doch während des Zuschlages ("Zum Ersten, zum Zweiten....") des Rechtspflegers grätschte überraschend Edgar Hartung noch einmal dazwischen. Er bot tausend Euro mehr als die Million. Das reichte, um die Immobilie zu übernehmen. Was Hartung mit dem Gelände machen möchte, ließ er auf Nachfrage dieser Redaktion offen. Nur soviel sagte er dazu: "Eine Werkstatt wäre denkbar".
Konkretere Vorstellungen hatte der Chef der Heidelmeier GmbH & Co. KG: Nach seinen Schilderungen sei daran gedacht gewesen, die vor 30 Jahren von Bad Brückenau nach Ochsenfurt ausgelagerte Produktion von Druck-Tanks durch die Ersteigerung des neuen Standortes zurück nach Bad Brückenau zu holen. Aktuell seien mit dieser Produktion in Ochsenfurt elf Mitarbeiter beschäftigt.
Heidelmeier will nicht mieten
Mit der Rückkehr der Produktion eile es dem Unternehmen nicht, sagte Heidelmeier. Aktuell hat die Firma 130 Mitarbeiter, 50 davon in der Verwaltung in Bad Brückenau und viele auf Montage unterwegs. Der neue Eigentümer des Rothkegel-Geländes habe ihm angeboten, das bisherige Rothkegel Gelände zu vermieten. "Wir haben aber nur am Eigentum Interesse", bewertet Heidelmeier den Vorschlag.
Edgar Hartung hat in der Region bereits über Zwangsversteigerung Eigentum erworben. Er sicherte sich 2012 den Rewe Markt an der Ziegelhütte in Hammelburg mit einer Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern. Aktuell steht dieses Gebäude, wo zwischenzeitlich auch ein Frischemarkt untergebracht war, leer.
Das Rothkegel-GeländeDie Firma Rothkegel war seit 1953 in Bad Brückenau ansässig und viele Jahre erfolgreich. Mit 70 Mitarbeitern kam sie Anfang 2018 in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Als Kundenzahlungen ausblieben, musste der Betrieb Insolvenz anmelden. In einer Phase der Neuaufstellung sprang der größte Kunde ab. Viele der Mitarbeiter kamen anderweitig unter. Die juristischen Auseinandersetzungen um die Außenstände von Kunden dauern an. Das Gelände, welches einen neuen Eigentümer gefunden hat, umfasst insgesamt 16 000 Quadratmeter. Darauf befindet sich eine Werkhalle mit 1100 Quadratmetern, ein Bürogebäude mit 900 Quadratmetern, sowie eine weitere Werkhalle sowie drei Hektar landwirtschaftliche Fläche.