Wer eine Zeitreise in die 50- und 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts unternehmen will, der ist im Nostalgie-Museum in Burgpreppach genau richtig. Er findet dort einen Tante-Emma-Laden aus der Nachkriegszeit, eine komplette Wohnung im Stil der 50-er Jahre und eine fast unüberschaubare Sammlung von Exponaten, die alle Räume aus den Nähten platzen lassen. Diese Räume befinden sich aber nicht in einem eigenen Museum, sondern ausgerechnet im alten Rathaus der Gemeinde, das in den nächsten Monaten einer umfassenden Sanierung unterzogen und zum Bürgerhaus umgebaut werden soll. „Was soll dann aber mit diesem großen Fundus werden?“ fragte diese Redaktion Bürgermeister Hermann Niediek und Museumsleiter Heinz Braunreuther, der diese Frage vor wenigen Tagen öffentlich gestellt hatte.
Wenn man sich mit dem Nostalgiemuseum beschäftigt, muss man seine Geschichte kennen. Museumsleiter Heinz Braunreuther beschreibt seinen großen Schatz folgendermaßen: „Das Museum gibt es seit mehr als 20 Jahren, denn ich habe 1998 damit angefangen. Das war noch unter dem damaligen Bürgermeister Winfried Elting. Zuvor hatte ich nur ein Lager im Schloss von Gleisenau. Heute ist das Obergeschoss mit sechs Räumen mit Museumsgegenständen komplett belegt, im Untergeschoss befindet sich der Laden, der Keller und auch die ehemalige Feuerwehrgarage nebenan dienen mir als Lager. Das ist aber noch nicht alles, denn ich habe für alle meine Exponate noch acht Außenlager.“
In der Sammlung steckt viel Geld
Diese große Sammlung hat der 72-jährige Heinz Braunreuther, ein gebürtiger Burgpreppacher mit Wohnort in Neubrunn, in diesen 25 Jahren zusammengetragen und sie befinden sich in seinem Eigentum. Vieles hat er von Privatpersonen erhalten, sehr fündig sei er auch auf Flohmärkten gewesen. „In diese Sammlung ist sehr viel Geld von mir hineingeflossen“, bemerkt er dazu.
So quillt nun das alte Rathaus von Burgpreppach über und über, selbst das kleine Bürgermeisterzimmer von Hermann Niediek muss noch für die gesamte Spielesammlung herhalten, indem in einer Ecke die Schachteln für die Gesellschaftsspiele aufeinandergestapelt sind. Lange ging das gut, nun hat sich das Ratsgremium dazu entschlossen, das Rathaus zu einem Bürgerhaus umzubauen.
Vielfältig genutztes Gebäude
Dass diese Sanierung kein Luxus für die Gemeinde ist wird jeder verstehen, der heute durch das Haus geht. Schließlich finden dort im ersten Obergeschoss sowohl Ratssitzungen als auch Trauungen statt.
Es ist geplant, das Gebäude barrierefrei zu gestalten, es wird voraussichtlich mit einem Fahrstuhl ausgestattet und die Sanitärräume bedürfen einer Erneuerung. Ebenso werden die Räume anders angeordnet, so dass im Untergeschoss auch ein Treffpunkt für die Bürger, Vereine oder kleine Gruppen entstehen kann.
„Vor allem muss dabei eine neue Dacheindeckung erfolgen, die allein schon auf rund 300 000 Euro kommt. Insgesamt gehen wir von Kosten von 1,5 Millionen Euro aus, die wir im Rahmen des Förderprogramms Innen statt Außen mit 80 Prozent gefördert bekommen. Eine solche Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen, wir haben schon die ersten Aufträge vergeben“, betont Hermann Niediek.
Der Bürgermeister unterstrich, dass es nun einfach um eine Lösung für dieses Nostalgiemuseum gehe und sich der Gemeinderat schon seine Gedanken mache. „Wir haben das gemeinsame Ziel, das Museum in unserer Gemeinde zu erhalten, sorgen jetzt für eine Übergangslösung, wollen dabei aber auch an eine akzeptable Lösung für die Zukunft denken.“
Vorerst Räume gemietet
So habe man ab diesem Monat in der ehemaligen benachbarten Gaststätte einen Raum angemietet, um das Museum in abgespeckter Form weiter zu betreiben. Museumsleiter Braunreuther bedauerte gegenüber dieser Redaktion, dass der damalige Bürgermeister Denninger nicht mitgespielt habe, als mit Unterstützung des Bezirksheimatpflegers das jetzige Ausweichquartier gekauft werden sollte. „Wenn es damals anders gelaufen wäre, gäbe es die Probleme jetzt nicht. Aber ich brauche jetzt die Räume und schlimm wäre es, wenn das Museum sterben würde. Ich will es so lange wie möglich betreiben. Ich mache das ehrenamtlich,ich verlange keinen Eintritt. Wir haben im Jahr rund 1000 Besucher. Ich kann schon das 12. Museumsbuch vorweisen, in dem viel Lob von Gästen eingetragen ist.“
Museum ist ein Aushängeschild
Auch Bürgermeister Niediek lobte das Engagement des Museumsleiters. „Er ist mit seinem Museum auch ein Aushängeschild für unsere Gemeinde, wir haben Herbert Braunreuther beim Neujahrsempfang 2019 im Schloss geehrt. Man muss das Museum nämlich auch im Zusammenhang mit unseren Bemühungen im Tourismus sehen und mit den Maßnahmen der Dorferneuerung, die wir in Bürgerwerkstätten besprochen haben. In diesem Entwicklungskonzept wurden auch die Veränderung des Rathausumfeldes, des Dorfmittelpunktes und des Platzes am Denkmal diskutiert. Mit dem Dorfladen und der Wirtschaft sind wir schon ein Stück vorangekommen und wollen weitermachen.“
Es fehlt Unterstützung
Da sei auch der Blick in die Zukunft wichtig. Museumsleiter Braunreuther gestand dabei ein: „Ich bräuchte eigentlich eine weitere Person, die mich unterstützt. So wissen zum Beispiel die wenigsten, dass es hier auch sehr viele Juden gegeben hat oder ich habe viel Wissen aufgenommen, das ich von Mund zu Mund erfahren habe. Auch das müsste festgehalten werden.“
Damit hatte er einen wichtigen Punkt angesprochen, der nach den Worten des Bürgermeisters auch im Ratsgremium diskutiert werde. „Das betrifft einmal die personelle Situation und auch die zukünftige Entwicklung und Unterbringung des Museums. Für beides müssen wir aktiv werden.“
Raiffeisen als neue Heimat?
Zur Freude des Museumsleiters ließ der Bürgermeister durchblicken, dass man für die spätere Unterbringung ebenfalls vor einer Lösung stehe und einen Standort gefunden habe. Es werde darüber nachgedacht, das Raiffeisengebäude zu kaufen. Dann könnte die alte Lagerhalle umgebaut und mit einer Heizung versehen werden. Ebenso sei an einen Raum für Schulklassen und Besichtigungen gedacht.
Natürlich müssten in diesem Fall, so der Bürgermeister, auch entsprechende Verträge mit Museumsleiter Heinz Braunreuther geschlossen werden.