16 junge Fußballer, darunter ein Mädchen, haben erfolgreich ihre Ausbildung zum „DFB-Juniorcoach“ absolviert und bekamen dafür ihre Urkunden überreicht. Die Freude war bei den „Nachwuchstrainern“ umso größer, als viele Gäste erschienen waren. Und zudem absolvierte der ehemalige Fußballprofi beim 1. FC Nürnberg und Karlsruher SC und jetzige Nationaltrainer der U 16, Christian Wück, eine Trainingseinheit mit ihnen und brachte ihnen die neuen Leitlinien für das Coachen auf dem Platz näher.
Oberstudiendirektor Klauspeter Schmitt stellte dabei heraus, dass das Friedrich-Rückert-Gymnasium Ebern Stützpunktschule für die DFB-Talentförderung sei, man dabei aber alle Schulen des Landkreises einbezogen habe. Diese schulübergreifende Arbeit sei einer der positiven Effekte. Und man habe dabei eine „Mannschaft“, die über ihren Schulort hinaus Sport betreibe, Spaß am Fußball habe, aber auch in der Persönlichkeitsbildung große Fortschritte mache.
Es gehe nämlich nicht nur um spielerische Fähigkeiten, sondern die jungen Menschen sollten auch mit allem vertraut gemacht werden, damit sie im späteren Leben bestehen.
Seinen anschließenden Vortrag vor zahlreichen Schülern, Eltern und Gästen stellte DFB-Coach Christian Wück dann unter das Motto „Unser Weg – Erfolge entwickeln“. „Was wir beim DFB umzusetzen versuchen, ist auch für euch gedacht und für den Breitensport von ganz unten an. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Leitlinien nicht nur in der Bundesliga gelten können, sondern auch in den A-Klassen oder Kreisligen.“
„Wir antizipieren statt zu spekulieren. Wir beobachten den Gegenspieler und antizipieren vor ihm.“
Christian Wück, Ex-Fußballprofi und DFB-Coach
Deswegen habe man 17 Leitlinien entwickelt, bei denen die deutschen Tugenden, die Spielvision, die Ausbildung der Trainer und die Trainingsvision im Vordergrund stünden. Dabei könne man immer wieder auf den Spitzensport verweisen und sich auch Fragen stellen, was der FC Barcelona, der FC Bayern München oder Hamburger SV wohl anders machen.
Für ganz wichtig erachtete es Christian Wück, dass man sich auf dem Platz untereinander verständige. Dies sei in der Ausbildung gar nicht so einfach. „Wir coachen uns gegenseitig. Wir antizipieren statt zu spekulieren. Wir beobachten den Gegenspieler und antizipieren vor ihm. Wir suchen und gewinnen jedes persönliche Duell und fordern die Eins-zu-eins-Situation, um auch Selbstvertrauen zu gewinnen.“
Bei seiner Präsentation mit Spielszenen der deutschen Nationalmannschaft oder der Jugend-Nationalmannschaften zeigte er auf, welche Visionen man vom zukünftigen Spiel habe. „Wir gestalten das Spiel jederzeit aktiv und stellen uns nicht hintenrein. Wir wollen den Ball haben, angefangen vom Innenverteidiger bis hin zum Stürmer, und wollen zum Torerfolg kommen, was bei der Europameisterschaft doch etwas vernachlässigt wurde.“
Ganz konkret ging er dann auf die Leitlinien für die Defensivarbeit, aber auch für den Angriff ein. „Konsequent aus einer kompakten Organisation verteidigen, keine Manndeckung, aber im Raum mannorientiert bleiben.“ Aber dann gehe es darum, mittels seriösem Passspiel zu kombinieren und mit Ball den Gegner zu binden, ohne Ball Zugriff auf den Gegner zu haben und ohne Ball auch anspielbar zu sein.
Christian Wück machte hierzu Mut und zeigte sich überzeugt davon, dass man mit dem Trainieren dieser Leitlinien sehr bald Fortschritte erzielen könnte. „Wir wollen diese Leitlinien in Deutschland verbreiten und in die Vereine einbringen, damit wir vielleicht das nächste Mal Europameister werden.“ Dabei gestand er ein, dass es zwar oft viele Theoretiker gebe, für ihn sei aber das Coachen auf dem Platz wichtig.
Und deshalb ging er dann mit den jungen Spielern und ausgebildeten Junior-Coaches auf den Platz, um solche Basics einzustudieren. Dabei verstärkte er die Motivation immer wieder mit Hinweisen auf Trainer wie Pep Guardiola: „Er hat bei Bayern eben vieles anders und auch besser gemacht. Die Außenverteidiger Philipp Lahm oder David Alaba spielten hier eine ganz andere Rolle.“
Dabei waren an diesem Tag natürlich auch die Trainer des DFB-Stützpunktes mit Michael Kotterba als Leiter sowie den weiteren Trainern Horst Derra, Uwe Derra und Marco Heumann. Horst Derra bezeichnete die Anwesenheit des jetzigen Nationalcoachs der U 16 auch für die jungen „Coaches“ hier als eine besondere Motivation.
Uwe Derra wünschte sich, dass die „Nachwuchstrainer“ bald in ihren Vereinen in der U 7 bis hinauf zur U 11 Fuß fassen mögen und in den Trainingsprozess eingebunden würden. Michael Kotterba bestätigte, dass die jungen Fußballer sehr engagiert alle Einheiten mitgemacht hätten und nach ihrer Ausbildung nun auch Kinder und Jugendliche effizient trainieren könnten. Sein Dank galt dem DFB, der mit der Entsendung von Christian Wück und theoretischen und praktischen Tipps bei den Coaches Begeisterung ausgelöst habe.
Wück gestand ein, dass er hier erstmals mit jungen Trainern arbeite und selbst gespannt sei, wie diese das aufnähmen. Aber schon nach den ersten Übungen habe es ihm Spaß gemacht, auch weil die jungen Coaches mit Freude und konzentriert dabei gewesen seien.
In einer anschließenden Gesprächsrunde stellte aber auch er die Frage an die jungen Fußballer, ob sie mit dem Training im Verein oder in ihrem Stützpunkt zufrieden seien. Als sich hierzu niemand äußerte, meinte er: „Auch das ist eine viel sagende Antwort.“ Er forderte sie aber auf, immer wieder Angebote aufzunehmen. „Wenn ihr auf dem Platz seid, sollt ihr Spaß haben und versuchen, immer wieder besser zu werden.“ Dies unterstrich er mit den Spielern Marco Reus und Kevin Großkreutz, die immer wieder auch nach dem Training noch eine halbe Stunde Torschüsse geübt hätten.
„Wenn ihr auf dem Platz seid, sollt ihr Spaß haben und versuchen, immer wieder besser zu werden.“
Christian Wück, Nationaltrainer der U 16
„Auch ihr könnt das alles schaffen, aber habt es mit euch selbst auszumachen, wie weit ihr es schafft. Wer viel trainiert, hat auf jeden Fall mehr Chancen.“
Natürlich wurde er auch zu seiner Meinung über das Abschneiden der Deutschen Mannschaft bei der EM gefragt. Zum Handelfmeter von Bastian Schweinsteiger meinte er ganz kurz: „Den Elfmeter kann man geben, muss ihn aber nicht.“ Weiter meinte er: „Wir sind einfach zu wenig zu Toren gekommen, dazu kam der Ausfall von Mario Gomez. Müller hat kein Tor gemacht. Und ein Nachteil war auch die Gelbsperre von Mats Hummels. Dazu haben wir gesehen, dass bei uns Spielertypen wie Klose und Gomez fehlen und wir unser Positions- und Ausbildungsprofil für Mittelstürmer stärken müssen.“
Die Begeisterung bei den „Juniorcoaches“ war natürlich groß. Auch über ihre Ausbildung verloren sie sehr positive Anmerkungen. Tobias Kundmüller aus Breitbrunn (spielt in der U 19 der SG Eltmann) gefielen besonders die Praxisphasen, auch wenn die Theorie wichtig sei. „Natürlich geben alle Trainer ihr Bestes und der Unterschied sei gar nicht so groß. Aber von Trainern wie Michael Kotterba und dem gesamten Trainerstab des Stützpunktes wird man mit vielen neuen Übungen, Entwicklungen und interessanten Tipps konfrontiert.“
Für ihn hatte die Ausbildung eigentlich mehrere wichtige Aspekte: „Einmal habe ich großen Spaß am Fußball, und bei solchen Lehrgängen kann man auch persönlich nur profitieren. Zum anderen kann ich mir schon vorstellen, als Juniorcoach Schüler zu trainieren und mit dem Nachwuchs zu arbeiten. Schließlich habe ich das Ziel, Sportmanagement und Sportökonomie zu studieren. Und dabei kommen mir sicherlich auch solche Ausbildungen zugute.“
André Lörzer, der mit der U 17 aufgestiegen ist, bei der JFG Hofheimer Land war und nun beim 1. FC Sand spielt, war ebenfalls von der Ausbildung und vor allem von diesem Tag mit Christian Wück begeistert. „Mit einem ehemaligen Fußballprofi und dem jetzigen Coach der DFB-Jugend trainieren zu dürfen, finde ich super und ganz cool.“
Manuel Schulitz, Projektleiter beim DFB für den „Juniorcoach“ , unterstrich das Ziel, möglichst viele dieser jungen Fußballer mit dieser Ausbildung zum Juniorcoach in die Vereine und zu Kindermannschaften zu überführen. Sie seien bestens dazu geeignet, Kindermannschaften zu trainieren oder auch eine Arbeitsgemeinschaft in einer Schule zu leiten.
Der DFB habe die Bedeutung dieser Nachwuchsarbeit erkannt und biete in allen 21 Landesverbänden mit 200 Ausbildungsschulen diese Möglichkeit an. Für die Juniorcoaches habe diese Ausbildung auch eine besondere Bedeutung für ihre weitere Trainertätigkeit, denn sie werde voll auf die Voraussetzungen für eine Trainer-C-Lizenz angerechnet.
Die Absolventen Die Ausbildung zum „DFB-Juniorcoach“ haben erfolgreich absolviert: Felix Beck (Limbach), David Derra (Neubrunn), Maximilian Dumsky (Baunach), Ute Geuß (Ebern), Timo Götz (Haßfurt), Fabio Herrmann (Sand), Simon Heumann (Haßfurt), Frederik Kirchner (Zeil), Tobias Kundmüller (Breitbrunn), Andre Lörzer (Königsberg), Johann Moritz (Baunach), Aaron Neugebauer (Haßfurt), Christopher Romig (Haßfurt), Markus Roppelt (Baunach), Luca Schiavo (Unterschwappach), Johannes Wirth (Haßfurt) und Johannes Zenk (Baunach).