Seit knapp vier Wochen steht es leer, und die Zukunft ist nach wie vor offen. Mitte Dezember sind die letzten Bewohner von Schloss Ditterswind nach Ebern umgezogen, wo die Rummelsberger Diakonie zwei Häuser für Außenwohngruppen hergerichtet hat. Kurz darauf in der Bürgerversammlung hatte Gemeindeoberhaupt Wolfram Thein von derzeit zwei Interessenten für das Schloss berichtet: einem privaten Investor und der Rummelsberger Diakonie selbst. Dort gibt es Überlegungen, das Anwesen für die Betreuung Jugendlicher zu nutzen. Die Informationen hatte Thein von einem Gespräch unter anderem mit Vorstandsvorsitzendem Günter Breitenbach mitgebracht.
Die Nachfrage dieser Zeitung in Rummelsberg war, auch wegen des Zeitpunkts kurz vor den Feiertagen, nicht allzu ergiebig. In dem Statement, das Marketingleiterin Bettina Nöth weitergab, wird zunächst bestätigt, dass es Gespräche zwischen Vertretern der Rummelsberger Diakonie, Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Thein zur weiteren Nutzung des Schlosses gab. Weiter heißt es: „Die Rummelsberger Diakonie prüft derzeit unterschiedliche Optionen, im Schloss Ditterswind eine Einrichtung der Jugendhilfe zu betreiben, unter anderem gemeinsam mit einem Kooperationspartner aus Unterfranken.
Die Gespräche werden im Januar weitergehen.“
„Wir probieren einiges, aber man braucht eben auch den glücklichen Zufall.“
Wolfram Thein, Bürgermeister
Laut Projektmanager Matthias Grundmann, der sich von Ebelsbach aus um Dezentralisierung und Konversion kümmert, sehen sich die Rummelsberger nach wie vor in der Verantwortung, eine Nachnutzung zu finden, die mit ihren kirchlichen respektive diakonischen Grundsätzen vereinbar ist.
Über den beauftragten Makler komme erfahrungsgemäß alle drei Wochen eine Anfrage herein. Die meisten jedoch „bleiben in einer relativ frühen Phase hängen“. Zu dem besagten Investor oder seinem Konzept wollte Grundmann aus Gründen der Diskretion keine Angaben machen.
Die Konzepte der anderen bisherigen Interessenten sind auch nicht im Sinne des Marktes Maroldsweisach, wie Wolfram Thein auf Nachfrage deutlich macht. Er berichtet von Anfragen sogar aus der Schweiz und aus England. „Es ist auf jeden Fall nicht das, was wir wollen“, so der Bürgermeister. Und er versichert, dass sich auch die Gemeinde um eine vernünftige Nachnutzung bemüht und immer wieder im Gespräch ist mit den Rummelsbergern, unter anderem über eingegangene Anfragen.
„Wir probieren einiges, aber man braucht eben auch den glücklichen Zufall“, sagt Thein. Er kann sich zum Beispiel vorstellen, dass Schloss Ditterswind – ähnlich wie in Untermerzbach – von Versicherern oder anderen Unternehmen für Schulungszwecke genutzt werden könnte. Nur fehle bislang der entscheidende Kontakt, sprich solche Interessenten müssen erst mal auf das Anwesen aufmerksam werden. Eine mögliche Nutzung als Hotel hingegen sei schwierig.
Jedenfalls weist der Bürgermeister auf den Faktor Zeit hin bei der Entscheidung, wie es weitergeht. Denn das Anwesen kostet Geld, „auch wenn niemand drin wohnt“.
Seit 1949 gehört Schloss Ditterswind den Rummelsbergern. Von 1967 an waren dort Menschen mit geistiger Beeinträchtigung untergebracht. Um neueren Erkenntnissen und rechtlichen Vorgaben gerecht zu werden – Stichwort Inklusion – haben sich die Rummelsberger vor einigen Jahren für den Weg der Dezentralisierung entschieden, mit mehreren kleineren Wohneinheiten an verschiedenen Standorten im Landkreis Haßberge und einem erweiterten ambulanten Angebot. Dabei entstanden in Zeil und Ebelsbach zwei Neubauten mit jeweils 24 Plätzen.
Neben dem dritten neuen Standort Ebern gibt es schon seit längerem eine Außenwohngruppe in Hofheim.