Zu den Hygienebestimmungen und dem Corona-Lockdown gesellt sich seit wenigen Wochen noch die Geflügelpest: Für Geflügelhalter wirft das neue zusätzliche Probleme auf. Auf dem „Vier-Burgen-Blick-Hof“ der Familie Rügheimer können sich die über 9000 Hühner nun nicht mehr auf ihrem geliebten Freiland tummeln, sondern sind von der absoluten Stallpflicht betroffen.
Der „Hühnerhof“, den die Familie seit 2004 betreibt, liegt außerhalb von Pfarrweisach mitten in den Haßbergen: Roland und Michaela Rügheimer haben seit dieser Zeit viel investiert und mehrere Stallungen gebaut – mit jeweils einer großen Freifläche drumherum.
Die Corona-Pandemie stellte sie eigentlich vor keine großen Probleme, weil sie keine Geflügelmast betreiben. Bei Kollegen mit dieser Produktion von Mastgeflügel und Hähnchen sei natürlich der Absatz eingebrochen und schon vorher das Weihnachtsgeschäft. „Wir haben eine Direktvermarktung mit unseren Eiern im Lebensmittelsektor", beliefert werden hiesige Supermärkte. "Da spürten wir in der Coronakrise sogar, dass die Leute wieder mehr backen und kochen und damit auch der Bedarf an Eiern größer wurde. Anders sieht das bei Berufskollegen aus, die an Hotels, Kurhotels und die Großgastronomie liefern. Sie bekamen in den letzten Monaten schon richtige Probleme“, betonte Roland Rügheimer.
Hamsterkäufe bei den Eiernudeln
Seine Eier werden ja auch in vielen anderen Produkten verarbeitet und auch in eigenen Nudeln, die man für kleinere Märkte anbiete. „Da spürten wir sogar zu Beginn der Krise Hamsterkäufe bei unseren Eiernudeln, und insgesamt sind wir froh, dass mehr auf heimische und regionale Produkte wie unsere Eier zurückgegriffen wird.“ Die Corona-Krise brachte für ihn also keine großen Belastungen.
Anders sieht es jetzt mit dem Auftreten der Vogelgrippe und der verordneten Stallpflicht aus. Wo es sonst rund um den „Vier-Burgen-Blick“ nur so von Legehennen wimmelte, ist jetzt totale Ruhe eingekehrt. Von Hühnern ist weit und breit nichts zu sehen.

Auf den ersten Blick sieht das Roland Rügheimer sogar etwas gelassen. „Davor haben wir eigentlich nicht so viel Angst, denn das kommt immer wieder einmal vor durch Zugvögel oder Schwäne. Da holen wir unsere Hühner einfach in den Stall. Natürlich sind wir dann an Auflagen gebunden und müssen Hygienebestimmungen beachten wie Schuh- oder Kleidungswechsel, wenn wir von Stall zu Stall gehen. Wir hoffen aber, dass sich das bald wieder ändert, wenn es wärmer wird. Das ist nicht anders wie beim Corona-Virus.“
Beschäftigungsprogramm für die Hühner
Es sei aber je nach Dauer der Stallpflicht schon mit großen Belastungen verbunden. Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass die Hühner nun zwar eingesperrt seien, aber trotzdem ausreichend Platz hätten. „Wir sind ja ein zertifizierter Betrieb mit artgerechter Tierhaltung. Aber in einer solchen Situation der Stallhaltung müssen wir unseren Hühnern Beschäftigungsmaterial wie Stroh, Picksteine und Kalk anbieten, damit sie nicht aggressiv werden oder sich einander anpicken. Das kostet einmal mehr Geld, und zum andern macht es mehr Arbeit, weil wir mehr im Stall sein müssen.“

Wenn die Stallpflicht weiter andauere, gebe es auch Probleme mit der Auszeichnung der Eier. „Unsere Freilandeier sind ja ein besonderes Produkt, das bei unseren Kunden beliebt ist. 16 Wochen lang dürfen wir unsere Produkte auch noch als „Freilandeier“ verkaufen, aber dann müssen wir sie mit dem Zusatzetikett ,Bodenhaltung' auszeichnen und jede Schachtel extra bekleben.
„Wir hoffen, dass wir nicht dazu gezwungen sind und die Stallhaltung bald wieder aufgehoben wird. Wir können sonst ja nichts gegen die Geflügelpest tun, denn Impfen soll man ja nicht“, meinte auch Michaela Rügheimer, die gerade vor einem großen Stapel an bunten Eiern steht, die schon auf das bevorstehende Osterfest hinweisen, aber farbige Eier werden ja auch sonst gerne zum Frühstück gegessen.
Bearbeitet 80 Hektar Fläche
Der Betrieb, den Sohn Hannes gerne weiterführen möchte, wird von der Familie gemanagt. Und an der Sortiermaschine gibt es dann noch die eine oder andere Hilfe. Roland Rügheimer hat den Betrieb mit seiner Familie aufgebaut. Er hadert aber mit der gegenwärtigen Landwirtschaftspolitik und auch damit, dass die Arbeit der Landwirte in der Gesellschaft nicht den richtigen Stellenwert erhält.

Zum „Insektenschutz“ meint er: Für das Volksbegehren hätte niemand unterschreiben müssen. Wir haben nämlich schon viele Naturschutzgebiete in unserem Landkreis. Wo sollen wir denn sonst noch unsere Lebensmittel produzieren? Ich bearbeite 80 Hektar an Fläche und davon gehen schon 14 Hektar ab für Blühflächen, Gewässerschutzsreifen und ähnliche Maßnahmen. Die Hühner müssen doch auch ernährt werden, und das erfolgt vom eigenen Feld.“ Dabei sei es bei ihm aber auch so, dass die Hühner mit jedem Ei auch Kot und Gülle verursachen. Wir brauchen deshalb die Flächen, die wir damit düngen.“
Nun liege man aber voll in den „roten Gebieten“ und es greife die Düngeverordnung. Mit ihr habe man die Herbstdüngung verboten. Wir brauchen das Futter und dürfen in dieser Zeit nicht mehr düngen, wo es doch am sinnvollsten wäre. Außerdem ist bewiesen, dass die Nitratwerte dort am niedrigsten sind, wo mit einer Zwischenfrucht gearbeitet wird.“ Immer mehr stehe man vor dem Problem, dass in Deutschland die Auflagen höher würden und Produkte aus dem Ausland ohne diese Auflagen billig importiert würden.

Ähnlich verhalte es sich mit dem Eiweißpulver oder Flüssigei aus Mexiko oder anderen Ländern. „Bei uns ist die Käfighaltung verboten, in anderen Ländern nicht und von denen kämen dann diese Zutaten für die Fertigprodukte.“
Stallpflicht für GeflügelIm Landkreis Haßberge wurde bei mehreren Schwänen und einer Gans das Geflügelpest-Virus vom Typ H5N8 nachgewiesen. Das Landratsamt hat deswegen eine Allgemeinverfügung erlassen, aus der die entsprechenden Schutzmaßnahmen hervorgehen. Die Allgemeinverfügung gilt sowohl für gewerbsmäßige Geflügelhalter als auch für Züchter und Privatpersonen, die Geflügel halten. Wie lange die Stallpflicht gilt, kann nach Aussagen des Landratsamtes zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.(gg)