"Copy and paste": Harald Kuhn, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag, mag dieser Tage ein wenig an die Plagiatsaffären zahlreicher Spitzenpolitiker gedacht haben, die mit ihren Schummeleien bei der Doktorarbeit aufgeflogen sind: Die CSU-Kreistagsfraktion stellt im Vorfeld der nächsten Kreistagssitzung den Antrag, den Landkreis bis 2030 in die Klimaneutralität zu führen. Und manche Forderung, die CSU-Chef Steffen Vogel jetzt stellt, erscheint fast wie ein Textbaustein, entnommen aus Kuhns Rede zum Kreishaushalt im vergangenen Dezember.
Es geht um das große Ziel, die Menschheit zu retten
Aber was soll's: Wenn sich Schwarz und Grün in vielen Punkten einig sind, wer wollte da noch über Ideenklau klagen. Es geht ja um das hehre Ziel, die Menschheit vor wild gemachtem Klima zu retten. Hier wie dort will man die Schaffung eines Landkreiswerks prüfen. Die Grünen verlangen die "Wiederbelebung" der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT), die CSU spricht von einem jährlichen Bericht, den die GUT im Kreistag abgeben muss - was auf das Gleiche herauskommen dürfte, denn vielen scheint die Gesellschaft dahingeschlummert zu sein.

Ja zu Blühwiesen, Insekten und Biogas
Und Vogel nennt Punkte, die noch immer unterschätzt werden, obwohl in ihnen riesiges Treibhausgas-Einsparpotenzial steckt: Die energetische Ertüchtigung von bestehenden kreiseigenen Gebäuden; Neubauten bitteschön nach Möglichkeit in CO2-bindender Holzbauweise und grundsätzlich im Passivstandard. Auch Blühwiesen vergisst der höchste CSU-Politiker im Landkreis nicht, die erst den Insekten helfen und danach in die Biogasproduktion wandern sollen.
Alles gute und sicher auch ernstgemeinte Absichten. Doch das Papier der CSU hat Lücken, alles wollte Vogel dann doch nicht von den Grünen übernehmen. Und darin steckt die große Schwäche des Antrags:
Was ist mit Windkraft und Freiflächen-Fotovoltaik?
Mit keinem Wort erwähnt der Antrag zwei Arten der alternativen Energiegewinnung, die Verfechter der Energiewende als zentral ansehen: Freiflächen-Fotovoltaik und Windkraft. Wie steht die CSU dazu? Ist sie dafür, ist sie dagegen? Wenn sie den Ausbau von Wind- und Solarparks nicht für sinnvoll hält, wo soll der Strom dann herkommen? So viele Blühwiesen gibt es dann doch nicht in Maintal, Steigerwald und Haßbergen.
Warum also kommen Windräder und Solarmodule auf Acker oder Wiese nicht zur Sprache? Vermutlich deshalb, weil sich überall dort, wo solche Projekte geplant sind, Widerstand in der Umgebung regt, berechtigt oder unberechtigt sei dahingestellt. Und sich die grüne CSU doch lieber weiter hinter der Aussage "nicht gegen den Willen der Bevölkerung vor Ort" verstecken will statt entschlossen Klima- und Energiepolitik zu machen. Insofern wird sich erst noch zeigen müssen, ob dem Vogel tatsächlich grünes Gefieder wächst.