Es ist ein Jahr her, dass Gössenheims Bürgermeister Theo Gärtner einen schweren Unfall hatte. Am 5. Mai 2016 verunglückte er auf dem Radweg zwischen Gössenheim und Sachsenheim.
Er stürzte mit seinem Rad so schwer, dass er in die Universitätsklinik Würzburg eingeliefert werden musste. Derzeit befindet er sich nach Aussage des stellvertretenden Bürgermeisters Erich Fenn im Wachkoma. Er wird von seiner Familie gepflegt. Dies bestätigte auf Anfrage auch die Ehefrau, Renate Gärtner. „Er ist in seinem Zuhause“, meinte sie. Mehr wolle sie nicht sagen.
2008 zum ersten Mal gewählt
Theo Gärtner war 2008 das erste Mal als Kandidat der Unabhängigen Gössenheimer Bürger ins Rathaus gewählt worden. 2014 wurde er ohne Gegenkandidat mit großer Mehrheit als ehrenamtlicher Bürgermeister der knapp 1200-Seelen-Gemeinde bestätigt. Groß war daher der Schock in Gössenheim, als klar wurde, dass Gärtner sich bei seinem Sturz vom Fahrrad so schwer verletzt hatte.
Seit einem Jahr ist Theo Gärtner schon nicht mehr im Amt. Da stellt sich bei allem Respekt vor der Person des Bürgermeisters die Frage, wie es in der Gemeinde Gössenheim weitergehen soll.
Nach Auskunft der Rechtsaufsicht des Landratsamtes gebe es keinen Zwang zum Handeln. Die Vertretung des Ersten Bürgermeisters sei laut Gemeindeordnung durch seine Stellvertreter sichergestellt, argumentiert das Landratsamt. Dies gelte für die gesamte Amtsperiode. Es handele sich dabei nicht um eine kommissarische Vertretung oder Geschäftsführung, sondern um eine „echte“ vollumfängliche Stellvertretung. Die Handlungsfähigkeit der Gemeinde sei somit im Falle Gössenheims gegeben.
Was, wenn der derzeitige Zustand sich ändert?
Was wäre aber, wenn die Gemeinde oder die Familie von Gärtner den derzeitigen Zustand ändern wollte? Dann greift laut Auskunft des Landratsamts eine von der Gemeinde anzustoßende „Entlassung von Amts wegen“ oder eine von Gärtner beziehungsweise dessen rechtlichem Betreuer initiierte „Entlassung auf Antrag“. Sollte eines dieser Verfahren gewählt werden, hätte dies Neuwahlen zur Folge.
Gärtner wird seit seinem Unfall von Erich Fenn vertreten, einem ehemaligen Berufssoldaten. Der bezeichnet sein neues Amt als Vollzeitjob. Täglich sei er im Büro in der Verwaltungsgemeinschaft Gemünden, sagt er. Nachmittags nehme er Termine wahr. Bei einer Reihe von Projekten und Aufgaben hatte er Gärtner schon in der Vergangenheit vertreten, über einen so langen Zeitraum allerdings noch nicht. Für ihn stellt sich daher die Frage nach der Legitimation seines kommunalpolitischen Amtes. Schließlich sei er nicht als Bürgermeister von der Bevölkerung gewählt.
Keine Lösung gefunden
Auch im Gemeinderat, sagt Fenn, wurde schon darüber diskutiert, wie es mit der Gemeinde weitergehen könnte. Eine Lösung habe man nicht gefunden. Das Problem sei, dass niemand genau wisse, wie es Theo Gärtner geht.
Für die Gemeinde und ihre Bürger stellt sich die Frage: Wird Theo Gärtner wieder gesund und wenn ja, kann er die Amtsgeschäfte wieder übernehmen? Die Hoffnung darauf will niemand aufgeben – aus Respekt vor Theo Gärtner und vor seiner Familie.