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Burgsinn: Burgsinn: Wie Eichelnsammeln gegen die Folgen des Klimawandels hilft

Burgsinn

Burgsinn: Wie Eichelnsammeln gegen die Folgen des Klimawandels hilft

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    Eichelsammelaktion: Nicole Dittmeier und Jasmin Neumann sowie Revierleiter Lukas Reith freuen sich über eine reiche Ernte.
    Eichelsammelaktion: Nicole Dittmeier und Jasmin Neumann sowie Revierleiter Lukas Reith freuen sich über eine reiche Ernte. Foto: Jürgen Gabel

    Der Klimawandel ist mittlerweile in vielen Wäldern der Republik angekommen, stellte der Betriebsleiter des Burgsinner Kommunalforstes, Hans-Peter Breisch, fest. Eichenwälder hingegen gelten als klimafeste Laubbäume und verkraften wegen ihrer tief reichenden Wurzeln trockene und heiße Sommer besser. Ein Umbau klimageschädigter Nadelwälder in "klimatolerante Baumarten" sei das Gebot der Stunde. Breisch ist überzeugt von der resistenten Eiche.

    Um einen Beitrag zum aktiven Klimaschutz zu leisten, hat das Forstamt Burgsinn nach 2018 auch heuer eine Eichelsammelaktion ausgelobt. Nach Abschluss des von zahlreichen Helfern getragenen Projekts kann sich Betriebsleiter Breisch auf eine satte Ernte von 21 Tonnen wertvoller Eicheln freuen. Saatgut für Eichenbäume ist sehr gefragt und die Burgsinner Rhön- und Spessarteicheln besitzen einen hervorragenden Ruf. Eichensaat und -wirtschaft im Spessart befindet sich auf der Landesliste des Immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes.

    Rund 30 Sammler waren seit September unterwegs 

    Für die Aktion meldeten sich spontan rund 30 Sammler. Die Baumkronen hingen voll mit den begehrten Früchten der Traubeneiche, bestätigte Revierleiter Lukas Reith. Kräftige Herbstwinde schüttelten die Eicheln von den Bäumen. Ab Ende September durften die Sammler, meist Frauen mit Kindern, ausgestattet mit einem Sammelerlaubnisschein in die anerkannten Flächen der Reviere "Rhön" und "Trockenbach". Breisch ergänzte, dass die Eicheln aus dem Spessartrevier als "Premiumherkunft" geadelt sind und überall in Deutschland zur Saat eingesetzt werden können.

    Knieschoner, warme Kleidung, festes Schuhwerk, dünne Arbeitshandschuhe, Verpflegung, gute Laune und der Sammeleimer sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Eicheljagd im Herbstwald. Die Eicheln dürfen weder aufgeplatzt, noch angefressen oder von Insekten durchbohrt sein.

    Jasmin Neumann ist heuer zum ersten Mal dabei. Ihre Freundin Nicole Dittmeier ging schon als Kind mit ihrer Mutter "in die Eicheln". Jeden Nachmittag fuhren sie für zwei Stunden in die Forstabteilung "Richteiche", um die Früchte aufzusammeln. "Bevor das Laub fiel, ging das Auflesen schneller und man kam pro Sammler in den zwei Stunden auf rund 25 Kilo. Aber jetzt im November zum Ende der Aktion, bedeckt eine dicke Laubschicht die begehrten Eicheln und es wird mühsam", erklärt Jasmin Neumann. 

    Motivation: Ein toller Eichenwald für die kommenden Generationen 

    Sichtlich hatten die beiden Freundinnen mächtig Spaß. "Wir sind an der frischen Luft, in Bewegung und mitten in einer intakten Natur", so Neumann. Dazu gebe es noch ein kleines Entgelt von 2,20 Euro pro Kilo. Den kommenden Generationen ebenfalls einen tollen Eichenwald zu sichern und die "Schätze des Spessarts" zu nutzen, seien die Gründe für die Sammelleidenschaft der Helfer, sagte Betriebsleiter Breisch und richtete ein dickes Dankeschön an "seine Mannschaft". Die meisten waren schon bei der letzten Mast im Jahr 2018 dabei, viele sogar schon als Kind mit Eltern und Omas, so Breisch.

    Jeden Abend werden Eimer und Säcke in einer landwirtschaftlichen Halle abgegeben und gewogen. Das Sammelgut wird dann in Trockenboxen verbracht und täglich gewendet, um Schimmel zu verhindern. "Ein sehr personalaufwändiges Projekt", bilanzierte der Betriebsleiter.

    Rund alle zwei Wochen stellen die Forstmitarbeiter eine Lieferung an Baumschulen und Saatgutbetriebe aus Deutschland und Österreich zusammen. "Die Nachfrage ist aufgrund des Klimawandels sehr groß", sagte Breisch. Bevor die 25 Kilo schweren Säcke versiegelt werden, stellt Förster Norbert Holzheimer (AELF) das Stammzertifikat aus: Dabei werden stichprobenartig unter anderem das Gewicht, die Art und die Sortenreinheit ermittelt. "Durch diesen lückenlosen Nachweis von der Ernte bis zur Aussaat des Saatgutes ist die forstliche DNA des späteren Eichenbaumes sichergestellt", so Breisch.

    Professionelle Eichelgewinnung mit ausgelegten großen Netzen.
    Professionelle Eichelgewinnung mit ausgelegten großen Netzen. Foto: Jürgen Gabel

    Eichelnsammeln mit Netzen 

    Unter Forstwirtschaftsmeister Norbert Büttner beteiligten sich in der Waldabteilung "Hüttenthal" die Forstwirt-Auszubildenden Michael Nätscher, Vinzenz Weininger und Enrico Belz ebenso an der Eichelsammelaktion. Anfang September legten sie unter ausgewählten Bäumen große Netze aus. Per Laubbläser wurde das gefallene Saatgut gereinigt und das "braune Gold" verblieb in den Wannen. Der Saatgutbetrieb Schlör (Wertheim) erhielt die Erlaubnis, ebenso mit Netzen Eichensaat zu gewinnen. Mit vier Tonnen Ertrag steuerte man zum guten Gesamtergebnis bei.

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