Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, will Ministerpräsident Markus Söder in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen Bäume in Bayern pflanzen lassen. Wie das im trockenen Unterfranken ausgehen könnte, hat der Heßdorfer Horst Brandt schmerzlich erleben müssen: Im Spätherbst 2017 hat er auf einem Grundstück in der Nähe des Truppenübungsplatzes 4000 Bäumchen gesetzt. "Die sind klasse angegangen", erzählt er. Doch dann kam der trockene Sommer 2018 – "und alles ist kaputt gegangen". Er und sein Sohn gaben nicht auf. Im Herbst 2018 pflanzten sie wieder 3500 Bäumchen. Und schon wieder ist der Sommer trocken und der Großteil eingegangen. "Ich hoffe, dass 20 Prozent durchkommen", sagt Brandt.

Es ist ein trauriges Bild, das sich auf dem verbuschten Wiesengrundstück an der Panzerstraße bietet. Zwischen trockenen Grashalmen stehen 30, 40 Zentimeter große Bäumchen mit braunen Blättern. Tot. Wären sie nicht mit Absperrband markiert, würde man viele glatt übersehen. Gerade im oberen Bereich des Hanggrundstücks, wo keine Bäume Schatten spenden können, ist es praktisch ein Totalausfall. Wo es weiter unten etwas Schatten gibt, kommt vielleicht ein Viertel durch, schätzt der 62-Jährige. Wie dramatisch die Situation mit der Trockenheit hier in Unterfranken ist, könnten die Leute in Oberbayern gar nicht nachvollziehen, hat Brandt mitbekommen. Dort unten sei alles grün.
Jungpflanzen robusterer Baumarten, etwa Ahorn und Speierling, sind mitunter nicht kaputt, aber haben meist einen Trockenschaden. Ihre Blätter sind nur zum Teil braun. Mit am stärksten vom Ausfall betroffen sind kleine Rotbuchen. 2017 hat er davon 1450 gepflanzt und 2018 noch einmal 600. "Ich werde in Zukunft hier keine Rotbuchen mehr pflanzen", sagt Brandt. Er habe inzwischen auch schon 50, 60 Jahre alte Buchen fällen müssen, weil die Wipfel von oben her braun wurden und vertrocknet waren. Statt auf die Rotbuche setzt er jetzt mehr auf die Hainbuche, die besser mit der Trockenheit klarkomme. Weiter oben stehen noch einige Kiefern – noch. Brandt ist überzeugt, dass die Kiefer auf Dauer hier keine Chance hat.
Am Truppenübungsplatz ist es so trocken wie auf der Fränkischen Platte
Von der Trockenheit her sei die Lage am Truppenübungsplatz mit der Fränkischen Platte um Steinfeld vergleichbar, sagt Brandt. Im Sinngrund und im Saaletal regne es viel mehr. "Hier heroben mangelt es an Wasser." Früher war hier mal eine Streuobstwiese, weiß er aus einer historischen Karte. Der Boden besteht aus Muschelkalk. Jenseits vom Kuhbach, der durch Heßdorf fließt, sei Buntsandstein zu finden, da sei es nicht ganz so trocken. Mit der Gießkanne auf seinem Grundstück herumzulaufen und Tausende Bäumchen zu gießen, das wäre zu aufwendig gewesen.
Auf der Hälfte des Grundstücks befindet sich schon Wald mit Buchen. Dort haben die Brandts keine Bäumchen angepflanzt, sondern setzen darauf, dass von alleine junge Buchen aufgehen. Auch dort sieht man massive Trockenschäden an jungen Buchen. Eine Baumart, die offenbar besser mit der Trockenheit klarkommt, ist die Walnuss. Von ihr stehen einige vitale, junge Bäume herum.

Warum er überhaupt auf ein verbuschtes Grundstück wieder Wald pflanzen möchte? "Ich liebe den Wald", sagt er. Der Wald und das Radfahren sind die großen Hobbys des 62-Jährigen. "Heute, unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels, ist es wichtig, dass Leute den Wald aufforsten." Die Fläche soll nicht brach daliegen mit Haselnusssträuchern, die alles andere unterdrücken. Auf dem Grundstück des Nachbarn stehen bereits dünne Ahornbäume. "Toll", findet Brandt. Der Nachbar habe die bereits 15 Jahre früher angepflanzt.
Allerdings sei alles ein enormer Aufwand. Das ganze Grundstück ist umzäunt, damit nicht auch noch Wild die zarten Bäumchen futtert. Für die Aufforstung hat er auch Unterstützung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bekommen. Voraussetzung für eine Förderung war, dass er bestimmte Bäume anpflanzt, etwa keine Nadelbäume. "Ich darf auch keinen Baum aus Norddeutschland pflanzen." Die Bäume müssten passen. 2017 hat er neben der Rotbuche vor allem Winterlinde und Hainbuche gesetzt, auch 500 Traubeneichen und etwas Bergahorn, Vogelkirsche, Walnuss und Elsbeere. Vergangenes Jahr dann hauptsächlich Hainbuche, außerdem Winterlinde und Rotbuche, daneben Traubeneiche, Elsbeere, Walnuss, Vogelkirsche und neu auch Speierling, Spitzahorn und Sommerlinde. Er hofft, dass es die Mischung macht.
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Jetzt überlegt er, ob er aus anderen Waldstücken, die ihm gehören, selbst Setzlinge holt statt vom Händler. Die seien dann schon mit den hiesigen Bedingungen bekannt. Das gehe aber nur bei einem nassen Herbst mit einem tiefgründig feuchten Boden. Nicht aufgegangen sind die erhofften Eichen. Nach der großen Eichelernte vergangenes Jahr hatte er vergeblich Eicheln ausgesät.
Viel zu wenig Regen in Heßdorf
Mit Hilfe eines einfachen Regenmessers notiert Brandt die Niederschläge in Heßdorf. Bis April habe es dieses Jahr gut geregnet, aber von April bis Juli nur 140 Liter. "Das ist viel zu wenig." Vergangenes Jahr war es ähnlich. Im Mai 2018 regnete es in Heßdorf einmal sogar so viel, dass das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch auf den Straßen stand. Das habe es noch nie gegeben. Dafür habe es dann bis in den November hinein fast nichts mehr geregnet. Dass es zwei so trockene Jahr in Folge gibt, das hätte auch der Händler, von dem er die Setzlinge bezog, nicht gedacht, sagt Brandt.
Wie viele Bäumchen es letztlich packen, zeige sich erst im September. Er hat noch Hoffnung: Wenn die Blätter braun sind, sei noch nicht gesagt, dass der Baum kaputt ist. Manchmal sehe man noch grüne Spitzen. "Ich gebe nicht auf", sagt Brandt. Wenn jedes Jahr ein paar Bäumchen durchkommen, entstehe auch irgendwann ein Wald.