Die Fichte ist in den Wäldern Gräfendorfs ein Auslaufmodell. Mehr oder weniger große Bestände fallen auch hier der Trockenheit, Hitze und dem Borkenkäfer immer wieder zum Opfer. Deshalb müssen die Bestände häufig kontrolliert und die betroffenen Bäume frühzeitig entnommen werden, um eine Ausbreitung des Schädlings zu verhindern. Deshalb ist es wichtig, wo immer möglich, mit anderen Baumarten wie beispielsweise Kirsche, Bergahorn, Douglasie und Tanne den Umbau zu einem klimatolerantern Wald voranzutreiben.
Darauf wiesen neben anderen Themen die beiden Betreuer des Gräfendorfer Gemeindeforstes, Revierleiter Markus Söder und Betriebsleiter Matthias Wallrapp, beim viele Punkte umfassenden Waldbegang des Gemeinderates hin. Seit rund neun Monaten wird der Gemeindewald vom der Forstverwaltung der Stiftung Juliusspital administriert. Die beiden Förster erläuterten bisherige Maßnahmen, wiesen auf geplante Arbeiten hin und äußerten sich auch zur teilweisen Kritik bei der Brennholzvergabe.
So wurden in der Waldabteilung Buchleite unterhalb des Weges im März die letzten Fichtenreste des durch Borkenkäferbefall ohnehin schon lichten 45-jährigen Fichtenbestandes eingeschlagen. Hier soll im Herbst mit Kirsche ein neuer Bestand begründet werden. Unter dem Restschirm der Fichte oberhalb des Weges will man Bergahorn und Buche einpflanzen. Alles mit staatlicher Förderung.
"Wir werden den Waldumbau sehr aktiv betreiben", erklärte Matthias Wallrapp den Gemeinderäten. Vor allem weil die staatlichen Fördermittel jetzt gut fließen und man dadurch mit geringen Kosten für die Kommune sehr viel bewirken könne. Positiv sei auch, dass der Marktpreis für Fichtenholz wieder gestiegen ist.
Hohe Erlöse möglich
Das kommt der Intention von Wallrapp entgegen, hiebsreife Fichten zu ernten, bevor diese vom Borkenkäfer befallen werden oder dem Trockenstress zum Opfer fallen. "Haben Sie Verständnis dafür, wenn wir in den kommenden fünf Jahren bei Fichtenbeständen beherzt zulangen möchten", lautete sein Appell an die Gemeinderäte. Abwarten bringe nichts. Die Fichte bringe nun einen so hohen Erlös wie seit langem nicht mehr. Letztendlich sei dies aber eine Entscheidung der Gemeinde.
Da durch das Fichtensterben ein Bauholzlieferant wegfällt, versuchen die Förster einen adäquaten Ersatz heranzuziehen. Dies sind nach ihrer Ansicht, Lärche, Douglasie und Tanne. Der Betriebsleiter zeigte dazu im Ochsenrain eine Neupflanzung mit Douglasie hinter Zaun. Einige Pflanzen seien allerdings nicht angegangen, werden deshalb von der Baumschule auch nicht berechnet. Die restlichen Pflanzen reichen aber aus, um die Fläche zu bestocken.
Wildverbiss an Jungbuchen
Die Gemeinde Gräfendorf habe heuer nur für Zaunbau 17 000 Euro ausgegeben. Man werde das in diesem Umfang wegen des Wildbestandes auch jeweils die nächsten Jahre weiterhin benötigen. Damit wies Wallrapp auch vor Ort auf den relativ hohen Rotwildbestand, besonders im Winter, in der Abteilung Ochsenrain hin. An Hand eines Weiserzauns konnten die Räte den hohen Verbiss an Jungbuchen außerhalb in Augenschein nehmen und beurteilen. Die Gemeinde müsse entscheiden, ob sie einen Wintereinstand des Rotwildes aus dem Sinn-Saale-Dreieck auf einer Teilfläche ihres Waldes tolerieren oder jagdlich gegensteuern möchte.
"In bestimmtes Gelände und bei großen Baumstärken kann ich keine Brennholzselbstwerber lassen, die einmal im Jahr Holz machen", nahm Wallrapp Stellung zur Kritik über die Brennholzvergabe. Da sei die Unfallgefahr zu groß. Deshalb habe er bestimmte Lose an professionelle Selbstwerber vergeben, die der Kommune auch noch einen gewissen Erlös zahlen. Es gebe anderweit genügend "gefahrloses" Selbstwerberholz im Gräfendorfer Wald.

Bei der Waldrundfahrt informierten sich die Räte auch über mögliche Standorte für eine Halle zur Lagerung und Vortrocknung von Holzhackschnitzeln für die Schule und ein künftiges Nahwärmenetz in der Gräfendorfer Ortsmitte. Wallrapp hatte hierzu eine große "Wendeplatte" an der Buchleite in Schonderfeld oder eine Fläche gegenüber der Jagdhütte in Wolfsmünster vorgeschlagen. Auch besichtigten die Räte einen neuen, etwa 700 Meter langen Waldweg, der Schotter aus der Bahnbaustelle Schaippach erstellt wurde.
"Wir haben in dieser Saison an Stelle von geplanten 5000 Festmeter rund 8000 Festmeter Holz eingeschlagen", fasste Bürgermeister Johannes Wagenpfahl bei der Schlussbesprechung zusammen. Früher habe man bei Einschlag gebremst, künftig werde man auf dem Niveau von 7000 Festmeter, wie eigentlich auch in der Forsteinrichtung vorgesehen, bleiben. Er sei mit der Arbeit der beiden neuen Waldbetreuer sehr zufrieden: "Wir sind auf dem richtigen Weg und holen manches in der Pflege nach."