Gemünden hat einen der größten Kommunalwälder Bayerns. 1800 Hektar ist der Stadtwald groß. Am Montag ging es im Stadtrat um die Frage, ob Gemünden 50 Hektar zur Kernzone der angedachten Biosphärenregion Spessart beisteuern könnte. Insgesamt 5000 Hektar würden dafür gebraucht. "50 Hektar sollten doch drin sein", meinte Stadträtin Monika Poracky (SPD).

Der Meinung war auch Helmut Aulbach (FWG), der dadurch mindestens scherzhaft auch Einsparpotenzial sah, wenn ein Teil aus der Nutzung genommen würde. Es müsste ja doch nicht der wirtschaftlichste Teil sein? Sebastian Kühl, Leiter der Landkreisentwicklung am Landratsamt, sagte: "Es können jegliche Waldflächen eingebracht werden." In der Rhön seien auch Fichtenmonokulturen ins dortige Biosphärenreservat aufgenommen worden.
Stromleitungen und Kernzone würden gemeinsam nicht funktionieren
Der Gemündener Wald ist zwar groß, allerdings gibt es bisher keine zusammenhängende, mindestens 50 Hektar umfassende Fläche, die Naturschutzgebiet und damit schon aus der Nutzung genommen ist. Kühl sah denn im Stadtwald auch nur "begrenztes Kernzonenpotenzial". Eventuell könnte Gemünden mit angrenzenden Kommunen eine solche Fläche zusammenbekommen.
Bei der Biosphärenregion mitmachen, aber keine Fläche zur Verfügung stellen?
Alternativ könnte auch eine kleinere Fläche als 50 Hektar infrage kommen, die müsste aber von sogenannten Pflegezonen-Flächen umgeben sein, die Natura-2000-Gebiete sein müssten, sagte Kühl. Dort sind alle Nutzungen und Wirtschaftsformen erlaubt. Dazu zählen etwa Wiesentäler oder Rodungsinseln im Spessart oder auch Eichenwälder. Die Pflegezone muss mindestens zehn Prozent des Biosphärenreservats ausmachen, mit der Kernzone zusammen mindestens 20 Prozent.

Durch die geschützte Kernzone einer Biosphärenregion dürfen keine Stromleitungen führen, sagte Kühl auf Nachfrage von Hubert Fröhlich (Öko-Kreis). "Die Leitungsbauer haben keinerlei Interesse, durch Waldgebiet zu bauen", warf Bürgermeister Jürgen Lippert ein. Sie müssten dafür Ausgleichsflächen schaffen. Ein Atommüllendlager wäre aber theoretisch möglich, meinte Kühl.
"Eigentlich kann man so einem Projekt zustimmen, solange man keine Kernzone zur Verfügung stellen muss", meinte Robert Lampert (CSU). Warum sollte Gemünden also keinen positiven Beschluss fassen, fragte er. Er sah den Ball für die Kernzone beim anwesenden Stadtförster Johannes Pietron. Wenn jemand sagen könne, ob sich Gemünden daran beteiligten könnte, dann er.
Im Stadtwald nur kleine verstreute Flächen
Auch Wolfgang Remelka (BfB) wollte von Pietron wissen: "Haben wir vielleicht schon Flächen, die wir aus der Nutzung rausgenommen haben, weil es unwirtschaftlich ist?" Pietron zählte den Wald oberhalb der Zollstelle Zwing auf, das seien aber nur 25 Hektar. Diverse Schluchten, etwa Richtung Harras oder Reichenbuch, gebe es außerdem, aber die seien sehr kleinflächig.

Auf Nachfrage von Remelka sagte Sebastian Kühl, dass das Thema Holzrechte nur die drei Prozent Kernzone einer Biosphärenregion betreffen würde. "Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit diesen popeligen drei Prozent", meinte Kühl. Dabei sollte viel mehr über die restlichen 97 Prozent gesprochen werden.
Chancen durch eine Biosphärenregion Spessart
Kühl wies auf die Chancen hin, die ein Biosphärenreservat für den Spessart bringen würde. Der Freistaat würde das Personal stellen und Geld fließen lassen. Eine Biosphärenregion hätte eine "höhere Schlagkraft" als der bisherige Naturpark. Am Beispiel Rhön sehe man, dass Touristen auch allein durch das Label "Biosphärenreservat" angelockt würden. Kommunale Projekte könnten über die Biosphärenregion laufen. "Es ist ein Angebot, das man als Kommune nutzen kann", warb er.
Bernd Rützel (SPD) sieht tatsächlich vor allem die Chancen. "Der Spessart ist was, worauf man stolz sein kann." Als größtes zusammenhängendes Laubwaldmischgebiet seien "wir schon eine Nummer". Bürgermeister Lippert versprach, seine "Hausaufgaben zu machen" und zu schauen, was in Gemünden möglich sei. Bis Mitte des Jahres möchte das Landratsamt ein Stimmungsbild von den Kommunen. Die müssen jeweils entscheiden, ob und wie sie sich an einer Biosphärenregion beteiligen wollen.