Nun ist es weg, das alte Gebäude der Kindertagesstätte Baumhofstraße in Marktheidenfeld. Entkernt, abgerissen, weggeräumt. Nur noch ein paar Häufen Bauschutt und schwere Betonbrocken liegen auf dem Gelände, was nun eine große ebene Fläche ist. Einige Bagger fahren noch über die teils leer gefegte Baustelle. Und auch wenn die Maschinen an diesem Tag normal weiterlaufen, ist doch irgendetwas anders. Denn schaut man genauer hin, so sitzt am Steuer eines Baggers tatsächlich ein kleines Kind. Natürlich nicht alleine, dennoch mit der Hand am Steuerhebel. Denn das Abrissunternehmen "Recycling Väth" hat alle Kinder, die mittlerweile im Neubau nebenan untergebracht sind, zur Besichtigung eingeladen – zum "mithelfen".
Knapp 80 der rund 120 Kinder machten sich persönlich einen Eindruck vom Baugeschehen und reihten sich in langen Schlangen vor den Baggern auf. "Ihr wollt also alle mal Baggerfahrer werden?", fragt Marco Väth, Inhaber der gleichnamigen Firma, in die Runde. "Jaaa", tönt es ihm entgegen. "Oder vielleicht auch Feuerwehrmann", sagt ein kleiner Junge und sorgt damit für lachende Gesichter auf der Baustelle. Dann geht es los: Ein Kind nach dem anderen darf ein paar Minuten im Fahrerhäuschen sitzen, den Steuerhebel in die Hand nehmen und mithelfen. "Boah, das will ich auch", ruft ein kleines Mädchen, während sie staunend zusieht.

Mitarbeiter für die Zukunft akquirieren
"Die Kinder stehen seit Wochen ohnehin am Fenster und beobachten die Baustelle", sagt Marco Väth und begründet damit die Idee zur Aktion. Der Tag soll den Kindern nun ein unvergessliches Erlebnis bieten. Und, das sagt Marco Väth ganz offen, man erhoffe sich, zukünftige Mitarbeiter für die Baustelle zu begeistern. Denn: "Am Anfang wollen doch 99 Prozent der Kinder Baggerfahrer werden, später studieren aber dann die meisten und sind weg", bedauert Väth.
An diesem Morgen ist die Begeisterung für den Bagger jedoch riesengroß. Damit dies nicht in Vergessenheit gerät, erhalten alle Kinder eine Urkunde zum bestandenen Grundkurs als "Abbruch-Baggerführer". Und für einige Kinder ist die Baustellenbegehung auch eine Rückkehr zu ihrem alten Kindergarten. Und nicht nur für sie endet hier ein Lebensabschnitt. "Ach schau mal, da wo wir stehen, war unser alter Gruppenraum", sagt eine Erzieherin und blickt auf den blanken Betonboden.

Bis Anfang Februar soll die Baustelle geräumt sein
"Die Kinder haben den ganzen Bau bisher hinter dem Zaun miterlebt", sagt der Leiter der Kindertagesstätte, Manuel Kern. Umso schöner sei es, dass sie es jetzt mal hautnah mitverfolgen können. "Als kürzlich die letzte Mauer fiel, standen wir alle am Balkon und haben gestaunt", erzählt Kern und bekräftigt, dass sowohl Personal als auch Kinder immer "nah dran" gewesen seien. Dennoch sei man froh, dass das Ende der Bauarbeiten nun in Sicht ist.
Bis zur ersten Februarwoche wird man noch brauchen, schätzt Marco Väth. Dann soll auch die verbleibende Bodenplatte aufgemeißelt und abtransportiert sein. Die zum Teil darunterliegenden Kellerräume sollen mit Recyclingmaterial aufgefüllt werden. "Wir sind sehr gut im Zeitplan, deshalb können wir eine solche Aktion wie heute auch locker unterbringen", so Väth.
Laut der Stadt Marktheidenfeld soll ab Frühjahr 2020 auf dem Gelände der neue Spielplatz für die neue Kita angelegt werden. In der Montfortstraße, in der Baumhofstraße und in der Vorderbergstraße ist in dieser Zeit vermehrt mit Baustellenverkehr, Baulärm und Behinderungen zu rechnen, teilte Marcus Meier, Presse- und Öffentlichkeitsreferent der Stadt Marktheidenfeld bereits zu Beginn der Abrissarbeiten mit. Man bitte darum, die Montfortstraße in dieser Zeit möglichst nicht als Schulweg zu nutzen.