Umrahmt von Musik feierte der Sängerkranz Rieneck im Pfarrheim mit vielen Gästen und Abordnungen der Ortsvereine das 130-jährige Bestehen. Den Auftakt bildete ein Gottesdienst in der Stadtkirche Sankt Johannes, den die Sänger mit Dirigentin Susanne Nickel musikalisch mitgestalteten. Im Mittelpunkt des Kommerses stand die Ehrung langjähriger Mitglieder.
Vorsitzende Adolf Welzenbach hielt die Begrüßungsrede, bevor der Sängerkranz Rieneck die Reihe der Liedvorträge eröffnet. „Jahre kommen und Jahre geh'n“. Ein Höhepunkt des Abends war die Laudatio von Dr. Bernhard Gubik. In einem kurzweiligen Vortrag erinnerte er an einige Ereignisse aus dem Jahr 1886, dem Gründungsjahr des Rienecker Gesangvereins.
Am 13. Juni starb Bayerns König Ludwig II. unter bis heute nicht restlos geklärten Umständen im Starnberger See und in Atlanta mixte am 8. Mai 1886 der Apotheker John Stith Pemberton in seinem dreibeinigen Messingkessel eine Rezeptur zusammen, die Geschichte schrieb und später als Coca Cola bekannt wurde. Julius Maggi erfand die gleichnamige Würze, Gottlieb Daimler und Karl Friedrich Benz den Verbrennungsmotor. Als Ursache für die Gründung der vielen Vereine in diesen Jahrzehnten nannte Gubik den Wandel des Zeites hin zur Romantik.
In der lokalen Vereinsgeschichte erinnerte Gubik an die Zelter-Plakette, die Kunstminister Thomas Goppel 2006 dem Rienecker Sängerkranz verliehen hatte, und die die damaligen Vorsitzenden Waldemar Müller und Adolf Welzenbach in München entgegennahmen. Es gab aber vor allem in jüngster Vergangenheit auch schwierige Zeiten, die Gubik als eine „Zeit des Vakuums von Dirigenten“ bezeichnete.
Verhalten positiv
Es sei der Vereinsführung hoch anzurechnen, dass es ihr immer wieder gelungen sei, den Gesangsbetrieb und das gesellige Leben aufrecht zu erhalten. „Verhalten positiv“, diese Prognose zog Gubik für die Zukunft der Gesangsvereine in der Region. „Singen ist etwas Wunderbares, und man kann es nicht hoch genug schätzen“, verwies er auf Studien. Singen sei gesundheitsfördernd und man solle damit werben, statt ins teure Fitnessstudio doch besser zum kostengünstigeren Gesangsverein zu gehen.
„Heute feiern wir beide ein Jubiläum“, stellte Bürgermeister Wolfgang Küber fest. Zur Feier des 120-jährigen Bestehens des Sängerkranzes habe er nach seiner Wahl zum ehrenamtlichen Bürgermeister seinen ersten offiziellen Auftritt gehabt. Jetzt zum 130-Jährigen könne er sein „ganz kleines Zehnjähriges als Bürgermeister“ feiern. „Eine Chorgemeinschaft über 130 Jahre hinweg am Leben zu erhalten, ist eine herausragende Leistung“, lobte er. Ohne die Sänger wäre das kulturelle Leben der Stadt wesentlich ärmer.“ Der Bürgermeister wünschte sich, dass in Zukunft der Sängerkranz bei der Kirb-Eröffnung das Rienecker Heimatlied vorträgt. Eventuell könnten einige Schaippacher ihn unterstützen. Dies könnte ein weiterer fester Bestandteil der Rienecker Kirb werden.
Nach den Vorträgen des Patenvereines Liederkranz Schaippach (Leiter Pfarrer Rudolf Scherbaum) und Lissy und Hans Heilgenthal nutzten die Vorsitzenden Adolf Welzenbach und Josef Walter den Abend, um einigen Mitgliedern für ihre Treue und ihr Engagement zu danken. Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden Katharina Wyrwoll, Anita Wiesenfelder, Andreas Czerny und Georg Hofmann mit Urkunde und Präsent ausgezeichnet.
Für Erwin Walters 40-jährige Zugehörigkeit zum Sängerkranz lag eine besondere Dankesurkunde bereit.
Rückblick in Reimform
Für die Sänger erinnerte Helga Welzenbach in Reimform an die Vereinsgeschichte, nachdem 19 Gleichgesinnte die Vereinigung ins Leben gerufen hatte. Welzenbach dankte vor allem dem Patenverein „Liederkranz Schaippach“ und den vielen Helfern, die es möglich machten, eine solche Feier zu gestalten. Mit gemütlichen Stunden, in denen Lissy und Hans Heilgenthal mit fränkischer Volksmusik unterhielten, klang die Geburtstagsfeier aus.