Frage: Herr Schmitt, seit zwei Wochen ist jetzt klar, dass Sie Dieter Schanzer als Schulleiter der Realschule Marktheidenfeld beerben. Kommen Sie jetzt mit anderen Gefühlen morgens zur Schule?
Matthias Schmitt: Nicht unbedingt. Was jetzt neu für mich ist, ist das Gefühl, die letzte Bürde der Verantwortung zu tragen. Denn als Schulleiter habe ich Personalverantwortung und muss Entscheidungen treffen. Da treibt mich schon die Frage um: Habe ich ein glückliches Händchen bei meinen Entschlüssen? Finde ich den richtigen Menschen für die anstehende Aufgabe?
Wie haben Ihre Kollegen und Schüler auf Ihre Beförderung reagiert?
Schmitt: Von meinen Kollegen bin ich gefragt worden, ob sie mich jetzt siezen müssen. Ich bin seit 19 Jahren an der Schule, da bin ich mit den meisten per Du. Und das bleibt auch so. Aus den Reihen der Schüler kam eine witzige Reaktion. "Der Herr Schmitt, der führt jetzt bestimmt die Schuluniform ein", hat einer gesagt.
Und, wollen Sie das?
Schmitt: Ich habe selbst einige Zeit Uniform getragen, weil ich Offizier bei der Bundeswehr war. Von daher habe ich kein Problem damit und sehe auch die Vorteile. Es geht aber nicht um Uniformen, sondern um eine Schulkleidung, die wir ja schon einmal hatten. Die Fragen: Welche Kleidung trage ich? Welche Marken kann ich mir leisten? Die können Kindern ganz schön Druck machen. Den könnte man mit einer Schulkleidung rausnehmen. Aber in der Schule möchte ich niemanden dazu zwingen, etwas Bestimmtes anzuziehen und somit seine Individualität einzuschränken. Die Entscheidung für eine Schulkleidung müsste von den Schülern selbst kommen.
Was waren Ihre Gründe, sich auf die Stelle des Schulleiters zu bewerben?
Schmitt: Wie gesagt, ich war schon früher in Führungspositionen, zum Beispiel in der katholischen Jugendarbeit oder beim Bund und weiß, was es heißt Verantwortung zu tragen und zu Entschlüssen zu stehen. Ich habe ein klasse Team um mich herum, das mich kennt und das ich kenne, im Kollegium wie in der Verwaltung, aber auch in der Eltern- und Schülerschaft. So war ich mir sicher, dass das zu stemmen sein wird und habe mich beworben.
Was haben Sie vor? Gibt es etwas, dass Sie ändern wollen?
Schmitt: Die Schule ist auf einem guten Weg und gut geführt. Da gibt es jetzt nichts Eklatantes, was geändert werden muss. Aber ich schaue natürlich: In welche Richtung soll es in der Schule gehen? Was wollen wir neben dem Lehrplan vermitteln? Was kann eine Schule über Wahlunterricht leisten? Nehmen wir die "Fridays for Future"-Bewegung: Als Schule können wir aus Gründen der politischen Neutralität den Schülern nicht erlauben, während der Schulzeit auf die Straße zu gehen. Aber wir können das Thema an die Schule holen. Indem wir den Klimaschutzbeauftragten des Landkreises einladen, indem wir eigene Bienen halten oder indem wir über Technik reden, die auch dem Klima dient. Und wir können als Lehrer vorleben, was wir gut finden.
Dieter Schanzer sagte in seinem Abschiedsinterview: Die Jugendlichen heute sind besser als ihr Ruf. Finden Sie das auch?
Schmitt: Ja klar. Das war auch schon immer so. Was allerdings heute anders ist: Die Jugendlichen sind überfüttert mit Informationen. Dadurch ist es wesentlich schwieriger, das Wesentliche herauszufiltern. Insofern ist es auch wichtig, dass man mit ihnen Klartext redet. Säuselnde Kommentare kommen nicht immer an.
Stichwort Förderverein. Mit dem neuen Betreiber des Ganztags ist der ja nun arbeitslos geworden.
Schmitt: Ich möchte mich möglichst bald mit dem Vorsitzenden Reinhold Braun verständigen, denn ich wünsche mir, dass der Förderverein weiter aktiv bleibt. Ich könnte mir zum Beispiel eine Art Alumni-Netzwerk vorstellen. Aus der Realschule sind viele tolle Menschen hervorgegangen. Hier Verbindungen herzustellen, würde sicherlich viele junge Schüler motivieren und dem Image der Schule gut tun.
Im Mai kam die Nachricht: Die Realschule zieht in das Gymnasium. Was bedeutet das für Sie?
Schmitt: Das bedeutet, dass wir darüberhinaus nicht vergessen sollten, unser Schulhaus attraktiv zu halten, solange wir noch hier sind. Und das Wichtigste: Kein Unterrichtsbetrieb in einer Baustelle!
Zur Person:Matthias Schmitt ist in Würzburg geboren und in Kitzingen aufgewachsen. Sein Referendariat absolvierte er in Dachau und Schrobenhausen. Im Jahr 2000 kam er an die Realschule Marktheidenfeld. 2010 wurde er zweiter Konrektor, 2017 erster Konrektor der Schule. Seine Fächer sind Mathematik, Physik und Informatik.Der 47-Jährige lebt mit seiner Frau und seinen drei Söhnen in Lengfurt. In seiner Freizeit ist er am liebsten in der Natur unterwegs zum Wandern oder Bergsteigen.